Chronik/Österreich

Jeder Zehnte war schon infiziert: Melk knackt 1.000er-Inzidenz

Die Corona-Zahlen steigen kontinuierlich an, das schlägt sich natürlich auch in der Statistik nieder. In ganz Österreich gibt es gerade einmal drei Bezirke, in denen der Trend nach unten geht, in zwei Regionen ist die Lage wenigstens stabil. Eine Inzidenz von unter 100 haben nur noch Hollabrunn und Murau.

Aktueller Ausreißer ist der Bezirk Melk mit einer aktuellen Sieben-Tages-Inzidenz von 1.010,50. Rekord ist das aber keiner. Im Bezirk Rohrbach (OÖ) lag die Sieben-Tages-Inzidenz am 12. November 2020 bei 1.619,48 - das ist der bisherige Spitzenwert auf Bezirksebene in Österreich.

Genauere Analyse

Die Sieben-Tages-Inzidenz gibt Auskunft darüber, wie viele Menschen sich pro 100.000 in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus infiziert haben. Konkret heißt das, dass sich im Bezirk Melk in der vergangenen Wochen eine von 100 Personen angesteckt haben.

Folgende Grafik zeigt die seit Ausbruch der Pandemie höchsten Sieben-Tages-Inzidenzen der verschiedenen Bezirke.

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In absoluten Zahlen weist die AGES für den Bezirk Melk 791 neue Fälle in der vergangenen Woche aus. Seit Beginn der Pandemie wurden im Bezirk bereits 8.226 Fälle registriert. Damit hat sich bereits jeder zehnte Melker Bürger - der gesamte Bezirk hat rund 77.600 Einwohner - mit dem Virus angesteckt.

Über die genauen Gründe kann nur gerätselt werden. Auffallend ist allerdings, dass auch Bezirke, die nahe an Melk liegen, hohe Fallzahlen aufweisen. Dazu gehören etwa Lilienfeld (714,15), Amstetten (526,6) oder Scheibbs (575).

Laut Land keine großen Cluster

Die hohen Inzidenzen in den niederösterreichischen Bezirken werden derzeit nicht durch große Cluster, sondern durch kumulierte Faktoren bestimmt, heißt es aus dem Büro der Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig. In den Bezirken Melk und Scheibbs werden ja seit dem vergangenen Samstag 3-G-Ausreisekontrollen durchgeführt.

Auch im Bezirk Melk, wo eine Sieben-Tages-Inzidenz von über 1.000 pro 100.000 Einwohner erreicht wurde, seien keine Groß-Cluster nachvollziehbar, heißt es. Infektionen in Firmen, in Schulen, bei privaten Zusammenkünften oder auch eine Kartenrunde tauchen bei der Analyse des Bezirks auf.

Eine generelle Überprüfung der Contact-tracing-Daten durch die Landessanitätsbehörde zeigt, dass 43 Prozent der Ansteckungen im sozialen Bereich, neun Prozent in Schulen und vier Prozent am Arbeitsplatz passieren, aber 38 Prozent nicht nachvollziehbar sind, wird aus im Büro der Landesrätin von einem „diffusen Infektionsgeschehen“ und einem  „community spreading“ berichtet.

Aufgrund des  steigenden Infektionsgeschehens wird jedenfalls erwartet, dass  für den Bezirk Lilienfeld  noch am Donnerstag  Ausreisekontrollen verordnet werden müssen. Der Bezirk Amstetten dürfte dann in den nächsten Tagen nachrücken.

Für Niederösterreich planen die Landespolitik und zuständigen Behören für den kommenden Mittwoch die nächste Lagebesprechung, bei der auch konkrete Maßnahmen gegen das Infektionsgeschehen besprochen werden sollen. Mit dem Beginn der nächstwöchigen Schulwoche erwartet man durch die steigende Zahl der Tests auch ein weiteres Ansteigen der Infektionsfälle.

Folgende Grafik zeigt die aktuellen Sieben-Tages-Inzidenzen in den verschiedenen Bezirken.

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