Ostern einst: Wiener schummelten schon früh beim Eierpecken
Von Bernhard Ichner
Ostern ist das wichtigste Fest der Christenheit. Doch zum liturgischen Aspekt gesellt sich bei vielen Bräuchen ein sehr weltlicher, zum Glauben ein Aberglauben, wie Ethnologin Helga Maria Wolf weiß – und wie Beispiele aus Wien belegen. Wussten Sie etwa, dass ...
... es in Hernals einen künstlichen Kalvarienberg gab? Fertiggestellt 1714, existierte er aber kaum ein halbes Jahrhundert. Heute steht an dieser Stelle die Pfarrkirche Hernals. Untrennbar verbunden mit dem Wallfahrtsort war der Kalvarienbergmarkt. Er dauerte zwar die ganze Fastenzeit, sein Warenangebot regte allerdings nicht wirklich zum Fasten an. Typisch für das Sortiment war der Bamkraxler – ein Spielzeug, das die biblische Figur Zachäus darstellte. Dieser soll auf einen Baum gestiegen sein, um Jesus besser sehen zu können.
... Wiener zum Osterei, dem Symbol für Leben und Auferstehung, eine eigene Beziehung pflegen – etwa was das Eierpecken betrifft? Nicht nur gab es darin 2018 eine Meisterschaft. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts trachtete man in Wien danach, sich im Bewerb einen Vorteil zu verschaffen: Jenes Ende, das zum Pecken verwendet wird, wurde mitunter mit Gips ausgegossen.
... dass Pfarrer vom 16. bis ins 20. Jahrhundert ein Mal im Jahr derbe Witze von der Kanzel erzählen durften? Die Ostermärlein dienten dazu, das Kirchenvolk zum Lachen zu bringen und es ob der Auferstehung Christi von der vorherigen Trauer zu erlösen.
... dass die Kaufhäuser Gerngross und Herzmansky auf der Mariahilfer Straße bis in die 70er zu Ostern stimmungsvoll dekoriert waren? Im Streichelzoo konnten Kinder Häschen liebkosen und Mitarbeiter im Hasenkostüm sammelten Wünsche ein.
... in Wien erst relativ spät Ostermärkte aufkamen? Einer der ersten war 1990 jener auf der Freyung.
... früher am Karfreitag getrauert werden musste? Singen und Radiohören waren verpönt. Noch in den 60ern gab es am Karfreitag daher keine Radiowerbung.