Satte Obsternte ist voll im Gange
Die lange prächtige Baumblüte, wenig Frostschäden und ausreichend Regen waren eine gute Basis für eine satte Obsternte im Mostviertel. Das recht mühsame Klauben des Mostpressobsts läuft derzeit auf Hochtouren. Je nach Qualität und Abnehmer werden passable bis gute Preise gezahlt. Wenngleich auch unzufriedenes Murren zu hören ist. In verschiedenen Initiativen wird versucht, die Verwertung des Obsts und das Bewusstsein um die Streuobstkulturen zu steigern.
Der Preis, den Bauern beim Verkauf von Pressobst erzielen, ist unterschiedlich. Bei Großabnehmern für die Saftindustrie werden elf Cent pro Kilo, bei größeren bäuerlichen Abnehmern bei guter Qualität auch 15 bis 20 Cent gezahlt, zeigt ein KURIER-Rundruf. Bis mit den kleinwüchsigen Mostbirnen eine Tonne und damit ein Erlös von 110 Euro erzielt werden kann, ist mehrstündige Arbeit in gebückter Haltung notwendig. „Das rentiert sich nicht“, ist da nicht selten zu hören. „Es gab schon schlechtere Preise“, aber ebenfalls. Vor allem aus der Industrie dürfte heuer die Nachfrage nach Pressobst höher sein, weil Tafelobst zweiter Qualität, das sonst zu Säften gepresst wird, wegen der Frostschäden schwerer zu haben ist, heißt es aus der Branche.
Obstaktion
Ob die Corona-Krise dazu beiträgt, die Verwertung regionaler Ressourcen auch beim Mostobst zu steigern und weniger Früchte unter den Bäumen verfaulen, ist noch unklar. Die „Leader Region Moststraße “ und der Obstbauverband motivieren jedenfalls Private, das Obst aus ihren Gärten bei regionalen Verarbeitern pressen zu lassen. Ein gestandener Birnbaum könne schon 300 bis 500 Kilo Birnen tragen, schätzt Verbandsgeschäftsführer Andreas Ennser. Da lohne sich der Transport zum Lohnpresser für einen gesunden Saftvorrat aus dem eigenen Garten schon, sagt er. Bei den Pressern gilt die Regel: Wer zehn Kilo Obst bringt, bekommt dafür einen Liter Fruchtsaft. Neben dem individuellen Nutzen wolle man „mit der Initiative zur Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für den Schutz der Birne, der Streuobstwiesen und der Kulturlandschaft in der Moststraße beitragen“, sagt Moststraßen-Obfrau Michaela Hinterholzer.
Zwischen Enns und Traisen gibt es geschätzt eine halbe Million Mostbirnbäume, die Kleinklima und Kulturlandschaft mitprägen. Verschiedenste Initiativen stützen die traditionelle Mostproduktion. Etwa die „Mission Most“, bei der junge Leute in zehn Kleingruppen von Profis bei der Mostproduktion unterstützt werden. In Euratsfeld produziert die Landjugend zum Teil mit gespendetem Obst, den Gemeindemost, der dann bei verschiedensten Anlässen ausgeschenkt wird.
Virus dämpft Mostherbst
Große folkloristische und kulinarische Events und Erntedankfeste sind heuer im Mostviertel aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht möglich. Mit der gepflegten und abwechslungsreichen Heurigenkultur und kleinen feinen Veranstaltungen wird versucht, das Publikum zu bedienen.
Selbst die feierliche Krönung der neuen Mostkönigin und ihrer Stellvertreterinnen auf Schloss Salaberg in Haag musste abgesagt werden. Wie es heuer um die Präsentation der Gödn- und Jungmoste steht, ist noch unklar. Auf nächstes Jahr verschoben wurde auch ein Termin der experimentellen Küche bei den „Mostviertler Feldversuchen“.
Festgehalten wird an der Mostviertel Craft-Serie: Da heißt es am 23. Oktober im Panoramastüberl Randegg: „Wilder Abend mit Craft, Cider und Bier“.
Weiterhin geöffnet und mit den besten Produkten der Region bestückt ist das Mostbirnhaus in Stift Ardagger.
Infos: www.mostviertel.at, www.mostheurige.com, www.moststrasse.mostviertel.at