Chronik/Österreich

Kroatien-Urlaub: 40.000 Österreicher am Weg nach Hause

Am Sonntagnachmittag zieht der Kapfenberger Klaus Reismann, der für seine Firma die Wohnmobile auf einem Campingplatz auf der Insel Cres betreut, eine erste Bilanz. Und die stimmt ihn traurig: "700 Österreicher abgereist, drei sind geblieben."

Ständig läutet sein Telefon: "Lauter Absagen."

Klaus Reismann versteht die Welt nicht mehr: "Wir haben hier auf der Insel seit Wochen keinen Coronafall. Warum dürfen die deutschen, aber nicht die österreichischen Gäste ans Meer?"

Gespenstisch still war es zeitgleich im Hotel Bretanide auf der mitteldalmatinischen Insel Brač. Eva Maria Schlögl, Prokuristin bei Gruber Reisen, musste schon am Samstagnachmittag das Gros der Gäste in Richtung Flughafen verabschieden. Der letzte Charterflieger zurück nach Österreich hob voll besetzt ab. Gruber musste daher mit dem Auto heimfahren. Immerhin kam sie noch vor dem Stau in Graz an.

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Drei Stunden Wartezeit

Die längsten Staus entstanden nicht an den österreichischen Außengrenzen, sondern vor den Grenzen von Kroatien nach Slowenien. Besonders lange hat es etwa in Macelj gedauert – teilweise wartete man hier am Sonntagnachmittag laut ÖAMTC über zweieinhalb Stunden. Die Schlange wuchs wegen der strengen Grenzkontrollen auf drei bis vier Kilometer an. Deutlich länger staute es bereits in der Nacht auf Sonntag: Leser, die von Istrien heimfuhren, berichten dem KURIER, dass sie vier Stunden lang warten mussten.

An den österreichischen Außengrenzen kam es teilweise zu erheblichen Wartezeiten - allerdings doch weniger schlimm als zunächst erwartet. Wer auf der Pyhrnautobahn über den Grenzübergang Spielfeld wollte, musste sich auf mehrere Stunden Wartezeit einstellen. Um 17.30 Uhr standen die Heimreisenden laut Auskunft der Asfinag am Grenzübergang mehr als drei Stunden im Stau. 

Lediglich zu einem Zeitverlust von 15 Minuten kam es auf der Strecke von Laibach Richtung Villach über den Karawankentunnel.

Besonders streng wurde laut ÖAMTC auch die Grenze im burgenländischen Nickelsdorf kontrolliert – hier wartete man teilweise mehr als 60 Minuten.

Staus auch kommende Woche

Die Hotspots könnten in den kommenden Tagen bleiben: Obwohl ab Montag, die Reisewarnung für Kroatien in Kraft ist, könnten sich einige erst in den nächsten Tagen auf den Weg machen. Für sie gelten dann die strengen Einreisebestimmungen, die schon bisher für Länder wie Serbien, Bosnien oder dem Kosovo gegolten haben und ab Montag auch auf Kroatien ausgedehnt werden.

Sie brauchen dann bei der Einreise nach Österreich ein aktuelles negatives Testergebnis. Wenn ein solches an der Grenze nicht vorgelegt werden kann, muss innerhalb von 48 Stunden ab der Einreise ein Test nachgeliefert werden. Und bis dahin gilt Heim-Quarantäne. Diese Kontrollen könnten erneut für Staus sorgen. Grundsätzlich rät der ÖAMTC, bei der Einreise aus Slowenien kleinere Grenzübergänge zu verwenden – das ist aber nur Slowenen und Österreichern gestattet.

Das Gesundheitsministerium hat bereits am Freitag verstärkte und verbesserte gesundheitsbehördliche Kontrollen an den Grenzen zu Italien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn angeordnet. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf das „korrekte und leserliche“ Ausfüllen der entsprechenden Formulare für eine etwaige Heimquarantäne gelegt werden. Dafür soll es Schulungen für das Assistenzpersonal geben.

Stockenden Verkehr gab es am Sonntag aber nicht nur in Richtung Norden. Deutschland hat keine Reisewarnung für Kroatien ausgesprochen, weshalb sich am Sonntag zahlreiche Urlauber über die Karawanken-Autobahn (A11) von Deutschland durch Österreich Richtung Slowenien und Kroatien bewegten. Weniger als 35 Minuten wartete hier laut ÖAMTC kaum jemand bei der Weiterreise von Kärnten nach Slowenien. Bei vielen dauerte es sogar bis zu einer Stunde.

Und vor den Hauptgrenzen zu Bayern sind bei der Ausreise aus Österreich Zeitverluste möglich. Schon am Sonntag kam es auch am Walserberg bei Salzburg in Richtung Deutschland zu Wartezeiten, allerdings blieb es bei 15 Minuten.