Chronik/Österreich

Kitzbühel nach Fünffachmord unter Schock: "Uns fehlen die Worte"

Nur wenig deutet am Montag in dem abgelegenen Ortsteil von Kitzbühel noch auf die schreckliche Bluttat von Sonntag hin. Mehrere Kerzen und Rosen liegen in der Hauseinfahrt, die Tür wurde mit einem Polizeiabsperrband versiegelt. 

Die Spurensicherung der Polizei ist wieder abgezogen und das zertrümmerte Fenster, über das sich der Täter Zutritt zu der Einlegerwohnung verschafft hatte, in der seine Ex-Freundin und ihr neuer Freund schliefen, wurde mit Holzlatten verschlossen. Das Auto des getöteten Eishockeyspielers steht noch vor dem Haus.

Das Gerücht, das eines der Opfer des Fünffachmordes in Kitzbühel ein Eishockeyspieler war, machte bereits am Sonntag in der Tiroler Stadt am Hahnenkamm die Runde. Die ehemaligen Mannschaftskollegen von Florian J. beim Erstliga-Verein Blackwings Linz erreicht die Nachricht kurz vor dem abendlichen Auswärtsspiel in Dornbirn.

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"Einige der Spieler hat es richtig hart erwischt", erzählt Blackwings-Manager Christian Perthaler. Sie hätten teilweise bereits im Nachwuchs mit dem 24-Jährigen gespielt, der 21 Spiele für den Verein in der ersten Liga absolvierte, ehe er diesen 2018 verließ.

"Wir verabschieden uns am Freitag gebührend von ihm", sagt Perthaler mit Hinblick auf das nächste Match. Auch die Eishockey-Liga will ein Zeichen setzen.

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J. dürfte der Freund jener 19-Jährigen gewesen sein, die samt Familie bei der brutalen Bluttat im Nobel-Skiort Kitzbühel ermordet wurde. Der 25-jährige, mutmaßlich Täter, dürfte aus Eifersucht am Sonntag, 6 Uhr Früh, an der Haustür der Familie geklingelt und danach mit einer Pistole fünf Menschen erschossen haben. Er stellte sich selbst der Polizei.

In der Nacht vor der Tat absolvierte der 24-Jährige sein erstes Match für seinen neuen Verein Adler Kitzbühel (Alps Hockey Liga), zu dem er aus der 3. Liga in Wattens gewechselt war.

Tiefe Bestürzung

"Florian ist erst im August zu uns gekommen", sagt Michael Widmoser, sportlicher Leiter der Adler, wo J. auch den Nachwuchs trainiert hat.

Egal ob ihn Linz, Wattens oder Kitzbühel. Der Schock sitzt bei allen Vereinen, für die der 24-jährige tätig war tief.

Das Schicksal des jungen Oberösterreichers zeigt, welche Wellen die schockierende Tat schlägt. Die treffen auch die kleine Stadt Kitzbühel mit voller Wucht. Sowohl die getötete Familie, als auch jene des Täters war in Kitzbühel bestens bekannt.

"Die Trauerfeier wird sicher sehr große Kreise ziehen", sagt Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler. Wann diese stattfindet, ist derzeit noch unklar. "Die Angehörigen der Familie, die in Nachbargemeinden leben, sind noch völlig von der Rolle", berichtet der Stadtchef.

Landesregierung hält Gedenkminute ab

Die Tiroler Landesregierung hat im Rahmen der Regierungssitzung am Montag eine Gedenkminute abgehalten. Die Regierungsmitglieder zeigten sich angesichts der Tat schwer erschüttert. "Uns fehlen angesichts dieser unfassbaren Tragödie nach wie vor die Worte. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer", sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP).

Tatortarbeit läuft weiter

Die Leichen der Opfer wurden am Montag obduziert. Mit Ergebnissen ist erst am Dienstag zu rechnen. Da soll dann auch die Tatortarbeit in dem Kitzbüheler Wohnhaus, wo sich das Drama abspielte, fortgesetzt werden.

Der Fünffachmord in den frühen Sonntagmorgenstunden in Kitzbühel stellt auch für das örtliche Kriseninterventionsteam (KIT) eine "riesen Herausforderung" dar. Dies sagte der Leiter des KIT in Kitzbühel, Gerhard Müller, am Montag im Gespräch mit der APA.

Noch nie habe es in dem bekannten Tiroler Wintersportort einen derart großen Einsatz gegeben, fügte er hinzu. Am Sonntag seien 22 Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams im Einsatz gewesen.

Um alles abdecken zu können, habe man sich auch Unterstützung aus dem Nachbarbezirk Kufstein und aus dem Salzburger Pinzgau geholt, berichtete Müller. Auch am Montag waren noch mehrere Teams des KIT mit rund 14 Mitarbeitern im Einsatz.

In Vereinen aktiv

Noch am Sonntag seien viele Anfragen beim Kriseninterventionsteam eingegangen. Diese müssen nun nach der Reihe abgearbeitete werden, so Müller. Sowohl die Opferfamilie, als auch die Familie des Verdächtigen seien im Ort sehr gut integriert gewesen, sie waren auch Mitglieder bei mehreren Vereinen, weshalb nun neben den Angehörigen auch ein großer Kreis an Bekannten und Freunden schwer von der Tragödie getroffen sei.

Beim KIT rechnete man damit „sicher noch die ganze Woche“ im Einsatz zu sein. Wichtig für das Kriseninterventionsteam sei es auch individuell und bedürfnisorientiert zu arbeiten. „Es gibt oft Leute, die zunächst glauben, sie schaffen es alleine, dann merken sie aber, dass es doch nicht geht“, erklärte Müller. Auch in diesen Fälle müsse das KIT oft Tage später noch ausrücken.

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