Chronik/Wien

Lästige Schleichfahrten mit U-Bahn und Bim

Wer derzeit mit der U-Bahn durch die Stadt fährt, dem ist es vielleicht schon aufgefallen: An manchen Stellen sind die Züge mitunter quälend langsam unterwegs. Betroffen war davon zuletzt etwa der nördliche Teil der U4, aber auch andere Linien. Bei den Straßenbahnen ein ähnliches Bild: Auch hier häuften sich in jüngster Zeit entsprechende Wahrnehmungen von Fahrgästen.

Die Langsamfahrten sind überall dort notwendig, wo sich Schienen befinden, die nicht mehr einwandfrei sind, aber noch nicht ausgetauscht werden können.

Bei den Straßenbahnen sei das Problem der natürliche Verschleiß, schildert Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien. Ab-hängig von bestimmten Rahmenbedingungen haben die Schienen eine begrenzte Lebenszeit. Am kürzesten mit etwa sieben bis acht Jahren ist sie bei jenen, die in den engen Kurven der Ringstraße verlegt sind, die obendrein sehr stark befahren werden. Deshalb gebe es laut Steinbauer am Ring besonders häufig Gleisarbeiten.

Folge des Bim-Booms

Das erklärt aber noch nicht die aktuelle Häufung der Fälle stadtweit: Derzeit machen die Langsamfahrstellen immerhin zwei bis drei Prozent des Straßenbahn-Netzes aus. „Das hat damit zu tun, dass in den 80er- und 90er-Jahren besonders viele Straßenbahn-Geleise verlegt wurden, die jetzt alle in ein Alter kommen, in dem sie erneuter werden müssen“, schildert Steinbauer.

Der damalige Bauboom folgte übrigens einer Phase der Stagnation in den 70er-Jahren, als die Zukunft des Transportmittels Straßenbahn ungewiss war.

Kapazitätsproblem

Allerdings könne man nicht alle altersschwachen Schienen auf einmal tauschen, sagt der Wiener-Linien-Chef. Das ließe die stadtweite Baustellen-Planung nicht zu.

Es stünden auch nicht einmal ausreichend Facharbeiter zur Verfügung. Zusätzlich habe die Pandemie zu einem Rückstau bei den Erneuerungen geführt. Somit blieben als Übergangslösung nur die Langsamfahrten.

Laut Steinbauer werde es noch bis zum Jahr 2025 dauern, bis wieder eine Normalisierung eintritt. Auch wenn allein heuer 17 Kilometer Gleise, mehr als 50 Weichen und 30 Kreuzungen erneuert werden.

Harter, schwacher Stahl

Einen anderen Hintergrund haben die gehäuften Gleisprobleme bei den U-Bahnen. Vor rund 15 Jahren wurden dort Schienen aus härterem Stahl verbaut, da diese weniger verschleißen. Bei ihnen treten allerdings rascher als seinerzeit erwartet Ermüdungserscheinungen an der Oberfläche auf (die Belastbarkeit sinkt), was ebenfalls einen Austausch erforderlich macht.

Laut Steinbauer trete das Problem auch bei den Eisenbahnen auf. Dort habe man es durch die Wartung mit speziellen Schienenfräsen in den Griff bekommen. Künftig sollen solche Systeme auch in den U-Bahn-Tunneln zum Einsatz kommen.

Bei den U-Bahnen sei aktuell der Anteil der Langsamfahrstellen auch im einstelligen Prozent-Bereich, aber etwas höher als bei den Straßenbahnen, schildert ein Sprecher der Wiener Linien. Bis Jahresende sollen laut Steinbauer jedoch 90 bis 95 Prozent der betroffenen Schienen getauscht sein. Im Wesentlichen schafft man dies in den betriebsfreien Nachtstunden.