Chronik/Niederösterreich

„Stärkt euer inneres Ich“

„Uns fehlt die Strategie, es gibt kein Repertoire an Erfahrungen, auf das man zurückgreifen kann.“ Die Krise um die Covid-Pandemie trifft viele Menschen hart und hat massive Auswirkungen auf die Psyche. Diese Erfahrung macht die Krisen- und Lebensberaterin Barbara Hörndler nahezu täglich. Die eingetragene Mediatorin erlebt die Nöte der Menschen derzeit in ihrer Praxis und hat sie aber auch am eigenen Leib erlebt. Und nicht nur das.

„Covid-19 ist garantiert keine banale Grippe. Ich hatte beides in massiver Form und kann nur vor Corona warnen“, sagt die Waidhofnerin. Anfang November zwang sie das Coronavirus ins Krankenbett. Drei Wochen Quarantäne, vierwöchige Trennung von ihren beiden Töchtern und extreme Gliederschmerzen und weitere Symptome hat die 39-Jährige hinter sich. Im Sommer noch 1.000 Kilometer in den Bergen unterwegs, „schaffe ich jetzt gerade einmal einen einstündigen Spaziergang“, sagt Hörndler.

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Schicksalsschlag

Immer auf Abstand bedacht, hat sich die Infektion über die Familie eingeschlichen. Schon früher erlebte Barbara Hörndler selbst schwere Krisen und ihre Ausbildungen haben ihr geholfen, die Erkrankung auch emotional zu bewältigen, erzählt die Mostviertlerin. Das prägendste Ereignis geschah für die Frau mit schulterlanger Haarpracht, als ihr 2017 binnen weniger Tage büschelweise die Haare ausfielen.

„Alopecia areata – eine Autoimmunreaktion, bei der sich der Körper gegen die Haare wendet. Als Frau mit einer Löwenmähne ein Schock für mich, den ich nur mit professioneller Hilfe psychisch überwinden konnte“, erinnert sie sich. Das Kapitel Perücke musste sie beim ersten Probiertermin abhaken. „Ich habe mich so unwohl gefühlt, das war nicht ich“, erinnert sie sich. Selbstbewusst steht sie mittlerweile zum Entschluss, mit kahlem Haupt unterwegs zu sein. Stückweise habe sie damals lernen müssen, sich selbst zu mögen, das Ich zu akzeptieren und den eigenen Körper wieder zu lieben.

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Das ist auch die aktuelle Botschaft an ihre Klienten. „Bitte stärkt nicht nur euer körperliches, sondern auch euer psychisches Immunsystem“, sagt Hörndler, die auch als Familienberaterin und zur außergerichtlichen Streitschlichtung als Mediatorin vermittelt wird. Im Moment sei es wichtig, auf die Bedürfnisse des eigenen Ichs zu hören, den Lockdown zu nutzen, um die eigene kleine Lebenswelt gut zu gestalten und zu genießen. Dabei rät sie zu bewussten medienfreien Zeiten. In der Krise werde zuviel Angst verbreitet, meint sie als eine, die es wissen muss. Als zweites Standbein ist Hörndler in der Kommunikationsbranche tätig. Und als Frau ohne Haare scheut sie nicht davor zurück, auch Kunden in der Friseur-Branche zu betreuen.