Warum Wr. Neustadt mitten in der 4. Welle "Ja" zum Nova Rock sagt
Von Patrick Wammerl
Die Stadt Wiener Neustadt hatte diese Woche mit 219,6 die dritthöchste 7-Tages-Inzidenz aller österreichischen Bezirke. St. Pölten hatte bei einem weit geringeren Infektionsgeschehen die Reißleine gezogen und das Frequency-Festival im August zum Ärger der Veranstalter abgesagt.
Einen anderen Weg hat man in Wiener Neustadt eingeschlagen, wo das Rathaus als zuständige Gesundheits- und Veranstaltungsbehörde nun grünes Licht für die Durchführung des Nova-Rock-Encore-Musikfestivals am 11. September gegeben hat. 25.000 Konzertbesucher werden an diesem Tag im Stadion zu den Acts von Seiler & Speer, Parov Stelar oder den Eurovision-Song-Contest-Gewinnern Måneskin singen, tanzen und feiern.
Jugend eine Chance geben
Wieso die Behörde auch mitten in der vierten Corona-Welle „Ja“ zu dem Massenauflauf an Menschen sagt, erklärt man so: Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) hob die Bemühungen des Veranstalterteams hervor, das Nova Rock Encore in Zeiten der Corona-Krise so sicher wie möglich zu gestalten. Er sehe es „als Chance, das Festival zum ,Flagschiff’ für kommende Konzerte machen zu können. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich als Bürgermeister Verantwortung für Jugend, Kultur und Wirtschaft habe und dass wir der Jugend eine Chance geben müssen, mit der Pandemie leben zu lernen“, so Schneeberger. Denn wenn Tausende zu einem Fußball-Match gehen dürfen, müssten auch für musikbegeisterte Jugendliche Veranstaltungen möglich sein.
Bereits im Vorfeld wurde mit Unterstützung des Public-Health-Experten Hans Peter Hutter und dem Simulationsforscher Niki Popper ein Covid-Präventionskonzept erarbeitet, das laut den Wissenschaftern deutliche Vorteile mit sich bringe: Für Festivalbesucher gilt die 2-G-Zutrittsregel, die bereits aus der Nachtgastronomie bekannt ist. Zutritt hat also nur, wer geimpft oder PCR-getestet ist.
„Diese Veranstaltung könnte motivierend für die jungen Menschen der ganzen Region sein, sich impfen zu lassen“, sehen die Verantwortlichen sowie auch der Veranstalter Ewald Tatar einen Benefit. So könnten das Konzert und vergleichbare Events eine Art Impfturbo bei der jüngeren Bevölkerung darstellen: So wie die Impfbusse, die derzeit durch Österreich touren, könnte es auch beim Nova Rock ein entsprechendes Impfangebot geben. Wie am Dienstag aus dem Wiener Neustädter Rathaus zu erfahren war, werden gerade alle Hebel in Bewegung gesetzt, um vor Ort auch Impfungen anzubieten, erklärt Kommunikationschef Matthias Zauner. Was die 2-G-Regel für Besucher betrifft, wird „die Einhaltung der Bestimmungen vor Ort selbstverständlich durch die Behörde und die Exekutive überprüft“, sagt Zauner.
Superspreader
Laut Tatar finalisiere man aktuell die Planungen zu Anreise- und Abreisemodalitäten, die man „schon bald“ auf der Website des Festivals sowie über Social-Media-Kanäle kommunizieren werde.
Laut Tatar haben sich die bisherigen Befürchtungen, dass sich solche Konzerte zu Superspreader-Events entwickeln könnten, nicht bewahrheitet. Seinen Aussagen nach gab es beim Szene Openair in Lustenau, dem Shutdown in Zwentendorf und anderen Konzerten mit knapp 40.000 Besuchern in diesem Sommer nur zwei bekannte Corona-Infektionsfälle.