Corona-Ausbruch bei der Post: Bundesheer übernimmt Logistikzentrum
Im Post-Verteilzentrum in Hagenbrunn (NÖ, Bezirk Korneuburg) marschierte am Montag das österreichische
Bundesheer ein. 397 Soldaten und Zivilbedienstete wurden dort zum Packerlschupfen abkommandiert. Der Grund: Etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Post-Logistikzentrums müssen für zwei Wochen in Quarantäne. Auslöser sind einige Corona-Infektionen in dem Zentrum.
Nach Stand vom Samstag wurden 79 Post-Mitarbeiter aus Hagenbrunn positiv getestet. Wie viele es aktuell genau sind, könne man nicht sagen, erklärt Post-Generaldirektor Georg Pölzl bei einer Pressekonferenz am Montag. Damit die Pakete in den nächsten zwei Wochen aber dennoch alle ankommen, hat er das Bundesheer um Hilfe gebeten.
Nur etwa 20 Mitarbeiter der Post arbeiten aktuell noch in Hagenbrunn. „Auf die können wir einfach nicht verzichten, weil wir Mitarbeiter brauchen, die mit dem System vertraut sind“, sagt Pölzl. Dass das Bundesheer einspringt, sei notwendig, da die Post zur systemrelevanten Infrastruktur zählt, sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). In den Logistikhallen seien „höchste Sicherheitsmaßnahmen“ getroffen worden. Ein ABC-Team des Heeres hat die gesamten Hallen bereits vergangenes Wochenende desinfiziert. Ab sofort soll es laufend eine Reinigung geben.
Pausenräume
Wie konnte es trotz Sicherheitsbestimmungen zu den Infektionen kommen? Denn Vorschriften wie Abstandhalten galten im Betrieb. Wie und wo genau sich die Arbeitskräfte angesteckt haben, konnte Pölzl nicht sagen, aber er könne nicht die Verantwortung für das Sozialverhalten seiner Mitarbeiter trage“, erklärt er in Bezug auf Pausenräume und Busse, in denen Leiharbeiter täglich zum Zentrum gependelt sind. „Wir sind hier eben nicht in einem disziplinierten Umfeld wie beim Bundesheer“, fügt er hinzu.
Warum hier ausgerechnet das Bundesheer aushelfen müsse, erklärte Pölzl mit der schnellen Hilfestellung: „Wir haben uns gedacht, in Österreich kann das nur das Bundesheer.“ Binnen 24 Stunden habe man gehandelt. „Die Kosten für den Einsatz trägt die Post“, sagt Pölzl. Genaue Zahlen traut er sich nicht zu sagen. Grob geschätzt, könnten sich die Betriebskosten des Standortes aber verdoppeln.
Eine Verbindung der Infektionen gibt es auch zu einem Asylheim in Wien. Einige Asylberechtigte waren als Leiharbeiter im Zentrum beschäftigt. Für Aufregung sorgte dabei auch, dass es zunächst hieß, es handle sich um Asylwerber. Diese hätten gar nicht als Leiharbeiter tätig sein dürfen. Die Asylberechtigten waren aber laut KURIER-Informationen nur noch in Asylheimen wohnhaft, weil sie wegen der Corona-Krise nicht auf Wohnungssuche gehen konnten.
Laut Post-Gewerkschaftschef Helmut Köstinger ist der Einsatz von Leiharbeitern keine gute Lösung und nur für Spitzenzeiten, etwa zu Weihnachten oder in Ferienzeiten, sinnvoll. Der Konzern habe aber alle Schutzmaßnahmen getroffen, um die Verbreitung des Virus zu verhindern. Alleine, die Leiharbeiter hätten sich nicht immer daran gehalten, wie bereits erwähnt, obwohl die Informationen in zahlreichen Sprachen aufgelegt wurden. In den nächsten Tagen will Köstinger neuerlich mit dem Vorstand über eine dauerhafte Aufstockung der Stammmannschaft reden, um den Einsatz von Leiharbeitern zu minimieren. „Ganz verzichten werden wir aber nicht können, das wäre unrealistisch.“
Für Pölzl sind Leiharbeiter „Teil der Arbeitsrealität. Fixanstellung ist aber immer unser präferiertes Mittel“. Das seien nicht primär Kostenüberlegungen, denn Leiharbeiter sind tendenziell auch teurer als eigene Mitarbeiter.
Als nächstes Inzersdorf
Zwei Wochen Heim-Isolation könnte bald auch den Mitarbeitern des Post-Verteilerzentrums in Inzersdorf drohen. Etwa 70 positive Tests gab es dort, so die Infos von Montag. Eine Anfrage der Post an das Ministerium, ob das Bundesheer auch dort einspringen kann, werde gerade bearbeitet, kündigte Pölzl an.