Szene-Wirt Schlacher wird neuer Pächter am Cobenzl
Von Bernhard Ichner
Im Herbst 2022 wird das runderneuerte Schloss-Restaurant Cobenzl wiedereröffnet. Allerdings mit einem anderen Pächter als gedacht. Nachdem Unternehmer Martin Rohla im Zuge der Corona-Krise als Vertragspartner der Stadt absprang, stieg Gastronom Bernd Schlacher relativ kurzfristig in das Projekt ein. Er betreibt unter anderem das "Motto am Fluss" und alsbald auch die Motto-Bäckerei auf der Mariahilfer Straße.
Bis das Schloss-Restaurant Cobenzl seine Pforten wieder öffnet, ist aber noch viel zu tun. Das desolate Rondell-Café wurde bereits abgerissen und wird auf den historischen Grundfesten in ähnlicher Form neu errichtet. Geplant sind unter anderem ein öffentlich zugänglicher, konsumfreier "Sky-Walk" (also eine Dachterrasse) mit Blick über die Stadt und mehrere Veranstaltungssäle. Durch die behutsame Entnahme der baufälligen Nebengebäude sollen Schloss und Meierei zudem optisch in den Vordergrund rücken.
Objekt gehört in 30 Jahren der Stadt
Finanziert wird der Mix aus historischem Altbestand und modernem Design, für den die Berliner Realarchitektur und Mostlikely Architecture aus Wien verantwortlich zeichnen, von der Weitsicht Cobenzl GmbH. Deren Gesellschafter: Das Immobilienunternehmen Supernova um Geschäftsführer Frank Albert und neuerdings Bernd Schlachers Motto-Group.
Als Vertragspartner der Stadt investiert die GmbH 20 Millionen Euro - fünf Millionen mehr als zum Zeitpunkt als "Habibi & Hawara"-Mastermind Rohla noch Mitgesellschafter war. Nachdem sich dieser zurückgezogen hatte, weil ihm "das stark auf Events basierende Projekt in Zeiten von Corona zu unsicher" war, stieg Schlacher mit eigenen Vorstellungen ein. Die fünf Millionen, die diese mehr kosten, teilt er sich zu je 2,5 Millionen mit der Stadt Wien. Der Pachtvertrag läuft 30 Jahre - danach fällt das Objekt zur Gänze in den Besitz der Stadt.
Es sei zwar unüblich, dass ein Unternehmen das Objekt, das es pachtet, selbst bezahlt, räumt der zuständige Forstdirektor der Stadt, Andreas Januskovecz, ein. Dafür habe man sich aber auf eine moderate Jahrespacht geeinigt. "Ich habe das durchbudgetiert", erklärt Schlacher, warum er mit dem befristeten Pachtvertrag gut leben kann. "Die Stadt war immer gut zu mir", sagt er. "Und mir macht das Projekt Spaß."
Corona ändere daran nichts. "Ich glaube fest daran, dass die Gastronomen im März, April kommenden Jahres wieder ein normales Leben haben werden", erklärt Schlacher. Ab 2022 würden zudem wieder internationale Veranstaltungen möglich sein.
Geheimnis um kulinarisches Konzept
Er habe das bestehende Konzept bloß verfeinert, sagt der künftige Pächter zum KURIER. Etwa sei ursprünglich die Einrichtung nicht mitbudgetiert gewesen. "Veranstalter hätten also ihre Tische und Stühle selbst mitbringen müssen." Das wurde nun geändert.
Über sein kulinarisches Konzept will Schlacher dagegen noch nicht mehr verraten als dass die Gerichte direkt im Schloss-Restaurant Cobenzl zubereitet werden sollen. Was genau die Gäste erwartet, werde man im Sommer 2022 bekannt geben.
Seitens der Stadt, die mit dem ehemaligen (und mittlerweile verstorbenen) Pächter Olaf Auer ihre liebe Not hatte und das Objekt nach richterlichem Beschluss zwangsräumen lassen musste, ist die Freude über den Deal jedenfalls groß. Zumal Corona Investitionen dieser Größe nicht einfacher macht.
„Ich freue mich wirklich, in dieser so schwierigen Situation einen so exzellenten und erfolgreichen Gastronomen gewinnen zu können", betont der seit Kurzem für das Cobenzl zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).„Unser Ziel ist es, rasch ein attraktives Ausflugsziel für Wiener und Touristen zu schaffen." Der Stadt Wien sei "absolut dran gelegen, dass an dieser Top-Lage über den Weinbergen der Stadt eine neue und moderne Location entsteht“.