Wr. Neustadt: Immo-Milliardär Hallmann baut neues Stadtquartier
Von Patrick Wammerl
Ähnliche Projekte kennt man sonst eher aus mondänen Metropolen wie London, Dubai oder Wien. Für 200 Millionen Euro baut Immobilien-Tycoon Klemens Hallmann in Wiener Neustadt ein neues Stadtviertel – und das nicht irgendwo an der Peripherie, sondern mitten in der Innenstadt auf dem Areal des alten Leiner-Möbelhauses.
Neben 600 Wohnungen, einem „Musischen Bildungszentrum“ mit Kindergarten, Volksschule, Neue Mittelschule und Musikschule wird es auf einer Grundfläche von 23.000 Quadratmetern einen Mix aus Geschäftsflächen, Gastronomie, Ärztezentrum und Fitness geben. Zur Diskussion stehen noch zwei, zwanzig Stock hohe Wohntürme mit einer geplanten Höhe von 61 Metern. Damit wären die Wiener Neustädter „Twin-Towers“ nur drei Meter niedriger als die Domkirche.
Im Herbst 2019 hatte die begehrteste Innenstadt-Immobilie den Besitzer gewechselt. René Benkos Signa-Gruppe hat das ehemalige Innenstadt-Möbelhaus nach der Übernahme der Kika/Leiner-Gruppe abgestoßen und an die Hallmann Holding verkauft.
Mit seiner 100-prozentigen Tochtergesellschaft SÜBA AG sowie mit dem Wiener Architekturbüro Moser Architects wurde Planungsprozess für eine „innovative Quartiersentwicklung mit höchsten Standards für Qualität und Nachhaltigkeit“ gestartet, so Hallmann.
Das Resultat wurde Montagfrüh im alten Leiner-Möbelhaus erstmals vor Journalisten präsentiert. Das alte Möbelhaus und das umliegende Parkhaus sollen dem Erdboden gleich gemacht werden. Der Autoverkehr wird mit 900 Tiefgaragenplätzen unter die Erde verbannt.
Auf dem darüber liegenden Areal zwischen Bahn- und Lederergasse entstehen mehrere Gebäudekomplexe die durch Dachfaltwerke der Innenstadt-Architektur mit ihren Steildächern ähneln sollen, sagt Architekt Marius Moser. Sein Büro zeichnete sich bereits für die Architektur von Großprojekten wie das Landesklinikum Neunkirchen, das Krebsforschungszentrum Med-Austron oder die Kinder-Rehaklinik Kokon in Bad Erlach verantwortlich.
56 Prozent der Gebäudefläche ist für Wohnungen in der Größenordnung zwischen 25 und 85 Quadratmetern vorgesehen. Die restlichen 44 Prozent nimmt das öffentlich nutzbare Angebot ein. „Das vorliegende Projekt ist für die Stadt Wiener Neustadt gleich aus mehreren Gründen von immenser Bedeutung. Erstens zeigt es, wie innovative Stadtentwicklung in Zukunft ablaufen wird: Wir verdichten bereits versiegelte Flächen im Stadtkern und können dadurch Grünräume erhalten. Zweitens schaffen wir mit dem Quartier neuen Wohnraum in der Innenstadt und sorgen damit für erhöhte Frequenz, was wiederum direkt dem Handel zugutekommt“, so Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP).
Mit dem neuen „Musischen Bildungszentrum“ will man das Platzproblem des völlig veralteten Schulstandortes in der Herzog Leopold-Straße lösen. Was die Höhe der beiden geplanten Wohntürme anbelangt, sei noch nicht das letzte Wort gesprochen. Der Vorschlag liege nun am Tisch. „Jetzt wird über die genaue Umsetzung diskutiert werden“, so Schneeberger.
Bürgerbeteiligung
In einem Bürgerbeteiligungsprozess hat die Öffentlichkeit von 5. bis 16. Oktober Zeit, auf dem Leiner-Areal Einblick in das Projekt zu nehmen. Durch den Einsatz von Fotovoltaik, Erdwärmesonden und Wärmepumpsysteme die Gebäudedecken als Wärme- und Kältespeicher nutzen und begrünte Fassaden und Dächer soll der CO2-Reduktion Rechnung getragen werden.
Ergänzt wird das „Green-Building-Konzept“ durch eine klimaschonende autofreie Zone. Neben der Tiefgarage sind E-Ladestationen, Fahrradstellplätze sowie Carsharing-Angebote und eine Bushaltestelle im Bildungscampusbereich vorgesehen, erklärt der Vorstand der SÜBA AG, Heinz Fletzberger.
Schülerideen sind gefragt
Barbara Meier, Model und Ehefrau von Klemens Hallmann, hat Wiener Neustädter Kinder und Schüler aufgerufen am Ideenwettbewerb zur Namensgebung des Stadtquartiers teilzunehmen. Den Gewinnern winken tolle Preise.
Die Projektpläne werden der Öffentlichkeit in der Zeit vom 5. bis zum 16. Oktober jeweils Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 15 Uhr bis 18 Uhr bzw. Mittwoch von 15 Uhr bis 19 Uhr am Leiner-Areal präsentiert. Nach einem etwa einjährigen Widmungsverfahren und dem anschließenden Baubewilligungsprozess erwartet man sich nach einer dreijährigen Bauphase die Fertigstellung im Jahr 2025.
Kritik aus der Opposition
Die Wiener Neustädter Grünen sprechen sich gegen das "Mega-Wohnbauprojekt mitten in der Innenstadt, gepaart mit Einkaufszentrum, Kultursaal und Schule" aus, sagte Klubobfrau Selina Prünster. "Zwar ist eine innerstädtische Verdichtung ganz in unserem Sinne, dass jedoch die Grenzen gesprengt werden, sehen wir sehr kritisch", fügte Gemeinderat Michael Diller hinzu.
"Die Geschäfte und die Infrastruktur werden aus den Fußgängerzonen hinausgezogen", sagte der Mandatar weiter. Zudem werde "keine nachhaltige Verkehrslösung mitgedacht", ergänzte Prünster.
Auf diese Kritik entgegnete die Wiener Neustädter ÖVP: "Anstatt sich zu informieren, sich mit den Details auseinander zu setzen und das Gespräch zu suchen, setzen die Wiener Neustädter Grünen lieber auf eigenes Halb- und Unwissen. Fakt ist: Die nachhaltigste Belebung der Innenstadt ist die Schaffung von Wohnraum. Das sagen alle namhaften Expertinnen und Experten. Nur die Wiener Neustädter Grünen wissen es natürlich wieder besser“, so VPWN-Klubobmann Matthias Zauner.