Steinhart will coronabedingte Risse in der Ärzteschaft kitten
Von Josef Gebhard
Viele Jahre musste Johannes Steinhart in der Position des Vizepräsidenten ausharren. Jetzt, mit 67 Jahren, ist er endlich ganz oben angelangt: Der Urologe aus Wien und langjährige Standespolitiker wurde beim Ärztekammertag in Bad Radkersburg zum Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) gewählt.
Die Entscheidung war nur noch Formsache, schon vor Wochen zeichnete sich ab, dass Steinhart von der ÖVP-nahen „Vereinigung“ von seinen Kollegen gekürt werden wird. Er folgt damit seinem langjährigen SPÖ-nahen Kontrahenten Thomas Szekeres nach. Ihn hatte er bereits nach den Kammerwahlen im März an Spitze der Wiener Ärztekammer abgelöst. Damit war der Grundstein für die Wahl zu Österreichs Ärztechef gelegt. Denn nur ein Präsident einer Landeskammer kann die Spitze der Bundeskammer erklimmen.
Polarisierung
Als eines seiner ersten Ziele formuliert Steinhart: „Die zuletzt aufgetretenen Risse in der Ärzteschaft müssen geschlossen werden.“ Gemeint sei damit die Polarisierung innerhalb der Mediziner, die im Zuge der Corona-Pandemie aufgetreten war. Sie führte nicht zuletzt dazu, dass Vertreter der impfkritischen MFG bei den jüngsten Kammerwahlen teils beachtliche Erfolge erzielen konnten. In Wien etwa gelang es ihnen, sechs von 90 Mandaten erobern.
Gegenüber dem KURIER kündigt Steinhart die Schaffung eines Corona-Expertengremiums in der Kammer an, um die interne Diskussion zum Thema auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Noch will er aber nicht verraten, wer dieser Gruppe angehören wird.
Bereits seit 2012 war Steinhart, ehemals Chef des Wiener Krankenhauses „Göttlicher Heiland“, ÖÄK-Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Für die Kollegen mit Kassenvertrag fordert er unter anderem eine Vereinheitlichung der angebotenen Leistungen. „Es kann doch im 21. Jahrhundert nicht sein, dass die Straßenseite, auf der ich wohne, entscheidet, wie meine medizinische Versorgung aussieht. Von unserer Seite liegt seit fast zwei Jahren ein fertiger einheitlicher Leistungskatalog bereit“, betont er.
Für die Spitalsärzte fordert er unter anderem den Abbau der Bürokratie.
Auch andere Stellen im Präsidium wurden neu besetzt: Erster Vizepräsident wird Harald Schlögel, Chef der nö. Kammer, der Tiroler Edgar Wutscher wird oberster Vertreter der niedergelassenen Ärzte. Obmann die Bundeskurie der angestellten Ärzte bleibt Harald Mayer aus Oberösterreich.