Chronik/Österreich

Seilbahner wussten frühzeitig um die Corona-Bombe Ischgl

Das Tiroler Paznauntal steht seit vergangenen Freitag unter Quarantäne, nachdem sich Ischgl in den Tagen zuvor zu einem Corona-Brandherd entwickelt hatte. Hunderte Gäste aus dem In- und Ausland haben sich im „Ballermann der Alpen“ mit dem Virus infiziert.

Tirol sieht sich deswegen mit massiver Kritik an seinem Krisenmanagement konfrontiert. Das Buch von hinten zu lesen, sei leicht, meint VP-Landeshauptmann Günther Platter inzwischen dazu. Und gesteht Fehler ein.

Am Freitag vom Ötztaler Blogger Markus Wilhelm über seine Plattform dietiwag.org veröffentlichte SMS des VP-Nationalratsabgeordneten und Tiroler Wirtschaftsbundobmanns Franz Hörl zeigen aber, dass man sich innerhalb der Branche früh dessen bewusst war, was sich in Ischgl anbahnt.

SMS an "Kitzloch"-Wirt

„sperre Dein Kitz Bar zu – oder willst Du schuld am Ende der Saison in Ischgl u eventuell Tirol sein“ (sic), schrieb Hörl – seines Zeichens auch Sprecher der Tiroler und der österreichischen Seilbahnwirtschaft – am 9. März an den Wirt des „Kitzloch“ in Ischgl.

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Das ist jenes Après-Ski-Lokal, in dem am 7. März ein 36-jähriger Barkeeper positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Der Betrieb lief, nachdem alle Mitarbeiter unter Quarantäne kamen, mit neuer Besetzung nach kurzer Unterbrechung weiter. Behördlich gesperrt wurde die Bar dann am Montagabend, nachdem klar war, dass sich rund um den 36-jährigen fünfzehn seiner Kollegen angesteckt hatten.

„Gras über der Sache“

Es ist jener Tag, an dem Hörl den "Kitzloch"-Wirt, der auch das bekannte  Après-Ski-Lokal "Kuhstall" in Ischgl betreibt, kontaktiert hat und in einer zweiten SMS vor der behördlichen Sperre u.a. meint:

„wenn eine Kamera den betrieb sieht stehen wir Tiroler da wie ein Hottentotten Staat und stehen ganz schnell auf der Deutschen Liste !! Der Image Schaden für Ischgl und Tirol ist unermesslich !!“ (sic) Hörl appelliert weiter an die Vernunft des Gastronomen: Nach einer Woche bis zehn Tage sei vielleicht Gras über die Sache gewachsen.

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Als am 13. März Landeshauptmann Platter das vorzeitige Aus der Tiroler Wintersaison verkündet, steht Hörl daneben und spricht von „einer Entscheidung, die ich mir gestern Früh nicht vorstellen hätte können“. Offenbar konnte sich der Zillertaler, der sich zu der Causa nicht äußern wollte, das Saison-Aus schon Tage davor vorstellen.

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