Weiter Neuschnee: 4.000 Haushalte in Osttirol ohne Strom
Jetzt also auch noch „Yvonne“: Ab Dienstagmittag schiebt sich das nächste Italientief über Österreich und macht sich ausgerechnet dort breit, wo es jetzt schon Rekordniederschläge gab, in Osttirol und Oberkärnten. Bis Mittwoch bringt „Yvonne“ erneut bis zu 50 Zentimeter Neuschnee in den Tälern, vereinzelt sogar das Doppelte, etwa im Lesachtal.
Rekordmengen
Dabei sind die ab Freitag gefallenen Mengen längst Rekord, rechnet Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteororologie und Geodynamik (ZAMG) vor. In Lienz in Osttirol fielen wegen des Tiefs „Virpy“ 298 Millimeter Niederschlag. Das schlägt den bisherigen Lienzer Spitzenreiter aus 1966 (295 Millimeter).
Osttirol: 4.000 Haushalte ohne Strom
In Osttirol waren am Dienstagfrüh 4.000 Haushalte ohne Strom, berichtete der ORF-Tirol online. Wegen der Straßensperren und der Lawinengefahr sei es für die Mitarbeiter des Netzbetreibers Tinetz bislang unmöglich, in die betroffenen Bereiche zu gelangen, erklärte Sprecher Christian Ammer gegenüber dem ORF.
Betroffen sind die Bereiche Matrei in Osttirol, Kals, das Virgental, das Villgratental und Teile des Lesachtals.
Intensive Niederschläge, Muren- und Lawinenabgänge, Waldschäden sowie gesperrte Straßenabschnitte und Stromausfälle fordern seit 4. Dezember die Einsatzkräfte in einigen Teilen Tirols. Vor allem der Bezirk Lienz ist betroffen.
LH Günther Platter machte sich am Montag bei einem Lokalaugenschein ein Bild von der Situation: „In Osttirol herrscht derzeit eine extreme Wettersituation, aber auch andere Bezirke in Tirol sind betroffen. Jetzt geht es darum, dass alle zusammenhelfen – von den Gemeinden und den Blaulichtorganisationen über das Bundesheer und die Polizei bis hin zu freiwilligen Helferinnen und Helfern", erklärt LH Platter.
Im Kärntner Döllach gab es mit 238 Millimeter ebenfalls einen neuen Rekord. Die größten Mengen wurden am Wochenende freilich in Kornat im Lesachtal gemessen, 364 Millimeter. Dort gab es aber auch schon einmal mehr, 415 Millimeter (Oktober 2018).
Lawinenwarnstufe 4
Laut Informationen des Lawinenwarndienstes Kärnten galt für die Bergregionen in den Bezirken Spittal an der Drau und Hermagor Lawinenwarnstufe 4: "Die Hauptgefahr geht noch immer von möglichen spontanen Lawinen aus, welche aufgrund der Schneedeckenmächtigkeit auch noch größer sein können und exponierte Verkehrswege betreffen können."
Mit dem neuerlichem Schneefall, der ab der Mittagszeit einsetzen soll, wird die Schneedecke noch etwas mächtiger, hieß es vom Lawinenwarndienst. Mit einem Polizeihubschrauber wurden Erkundungsflüge in den besonders von den Schneefällen betroffenen Gemeinden Heiligenblut, Großkirchheim und Mörtschach unternommen. Auch ein Erkundungsflug im Lesachtal war geplant, wegen des schlechten Wetters musste der Hubschrauber allerdings umkehren.
Ungewöhnlich
Das sind Mengen, die für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich sind, bestätigt auch Meteorologe Florian Pfurtscheller vom Wetterdienst Ubimet. „Das sind 100-jährige Ereignisse. Aber die kommen eher September und Oktober als Regen vor und nicht im Dezember als Schnee.“
Trocken, aber nebelig
Der neuerliche Schneefall soll bis Mittwoch anhalten. Betroffen sind diesmal in Kärnten neben dem Lesachtal auch das Drau-, Gail- und Mölltal. Alles nördlich des Alpenhauptkammes und der Osten ist wie zuletzt wieder wetterbegünstigt: Die Alpen sind eine „klassische Wetterscheide“, begründet Pfurtscheller.
Ab Mittwochabend beruhigt sich die Lage aber auch im Westen und Süden. Es sollte sich trockeneres Wetter einstellen, obwohl es in den Tallagen „nebelgrau wird“, beschreibt der Meteorologe. „Mit den Schneemassen ist es vorbei.“