Chronik/Wien

Curry statt Ćevapčići: Ungar-Grill-Wirtin eröffnete das Shalimar neu

Die Discokugel hängt schon wieder. Darija Kasalo hat sie im Ungar Grill abmontiert und im Shalimar wieder aufgehängt. Ein Lokal von „der Wirtin“ ohne Discokugel, das wäre ohnehin für viele unvorstellbar.

Im Juni hat Kasalo, die sich ob ihrer Gastro-Tätigkeit geschäftlich nur noch „die Wirtin“ nennt, das bei Hipstern und (und solchen, die es noch werden wollten) beliebte Lokal Ungar Grill in der Burggasse in Neubau geschlossen.

Ein Streit mit der Hausverwaltung war dem Auszug vorausgegangen. Man will dort Wohnungen errichten, ein Lokal im Erdgeschoß sei nicht mehr erwünscht gewesen.

Aber nur eine Woche nachdem Kasalo die Schlüssel fürs Ungar Grill abgegeben hatte, ist ihr das ehemalige Shalimar in der Schmalzhofgasse in Mariahilf aufgefallen.

Sie hat nicht lang gefackelt und das Lokal übernommen. Seit 1. Oktober wird dort jetzt „indische Küche mit Wiener Akzent“ zubereitet.

Was das ist? Klassiker der indischen Küche – etwa Papadam mit dreierlei Dip, aber auch Curry vom Freilandhuhn mit Semmel-Pilz-Knödel. Letzteres wäre dann der „Wiener Akzent“. Außerdem gibt es veganes Kichererbsencurry, wahlweise mit indischem Brot oder Kurkuma-Reis. Außerdem Burger (Dry aged) und geröstete Knödel. Und sowieso alles auf Wunsch, sogar Gansl (falls jemand ein Catering braucht, man lasse es die Wirtin wissen).

Zubereitet wird das alles von Chefkoch Thomas Navratil. Der Chef im Lokal, das wissen Navratil und Kasalo, ist aber ohnedies wer anderer: da Vinci, Kasalos Hund.

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Zwei Jahre lang stand das Lokal in der Schmalzhofgasse 11 leer, bevor Kasalo es übernommen hat. Seit Mitte der 1970er-Jahre war dort das Shalimar untergebracht.

In ganz Wien bekannt war es deshalb, weil es als erstes indisches Restaurant überhaupt in Wien gilt.

Mitte der 1970er-Jahre hatte es Sushli Vadehra ursprünglich in der Inneren Stadt eröffnet. Und erstaunlich war das deshalb, weil die Auswahl an Gewürzen, die man für echtes indisches Essen brauchte, damals in Wien noch geradezu kläglich war.

Und so kam es, dass – zumindest ist es so überliefert – Vadehra ein Mal pro Monat mit dem Auto nach London fuhr, um sich mit indischen Gewürzen einzudecken.

Kunst statt Kitsch

Nach wenigen Jahren im 1. Bezirk war das Shalimar insgesamt 42 Jahre im 6. Bezirk zu Hause – und dort für viele erste Anlaufstelle in Sachen indischem Essen.

Doch vor einigen Jahren starb der langjährige Chef, und der Pächter, der das Lokal übernommen hat, ging in Konkurs. Jetzt versucht eben „die Wirtin“ Kasalo dort ihr Glück. Der einzige Inder im Grätzel ist man (längst) nicht mehr, aber Kasalo kann auf ihre Stammkunden zählen. „Die gehen halt jetzt ein Stück zu Fuß oder fahren mit dem Rad“, sagt sie.

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Neueröffnung im Krisen-Jahr, ist das schlau? „Lang warten bringt auch nix, man weiß ja nicht, wie lange das alles dauert“, sagt Kasalo. Nach exakt einem Monat Präsenz hat man jetzt – corona-bedingt – auf Essen zum Mitnehmen umgestellt. Mittwoch bis Freitag ist das von 12 bis 20 Uhr möglich, Samstag und Sonntag von 16 bis 20 Uhr.

Der Flügel aus dem Ungar Grill ist übrigens schon auf dem Weg nach Mariahilf. Und Kunst gibt’s im Lokal künftig auch, dafür ist der Kitsch jetzt draußen, sagt die Wirtin.