Aus für Kultlokal: Neubau liegt jetzt nicht mehr am Nil
Von Josef Gebhard
Hummus, Falafel und Zigarren-Börek gehören heute längst zur kulinarischen Grundausstattung jedes Hipster-Lokals innerhalb des Gürtels.
Es gab aber eine Zeit, in der solche orientalischen Spezialitäten tatsächlich noch etwas Besonderes waren – am besten zu verkosten an einem besonderen Ort. Und das war das Café Nil in seiner besten Zeit zweifelsohne. Brachte es doch etwas exotisches Flair in den 7. Bezirk, noch lange bevor das modern war.
Das beginnt schon beim Namen, der an die legendäre Zigarettenmarke erinnert, deren blaue Packung schon bei vielen Fernweh hervorrief.
Es war denn auch eine Reise nach Ägypten, auf der Luitgard Eisenmeier ihren späteren Mann Abdel Halim Hassan kennenlernte. Bald hatten die beiden die Idee, in Wien ein orientalisches Café zu betreiben. Herausgekommen ist das Lokal in der Siebensterngasse. Eröffnet 1989, importierten die Besitzer für die Einrichtung eigens Tische, Stühle und Lampen aus Ägypten.
Dazu gab es regelmäßig das passende kulturelle Programm: Orientalische Tanzveranstaltungen, arabisch/deutsche Lesungen, dann aber wieder Abende mit italienischen Arbeiterliedern.
Abschied
Jetzt nach 32 Jahren schließt der beliebte Studenten-Treff seine Tür für immer. Das hat – wie zu erwarten – mit Corona zu tun, wenn auch nur indirekt: „Dass wir schließen, liegt nicht wirklich an der Pandemie, sondern leider an der ganzen Administration rundherum“, sagt Ex-Wirtin Eisenmeier zur Bezirkszeitung.
Für den Abschied hat sie sich etwas besonderes ausgedacht: Keine rauschend-sentimentale Party etwa, sondern eine Wandzeitung, mit der die Fenster des Lokals verklebt sind. Passanten und ehemalige Besucher können darauf noch einmal die Geschichte des Lokals nachlesen.
Stammgäste schwelgen auf Facebook in Erinnerungen. Manche erzählen, wie sie in dem Lokal für die Matura gelernt haben, andere schwärmen von den verrauchten Nächten.
Was nun mit dem Standort passiert, ist noch unklar. Eisenmeier ist aber zuversichtlich: „Wir Alten müssen Platz machen für jüngere Leute. Die nächsten Generationen werden zwar einiges anders, aber dennoch gut machen.“