Chronik/Wien

Café Westend auf der Mariahilfer Straße sperrt nach mehr als 100 Jahren zu

In der Früh erklärte Johann Diglas auf KURIER-Anfrage noch, dass der Betrieb des Café Westend in den Sommermonaten lediglich eine kleine Pause einlegen würde. Wie schon im Corona-Sommer 2021. Am Abend stand dann fest: Das Café Westend wird am Donnerstag zum letzten Mal geöffnet haben.

"Unter den jetzigen Voraussetzungen ist es nicht möglich, den Betrieb aufrecht zu erhalten", sagt Johann Diglas, Spross der berühmten Wiener Cafétiers-Familie. Sehr hohe Fixkosten, hohe Energiepreise und dazu noch die Inflation. Das gehe sich bei der aktuellen Gästelage nicht mehr aus. Immer wieder sei es in dem Haus zu Wasserschäden gekommen, aktuell etwa zu einem in der Küche. Dem Vernehmen nach dürfte das Verhältnis zwischen Diglas und seinem Vermieter nicht das beste (gewesen) sein. 

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2018 hat Diglas das Traditionscafé still und heimlich übernommen, es "sanft renoviert", wie er damals zum KURIER sagte. An die Öffentlichkeit ging er erst, als sich der Kaffeehausbetrieb etwas eingespielt hatte. Abgesehen von Klassikern der Kaffeehausküche stehen seitdem auch moderne Gerichte auf der Westend-Speisekarte. 

Das Café Westend, am oberen Ende der Inneren Mariahilfer Straße gelegen, gehört zu den traditionsreichsten Kaffeehäusern Wiens. Beheimatet ist es im Zachariashof, einem 1899 vom Architekten Robert Prihuda errichteten großen Eckzinshaus. Darüber, wann es eröffnet wurde, gibt es unterschiedliche Erzählungen: 1899 gilt als das wahrscheinlichste Datum.

Diglas betreibt gemeinsam mit seiner Partnerin Cynthia Hartweger auch das Café Diglas im Schottenstift, das Café Weimar in der Währinger Straße und das Fischerbräu in der Billrothstraße.