Neue Vorschrift: Plastikhufeisen für die berittene Polizei
Das Match zwischen der rot-grünen Stadt Wien und dem FPÖ-geführten Innenministerium um die geplante Reiterstaffel wird härter. Laut KURIER-Informationen soll den Pferden der berittenen Polizei nun auch noch vom Magistrat so genannte „Duplo-Hufeisen“ vorgeschrieben werden. Diese sind nicht nur umstritten, sondern aus zerbrechlicherem Kunststoff statt aus Eisen. Das könnte das Beschlagen und damit die ohnehin schon galoppierenden Kosten für das neue Steckenpferd der Exekutive noch weiter in die Höhe treiben. Offiziell ist der Grund, dass das Straßenpflaster damit geschont wird.
„Das verzehnfacht die Beschlagskosten“, meint Fiaker-Sprecherin Martina Michelfeit-Stockinger. Sie und ein weiterer Fiaker-Betrieb testen derzeit zwei Modelle dieser „Plastikschuhe“. Begleitet wird der Versuch von der Veterinärmedizinischen Uni. Rund 100 Euro kostet ein Beschlag mit Eisen, berichten Pferdeexperten, die mit Plastik rund 250 Euro.
„Am Anfang war die Abnützung so groß, dass sie sofort kaputt gingen“, sagt Michelfeit-Stockinger. Mittlerweile haben man das Produkt so weiterentwickelt, dass es nun rund eine Woche bis zehn Tage hält. Beim Eisenbeschlag sind es meist vier bis acht Wochen.
Wechsel alle zwei Tage?
Im Umfeld der Reiterstaffel soll man davon ausgehen, dass ein Plastikhufeisen teilweise nur ein oder zwei Tage halten wird. „Dieser Beschlag ist ein ziemlicher Humbug. Wir haben das versucht, manche Tiere haben nach zwei Tagen gelahmt“, sagt auch der Wiener „Fiaker-Baron“ Wolfgang Fasching. Nur die Wiener Fiakerin Carmen Blantz ist von Plastikhufbeschlägen überzeugt: „Für die Gelenke der Tiere ist es besser.“ Das ist aber unter den Experten eine umstrittene These.
Bei der berittenen Polizei in München wird auf Eisenbeschlag gesetzt. „Das hält länger. Wir laufen ja sehr viel auf Asphalt und Schotter. Da gibt es sehr viel Abrieb“, sagt Stallmeisterin Annett Fiebrich. Alle sechs bis acht Wochen müssen die Polizeipferde neu beschlagen werden. Bei den „Duplo-Hufen“ wäre der Intervall kürzer. Da beim Beschlagen immer wieder mal neue Löcher in die Hufe gesetzt werden müssen, ist das problematisch. „Da kommen die Hufe mit dem Wachstum gar nicht richtig nach“, sagt Fiebrich. Dass Kunststoffbeschläge weniger Straßenschäden verursachen, glaubt sie nicht. „Es geht um das Gewicht der Pferde. Bei 800 Kilo ist es egal, ob Eisen oder Plastik in den Asphalt drückt.“
Im Innenministerium weiß man von der Wiener Anordnung noch nichts und will dies deshalb vorerst nicht kommentieren. Dementiert werden hingegen Berichte von Kronenzeitung und KURIER-Informanten, wonach ein Polizist vergangene Woche vom einzigen Polizeipferd beim Training abgeworfen wurde.