Warum Vögel in der Wiener Burggasse bald in Kunst nisten
Die Feuerwand des Hauses in der Burggasse 84 ist beige, mit ein paar hellen Farbflecken überzogen und schmucklos. Noch.
Denn schon bald wird die Wand in eine Art Vogel-Hotel umfunktioniert. Allerdings nicht in irgendeines: Gestaltet wird es (so wie das bei Hotels ja gerade im Trend liegt) von einem Künstler - und zwar im Rahmen des Straßenkunst-Festivals Calle Libre. Die diesjährige 7. Ausgabe startet Anfang August.
Dann wird der Graffitikünstler Crazy Mister Sktech drei Mauersegler auf die Feuerwand sprühen. In das Bild werden Nistkästen für eben diese Vogelart integriert.
Und das funktioniert so: Ab nächsten Montag - also in genau einer Woche - wird eine Skizze aufgemalt und anschließend mit Farbe ausgestaltet. Am Donnerstag rückt dann eine Firma an, die rund 20 Quader aus Holzbeton - die Nistkästen - montiert.
Diese wird Crazy Mister Sktech besprühen: Die Nistkästen werden nämlich Teil der Kulisse der Vögel sein.
Nistplätze werden weniger
Am Freitag soll dann alles fertig sein. Das wird am Abend
mit einer Party im gefeiert, bei der auch verschiedene Graffiti-Künstler anwesend sein werden. Das Wandbild wird sowohl vom Park, als auch vom Gehsteig aus zu sehen sein.Die Idee für das Projekt stammt von Max Hoffmann. Er ist grüner Bezirksrat in Neubau - und um Superlative nicht verlegen: Das Projekt in Neubau sei weltweit das erste, das Wandbilder und Artenschutz verbinde, sagt er.
Hintergrund: Mauersegler bevölkern Giebel, versteckte Mauerlöcher, Stuckelemente oder Plätze unter Dachrinnen. "Durch Dachausbauten oder Fassadensanierungen sind ihre Nistplätze oft gefährdet", sagt Ferdinand Schmeller von der Umweltschutzabteilung (MA 22) der Stadt Wien.
Die neuen Nistkästen sollen den Vögeln eine Alternative bieten. Die MA 22 stellt die Kästen zur Verfügung, der Bezirk finanziert die Montage.
Tonband lockt Vögel an
Einziehen werden die ersten Bewohner wohl aber erst nächstes Jahr. Mauersegler fliegen nämlich bereits im August in Richtung ihrer Winterquartiere in Afrika.
Damit sie bei ihrer Rückkehr im Mai die neuen Quartiere finden, werden in der Burggasse Klangattrappen aufgestellt. Sie imitieren die charakteristischen Schreie der Mauersegler und sollen sie anlocken.
Möglich ist das Projekt übrigens deshalb, weil Ilse Bauer, Eigentümerin des Hauses in der Burggasse 84, die Feuermauer zur Verfügung stellt. Die 83-Jährige ist ein Wandbild-Fan: Ihr gehört auch das Nachbarhaus an der Nummer 82, das bei einer der vergangenen Calle-Libre-Ausgaben besprüht wurde.
„Ich freue mich, einen Beitrag leisten zu können, den Mauerseglern im nächsten Jahr einen guten Nistplatz zu bieten. Und gleichzeitig bekomme ich ein schönes Graffiti", sagt sie.
Der grüne Bezirkschef Markus Reiter hofft, dass andere Hauseigentümer das Projekt nachahmen: "Wir möchten andere Hausbesitzer überzeugen, sich auch zu beteiligen, und gemeinsam mehr Aufmerksamkeit auf die tierischen Bewohner der Dächer Wiens lenken.“
Live-Paintings und Workshops
Die Feuermauer in der Burgasse ist freilich nicht die einzige Wand, die im Rahmen von Calle Libre umgestaltet wird: Ab 3. August kann man auch in der Wassergasse 4 im 3. Bezirk, in der Kirchengasse 44 im 7. Bezirk, in der Penzinger Straße 98 im 14. Bezirk und in der Paltaufgasse 2 im 16. Bezirk Künstler beim Sprayen beobachten.
Zusätzlich finden geführte Touren zu Graffiti, Partys und Workshops statt. Das Motto lautet dieses Jahr "Future Perfect" und beschäftigt sich mit Utopien. (Das gesamte Programm ist hier zu finden.)