Chronik/Wien

Adria am Donaukanal: Die Räumung hat begonnen

Vor dem Glashaus wird Donnerstagfrüh ein Gitterzaun aufgestellt. Menschen stehen im Kreis auf der Holzterrasse, manche mit Aktenkoffer, andere notieren etwas. Sie zeigen nach links und nach rechts und auf einen Container.

Eine skurrile Szene Donnerstagmorgen am Donaukanal. Wer sich hier versammelt hat? Gerichtsvollzieher, ein Sachverständiger, Anwälte. Außerdem: Gastronom Gerold Ecker, Pächter des Badeschiffs und des Glashauses, Martin Jank vom Wiener Gewässermanagement und Ulli Sima (SPÖ), zuständige Stadträtin. 

Grund für die Versammlung?

Es gibt Neues im Streit zwischen der Stadt Wien und  Gastronom Ecker. Nach langem Rechtsstreit ist es nun nämlich soweit: Pächter Ecker muss die Flächen rund um das Glashaus zwangsräumen. Bei der Begehung vor Ort wird diskutiert, was Ecker  wegräumt (Liegestühle, Paletten-Möbel, Terrassenteile). 

Was er nicht bis 18. Dezember selbst wegschafft, wird auf seine Kosten entsorgt. Dass Ecker überhaupt seine Flächen räumen muss, hat seinen Ursprung in einem Rechnungshofbericht. Darin wurde kritisiert, dass die Stadt Wien die Flächen am Kanal zu günstig vermietet hat und die Pächterauswahl intransparent ist. „Der Pächter hatte Flächen, für die er wenig Miete an die Stadt zahlte, zu viel höheren Preisen weitervermietet“, sagt Sima. 

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Dazu muss man sagen: Gerold Ecker gilt als Vorreiter und längstdienender Pächter am Donaukanal. Als am heute so lebendigen Wiener Erholungsort am Wasser noch wenig für dessen Weiterentwicklung getan wurde, betrieb er bereits das Badeschiff und das Glashaus sowie die umliegenden Flächen, die "Adria Wien". Die Miete allerdings dürfte tatsächlich nicht allzu hoch gewesen sein.

2017 jedenfalls schrieb die DHK (die Donauhochwasserschutz-Konkurrenz setzt sich aus Bund sowie den Ländern Wien und Niederösterreich zusammen und verwaltet die Flächen am Donaukanal, Anm.) daher insgesamt sechs Flächen neu aus. Die bisherigen Betreiber der Flächen  mussten sich neu bewerben. 

Während sich Central Garden, Hafenkneipe und Feuerdorf neu beworben (und Zusagen erhalten) haben, hat Ecker sich für „seine“ Flächen –  Vorkaifläche und  Adria – nicht beworben. Die Stadt hat sie deshalb an neue Betreiber vergeben (mit der Info, dass sie erst nach dem Rechtsstreit darauf Anspruch haben werden, Anm.).

Ecker ging rechtlich dagegen vor und weigerte sich, die Flächen zurückzugeben. Der für Juni geplante Räumungstermin wurde aufgeschoben, weil sich Ecker eines rechtlichen Kniffs bediente. 

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Kampf ums Glashaus

Allerdings: Das Glashaus selbst ist von der aktuellen Räumung nicht betroffen. Hier läuft nämlich parallel ein weiterer Rechtsstreit. Denn für das Glashaus, das auf einer Fläche der Stadt steht, gibt es eine eigene Räumungsklage gegen Ecker.

Diese wurde vom Obersten Gerichtshof abgewiesen, weil die Stadt ungenaue Flächenpläne  abgegeben hat. „Das wird jetzt noch ein Jahr dauern“, schätzt  Sima. Die Fläche rund ums Glashaus wird dennoch ab Frühling bespielt.

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Das Konzept „The Taste“ von Clemens Hromatka und Johannes Kriegs-Au von "Boxircus" hat gewonnen. Kriegs-Au organisierte in Wien jahrelang den Techno Ball, eine Veranstaltung, die Wiener Balltradition und Clubkultur vereinte. "Boxircus" wandelt Seefrachtcontainer aus Hamburg oder Rotterdam zu Küchen oder Bars um. Dieses Konzept kennen die Wienerinnen und Wiener bereits von der Donauinsel. Dort bespielen diese Container die Gastronomie-Angebote des "Copa Beach".

Am Kanal wolle man Streetfood-Konzepte testen. Etwa Teigtaschen des neuen Lokals Ballroom und neapolitanische Spezialitäten (wie „Pizza Fritta“) der Barbaro-Gastronomen.

Die Bäume auf der Fläche sollen bleiben, die Graffiti werden hinter einer Holzwand versteckt. Wie es weitergehen soll am Donaukanal, wenn zwar die Flächen vor der Adria, nicht aber das Glashaus selbst geräumt ist, bleibt fraglich.

„Wir haben bereits ein Mail an Herrn Ecker geschrieben, aber es ist nichts zurückgekommen“, sagt Kriegs-Au. Seine Gastro-Flächen will er jedenfalls rund ums Glashaus aufbauen. Der Kobel bleibt bis auf Weiteres  – genauso wie das Badeschiff – in der Hand von Gastronom Gerold Ecker. Er war für den KURIER nicht erreichbar.