Chronik/Wien

Petition für Lorenz-Böhler - Ärztekammer kritisiert AUVA-Pläne scharf

Das AUVA-Traumazentrum Wien soll Synergien und Effizienz schaffen, doch derzeit gibt es mehr Anlass zu Unruhe, Argwohn und Kritik. Wie der KURIER berichtet hat, sollen die Häuser der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) - das Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler (20. Bezirk) und das Krankenhaus Meidling (12) – unter einem Dach firmieren. Dem AUVA-Traumazentrum.

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Geht es nach den Plänen der AUVA-Führung soll das LB zu "Wiens größter Ambulanz“ werden, im Krankenhaus Meidling künftig die Unfallchirurgie gebündelt werden. Um das zu bewerkstelligen, soll medizinisches Personal zwischen beiden Häusern rotierten. Hieß es 2016 noch, dies sei nur freiwillig, ist nun von einer verpflichtenden Rotation die Rede. Und zwar alle drei Monate, ab Oktober 2020. Ziel des Wechsels zwischen beiden Häusern sei der "Erhalt und Weiterentwicklung des Wissens der Mitarbeiter“, heißt es in einem AUVA-Papier. Weiteres gehe es um die "Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls der Mitarbeiter“ an beiden Standorten. Personal, das in fünf bis sieben Jahren in Pension geht, ist von der verpflichtenden Rotation laut AUVA-Unterlagen nicht betroffen. Beginnen soll die Rotation im Oktober.

Wie berichtet, befürchten Vertreter der Belegschaft, "diese Job-Rotation könnte die Qualität der Versorgung gefährden“ – und das Personal ist damit nicht allein.

Rudolf Silvan, SPÖ-Mandatar, Landesgeschäftsführer Gewerkschaft Bau-Holz Niederösterreich und Mitglied des Verwaltungsrates der Allgemeinen Unfallversicherung, hat die Online-Petition "Rettet das Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus“ ins Leben gerufen. Unterstützt haben die Petition am ersten Tag (Freitag, 17. Juli) haben über 1000 Menschen. Die Petition richtet sich an die Bundesregierung und fordert diese auf, "alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um das 1925 gegründete, weltweit anerkannte und auf höchstem Niveau agierende Unfallkrankenhaus zu erhalten oder zumindest rasch die Versorgung der PatientInnen am Standort Donauspital zu sichern".

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Rudolf Silvan ist nicht der einzige, der die Befürchtungen der Gewerkschaft und die der Belegschaft teilt.

"Zerstörung von gut eingespielten Teams"

Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, fordert gar einen sofortigen Stopp der Pläne sowie Verhandlungen zu den Umstrukturierungsplänen unter Einbindung der betroffenen Belegschaft. "Top-Down-Entscheidungen wie die Job-Rotation von Ärztinnen und Ärzten sind nicht zu argumentieren“, so Weismüller.

Diese Rotation bringe keine "Verbesserung der Fachkenntnisse“, wie es heißt, sondern führe "nur zur Zerstörung von gut eingespielten Teams und damit zu einem Qualitätsverlust.“ Würden künftig große Operationen nur mehr in Meidling durchgeführt, könne das zu einem Verlust der OP-Kapazitäten und zur schlechteren Versorgung der Patienten führen. Für Weismüller zeugen die Pläne in Zeiten von Corona, wie es in einer Aussendung heißt, "von einem ausschließlichen Fokus auf Einsparungen“, die Versorgungssicherheit steige damit keineswegs.

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“Nur die medizinischen Expertinnen und Experten vor Ort können beurteilen, was auch medizinisch sinnvoll ist. Einsparung und Abbau von Angeboten über die Hintertür von Job-Rotationen dürfen jedenfalls nicht passieren“.

AUVA-"Zielbild": "Zusammenführung an einem Standort

Die AUVA plant die Job-Rotation und hat ein "Zielbild" defniert. "Zukunftsvision der beiden Standorte" sei "entweder Zusammenführung an einem Standort oder Angliederung der Standortes Lorenz Böhler an ein Spital des Gesundheitsfonds (SMZ-Ost)". Weiter sei das "Zielbild beider Mannschaften: Erhalt der orthopädisch-traumatologischen Gesamtexpertise bei ausgewogener Auslastung an beiden Standorten" und "Gewichtung der Aufgabenbereiche an den jeweiligen Standorten."

Am bisherigen Standort des Böhler würde demnach lediglich die unfallchirurgisch-ambulante Versorgung verbleiben. Stationäre Operation sollen künftig im Donauspital oder in Meidling erfolgen.