Chronik/Österreich

Corona ist keine Bremse für den Salzburger Hotelboom

Die Notbremse ist schon gezogen, allein sie kam wohl zu spät. Trotz Corona herrscht in der Stadt Salzburg regelrechte Goldgräberstimmung für Hotel-Investoren. Die Pandemie hat daran vorerst nichts geändert. Wie die Salzburger Nachrichten berichten, gibt es in der Stadt aktuell elf Hotelprojekte mit insgesamt 2.000 neuen Betten, die im Entstehen, Fertigwerden oder in Planung sind.

Der Grund für den neuen Höhepunkt im seit Jahren andauernden Hotelboom ist relativ eindeutig. Bisher war es Betreibern möglich, bis zu einer Grenze von 119 Zimmern ein Hotel ohne Bewilligung als Beherbergungsgroßbetrieb zu eröffnen. Somit schossen in den vergangenen Jahren mehrere Hotels mit exakt 119 Zimmern in die Höhe. Die Stadtpolitik hat darauf reagiert, die Grenze für die Bewilligungspflicht wird per Jahresbeginn 2021 auf 60 Zimmer gesenkt.

Obergrenze überschritten

Viele der nun noch schnell eingereichten Hotelprojekte haben nun zwischen 60 und 119 Zimmer. Selbst die zuständige Vizebürgermeisterin gibt zu, dass der Stadt zuletzt die Kontrolle verloren ging. „Mit der Gesetzesänderung holen wir uns die Handlungshoheit, die wir zuletzt nicht hatten, endlich wieder zurück“, sagt Barbara Unterkofler (ÖVP). Die neue Regelung wird ins Raumordnungsgesetz des Landes geschrieben.

Doch schon vor Ausbruch der Pandemie hatte Salzburg mehr als 14.000 Hotelbetten. Die neuen Projekte würden einen Zuwachs von fast 15 Prozent bedeuten und die von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) vor der Pandemie ausgerufene Obergrenze von 15.000 Betten deutlich übertreffen. Ohne Kenntnis, wie und wann sich der internationale Tourismus nach der Pandemie wieder entwickelt.

Das sorgt in der Stadt angesichts weiter steigender Wohnungspreise und einer beginnenden Sozialkrise für Kritik. „Das Planungsressort ist jetzt gefordert, mit den Investoren zu verhandeln, damit anstelle von Hotelbetten leistbaren Wohnungen gebaut werden“, sagt Ingeborg Haller, Klubobfrau der grünen Bürgerliste. KPÖ-Plus-Gemeinderat Kay-Michael Dankl fordert den Schutz von gefördertem Wohnraum. „Jeder Baum ist in Salzburg besser geschützt als Wohnraum“, sagt er.