Volksschule im Sophienspital ist abgesagt, der Bezirkchef verärgert
Markus Reiter ist ein Bezirkschef, dem seine Amtskollegen aus anderen Bezirken in Zeiten von Rot-Grün gerne angekreidet haben, dass ihm das Rathaus jeden Wunsch erfülle – vor allem, was seine vielen Begegnungszonen angeht. Für andere Teile Wiens bleibe da nichts übrig, so der Vorwurf.
Jetzt, unter Rot-Pink, findet sich der grüne Vorsteher von Neubau nun selbst in der Rolle des Bittstellers wieder.
Anlass ist der Umstand, dass auf dem Gelände des früheren Sophienspitals beim Westbahnhof nun doch keine Ganztagesvolksschule gebaut wird. Laut ursprünglichem Plan sollen auf dem Gelände bis 2024 rund 180 geförderte Wohnungen (darunter 18 Gemeindewohnungen), Kulturangebote, Gastronomie, ein Park, ein Kindergarten und eben eine Volksschule entstehen.
Für Letztere sei im Rathaus 2018 auch Bedarf festgestellt worden, so Reiter. Entsprechend plante man, im Mai 2020 stand nach einem das Bauträgerwettbewerb Siegerprojekt fest.
Doch dann kam die Wahl: „Danach wurde uns völlig unvorhersehbar mitgeteilt, dass kein Bedarf mehr vorliegt.“
Wiederkehr gefordert
Nun geht Reiter in die Offensive: Nachdem ein Beharrungsbeschluss im Bezirksparlament und Gespräche nichts geholfen hatten, lud er am Montag die Medien ins Sophienspital. An seiner Seite: die grüne Gemeinderätin Julia Malle und Bildungsexpertinnen.
Es war so etwas wie eine kleine Premiere: Zu einem eigenen Pressegespräch, um die Stadtregierung zu tadeln, konnten sich die Grünen (auch wegen Corona) bisher nicht durchringen.
Die Stadt vergebe mit dem Aus für die Schule eine „Jahrhundertchance“, kritisiert Reiter. So bald werde sich im stark verbauten Neubau nicht wieder die Möglichkeit bieten, eine öffentliche Schule mit angegliedertem Park zu errichten.
Wie wichtig derartige Freiflächen sind, habe nicht zuletzt Corona gezeigt. Und: der Zugang zu Grün sei sozial ungleich verteilt. Von den insgesamt fünf Volksschulen in Neubau haben laut Reiter nur die zwei privaten „ausreichend Zugang“ zu Grünflächen.
Generell tut Rot-Pink aus Reiters Sicht zu wenig, um Schulen an den Klimawandel anzupassen. Seine Wunschliste ist lang: Begrünung, Außenbeschattung, Entsiegelung von Innenhöfen.
„Ich vordere Bildungsstadtrat Wiederkehr auf, aktiv zu werden und die finanziellen Mittel sicherzustellen“, sagt Reiter.
55 Gemeindewohnungen
Aus dem Büro von Christoph Wiederkehr (Neos) heißt es, dass es laut den Zahlen – etwa jenen aus der Bevölkerungsprognose – im 7. Bezirk nur einen „geringen Bedarf an zusätzlichen Volksschulklassen geben wird“.
An bestehenden Schulen gebe es Potenzial für weiteren Klassen, ebenso hätten die Nachbarbezirke Kapazitäten.
Einen Alternativplan für die Schule gibt es übrigens auch schon: Statt den Klassen sollen laut Wohnbauressort 50 bis 55 Gemeindewohnungen entstehen.