Für Patientenanwältin inakzeptabel: "Virus rauscht durch Volksschulen"
Von Marie North
Scharfe Kritik an der Corona-Strategie der Regierung übt die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz in der ZiB 2 am Sonntag.
Die Verunsicherung in der Bevölkerung sei groß, so Pilz. "Aus Sicht der Patienten und Patientinnen ist es nicht zuträglich, dass wir eigentlich immer hinten nach sind. Dass wir die Schritte dann erst setzen, wenn wir schon wissen, dass negative Folgen eintreten."
Die Menschen hätten Sorge, keinen Platz auf einer Intensivstation zu bekommen, weil Ungeimpfte, die an Corona erkranken, auf die Intensivstationen kommen.
Auch fehle die notwendige Forschung über die Folgen von beispielsweise verschobenen Operationen durch die Pandemie. "Da wird noch viel zu tun sein."
Situation an den Schulen besorgniserregend
"Was mich auch ganz besonders sorgt, ist, dass wir jetzt im Moment zu wenig darauf achten, dass wir die Kinder und die Kleinen sicher durch die Pandemie bringen. Wie Professor Zwiauer zuletzt gesagt hat, ist Corona die schlimmste Infektionserkrankung, die Kinder bekommen können. Und es ist für mich absolut unakzeptabel, dass man es hinnimmt, dass die Pandemie durch die Volksschulen und Kindergärten rauscht."
Pilz für Impfpflicht für Pädagogen und im Gesundheitsbereich
Sie plädiert deshalb wiederholt für eine Impfpflicht bei den Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch beim Gesundheitspersonal.
"Wir sollten dort beginnen, wo wir was tun können, nämlich dass wir dafür sorgen, dass das pädagogische Personal, das Gesundheitspersonal geimpft ist. Es ist nicht zu akzeptieren, dass Eltern ertragen müssen, dass die Kinder ungeimpftem Personal ausgesetzt werden. Es ist auch nicht zu akzeptieren, dass man ins Spital muss oder zum Arzt, zur Ärztin und dort auf ungeimpfte Personen trifft. Machen wir unsere Hausaufgaben, verordnen wir eine Impfpflicht für diese Berufe."
Es müsse außerdem mehr Werbung für die Impfung gemacht werden, da müsse Geld investiert werden. Dass manche Ärzte vor Schulen gegen die Impfung sprechen würden, müsse aufhören – hier sieht Pilz auch die Ärztekammer in der Verantwortung etwas zu tun.
Kein Unterschied zwischen neuem und Stammpersonal
Der Siptalsträger habe eine Fürsorgepflicht, ebenso habe die pädagogische Einrichtung die Verpflichtung den Kindern nicht zu schaden, argumentiert Pilz.
Dass nur die Neueintretenden geimpft werden müssen, sei zu wenig. Diesen Unterscheid zwischen Neuen und Stammpersonal mache das Virus nicht.
Aus dem Bildungsministerium hieß es dazu laut den ORF-Radios, dass die Impfrate unter Lehrkräften mit 83 Prozent insgesamt ohnehin sehr hoch sei.