Chronik/Niederösterreich/Sankt Pölten

Bodybuilding-Legende starb an Corona

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Österreichs Bodybuilder-Szene trauert um einen ganz großen Sportsmann ihrer Zunft. Wolfgang Schober, ehemaliger Bodybuilding-Weltmeister und Gründungsmitglied sowie aktiver Präsident der Österreichischen Amateur Bodybuilding und Fitnessföderation (ÖABFF), ist am vergangenen Montag im 63. Lebensjahr an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

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Pionier

Der Brigadier des Österreichischen Bundesheeres, der mit seiner Familie in Statzendorf bei St. Pölten lebte, hat sein Leben der Fitness und seinem in Bestform trainierten Körper untergeordnet.  Das heimtückische Virus riss ihn nun viel zu früh aus dem Leben, berichten Bodybuilding-Organisationen auf ihren Internetplattformen.

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Als Schober die Liebe zu seinem Lebenssport entdeckte, habe es in Österreich noch keine Fitnessstudios gegeben, heißt es im Nachruf des ÖABFF/NPC. Seine Liebe zum Sport sei bei jeder veranstalteten Meisterschaft spürbar gewesen. Erst Mitte September hatte Schober im VAZ St. Pölten den Bewerb „Pro Qualifier - The Austrian Oak“ erfolgreich abgewickelt.

Er war über Jahrzehnte eine der schillerndsten Persönlichkeiten im heimischen Bodybuildingsport. Zwischen den Jahren 1988 und 1994 war er Mitglied der Nationalmannschaft und nahm an Europa- und Weltmeisterschaften teil. 2013 gelang ihm ein organisatorischer Höhepunkt. Damals holte er als amtierender Weltmeister der Altersklasse zwischen 50 bis 59 von der IFBB (International Federation of Bodybuilding) die Weltmeisterschaften nach St. Pölten ins VAZ. Er selbst hatte 1983 erstmals die Bühne betreten und galt als Vorbild in Sachen Trainings- und Ernährungskonsequenz.

Vorurteile

Als stets imposante Bodybuilding-Erscheinung war Schober auch eine Gallionsfigur gegen das Klischee des IQ-schwachen Muskelmanns. Er machte beim Bundesheer steile Karriere. Er absolvierte die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt und schloss das Doktoratsstudium in Kommunikationswissenschaften ab und verfasste mehrere wissenschaftliche Arbeiten. 

Im Rang eines Obersts war der spätere Brigadier an der Landesverteidigungsakademie als Lehrer tätig. Davor leitete er die Abteilung für militärische Öffentlichkeit im Kabinett des Bundesministers. Den Kampf gegen Vorurteile gab der intellektuelle Sportler nie auf. „Das ist genauso wie das Klischee, dass eine blonde Frau dumm sein muss. Mir geht es am Nerv, aber das kriegst nicht raus“, ärgerte er sich in einem früheren KURIER-Portrait.

Schobers Wissen, Erfahrung und internationales Netzwerk werden den österreichischen Bodybuildern schwer abgehen. Die Frage, wie es weiter geht, stellt man sich auch beim ÖABFF. „Vorerst bitten wir um Verständnis, wenn wir etwas vom Gas gehen. Es gilt sich neu zu organisieren und Internes zu besprechen“, heißt es im Nachruf.

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