Chronik/Wien

"Stolz auf Wien": Stadt beteiligt sich an Edel-Italiener

Die Tische in den verglasten Iglus – mit den goldenen Kerzen und den Champagner-Kübeln – sind gedeckt. Für sechs Personen. Für acht Personen. Seit Mitte November stehen die vier Iglus vor der Trattoria Martinelli, dem Nobel-Italiener der Familie Barbaro im Palais Harrach auf der Freyung.

Sie waren gedacht für Corona-sicheres Dinieren im Kreise der Familie. Aber sitzen wird dort noch länger niemand.

Die Corona-Krise hat viele Wiener Unternehmen getroffen, auch den feinen Innenstadt-Italiener, bei dem man unter normalen Umständen jedenfalls reservieren muss. Jetzt hat Geschäftsführer Luigi Barbaro (Sen.) um eine Beteiligung der Stadt Wien an seinem Lokal angesucht – und den Zuschlag bekommen.

Im April wurde die „Stolz auf Wien“ Beteiligungs GmbH im Gemeinderat beschlossen. Sie ist ein Tochterunternehmen von Wien Holding und Wirtschaftskammer Wien – und ein Herzensprojekt von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ).

Die GmbH beteiligt sich damit mit maximal 20 Prozent und auf maximal sieben Jahre befristet – an krisengebeutelten Unternehmen. So kommen die Betriebe wieder an das notwendige Eigenkapital. Vor der Krise müssen diese allerdings wirtschaftlich gut dagestanden haben.

An insgesamt zwölf Unternehmen hat sich die „Stolz auf Wien“ GmbH bisher beteiligt – darunter mittlerweile auch an vielen Gastronomiebetrieben. Das Vestibül (im Burgtheater) und das Café Ritter (in Ottakring) waren zuletzt die prominentesten Beispiele.

Dritte Runde

Der Italiener Barbaro ist das in der aktuellen – der dritten – Beteiligungsrunde. 1994 gegründet, 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mehrfach Gault-Millau-ausgezeichnet. Doch die Krise hat Spuren hinterlassen.

Das Catering-Geschäft ist komplett eingebrochen, die Kosten für Personal und Wareneinsatz sind hoch, die Margen für die Gastronomen klein.

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Vier von den insgesamt zwölf Unternehmen sind neu in der Runde jener, die um Beteiligung angesucht und – nach eingehender Prüfung – den Zuschlag bekommen haben.

Abgesehen von Barbaro ist das noch die Carl Reiner GmbH (ein Wiener Traditionsunternehmen zur Herstellung von medizinischen Instrumenten), die 3B Infra Infrastruktur Management Systeme GmbH (ein Unternehmen für Eisenbahn-Infrastruktur) und das Palladion, eine Eventlocation auf 1.500 Quadratmetern im 21. Bezirk.

Doch 2021 ist kein gutes Jahr für Betreiber von Eventlocations. Es finden keine Messen statt, keine Firmenfeiern, keine Weihnachtsfeiern.

Mit insgesamt 1,6 Millionen beteiligt sich „Stolz auf Wien“ bei diesen vier Unternehmen. Wie hoch die Beteiligungen bei den einzelnen Unternehmen sind, wird nicht kommuniziert.

Das Geld für die Beteiligungen kommt von der Stadt Wien (20 Millionen Euro), der Wirtschaftskammer Wien (5 Millionen) und von beteiligten Banken und Geldgebern (Erste, Bawag, Bank Austria, Wiener Städtische).

Insgesamt seien so 3,6 Millionen Euro in strauchelnde Unternehmen investiert und 360 Arbeitsplätze gerettet worden. Wichtig ist, dass der erste Schritt von den Unternehmen ausgehen muss. „Wir wollen ja niemanden ködern“, sagt Hanke.

Private Investoren

Bis Ende 2021 soll so zwischen 60 und 70 Unternehmen geholfen worden sein, jeden Monat sollen vier dazukommen. Teil II der „Stolz auf Wien“ GmbH soll ausschließlich über private Investoren finanziert werden.

Edel-Italiener Luigi Barbaro pausiert mit seiner Trattoria Martinelli bis mindestens 7. Jänner. So lange muss die Gastronomie laut den aktuellen Corona-Regeln jedenfalls geschlossen bleiben. Die Glas-Iglus stehen auch nach dem 7. Jänner bereit – theoretisch bis 30. März.

Info: stolzaufwien.gv.at oder 0676 920 66 40 (Stolz-auf-Wien-Geschäftsführerin Barbara Forsthuber)