Chronik/Niederösterreich

Brisante Millionenpleite eines umtriebigen Betreibers von Asylheimen

Diese Großinsolvenz war eigentlich schon lange absehbar, ist aber für die engagierten Mitarbeiter wirklich bitter. "Ursache dieser Großpleite ist die Änderung der Asylpolitik der Regierung, viele Heime für Asylsuchende werden heute nicht mehr benötigt", sagt Insolvenzexperte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform im Gespräch mit dem KURIER.

So musste die Eder Beteiligungsverwaltungs GmbH um den umstriebigen Unternehmer und Unternehmensberater Herbert Eder Insolvenz anmelden. Das Unternehmen, das unter der Marke "SLC Asylcare" tätig ist, ist zahlungsunfähig und massiv überschuldet. Laut den Gläubigerschutzverbänden KSV1870 und AKV sind 162 Gläubiger und 38 Mitarbeiter von der Pleite betroffen.

Zuletzt wurden laut Insolvenzantrag 48 Standorte in Niederösterreich betrieben, doch auf den hinteren Seiten des Insolvenzantrags werden mehr Standorte angeführt: acht Standorte im Mostviertel, acht Standorte im Raum Lilienfeld-Traisen,zwei Standorte in Stockerau, drei Heime im südlichen Niederösterreich und 35 Standorte im Waldviertel.

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Umtriebiger Kräuterpädagoge

Herbert Eder ist nicht nur Unternehmensberater, sondern laut Internet-Homepage auch Professor Dr h.c., Dipl. Humanenergetiker, Dipl. Kräuterpädagoge, Spezialist auf dem Gebiet der Radionik, Biofeedback und NLS-Systemen. Er gibt auch an, dass er "eine Professur für Traditionelle Medizin an der Venlo University B.V., Niederlanden" hat und auch eine "Professur an der Staatlichen Universtität in Kirkistan" (sic!!!).

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Zugleich ist er Direktor der "Selfness Akademie Österreich", und Geschäftsleiter der SLC Selfness GmbH sowie "Leiter des Instituts für Informationsmedizin". Detail am Rande: Der KURIER konnte bei den Recherchen kein Land mit dem Namen Kirkistan eruieren, nur Kirgistan bzw. Kirgisistan. Offenbar ein Schreibfehler. Anmerkung: Die SLC Selfness GmbH ist aber solvent und nicht von der Insolvenz betroffen,

1,5 Millionen Euro Umsatz pro Monat

Aber zurück zur Großpleite: Seit 2010 wurden von der Eder Beteiligungsverwaltung zahlreiche Asylquartiere angekauft und betrieben." Im Jahr 2015 stieg der Bedarf an Asylquartieren enorm, sodass auch Containerdörfer aufgebaut wurden. Um die Verträge mit dem Land Niederösterreich erfüllen zu können, mussten zusätzlich zu den Eigenobjekten 140 Quartiere angemietet werden", zitiert der KSV1870-Experte Alexander Klikovits aus dem Insolvenzantrag. Denn zu den besten Zeiten setzte das Unternehmen mit 140 Mitarbeitern rund 1,5 Millionen Euro im Monat um. Eigentlich sollten sich die Investitionen schon innerhalb von zwei Jahren amortisieren. Das war offenbar zu ambitioniert kalkuliert.

Das große Geschäft blieb aus

Bereits im Dezember 2018 hat Eder im Gespräch mit dem KURIER erklärt, dass 100 der 600 Heimplätze nicht belegt sind und er jede Woche fünf bis zehn Asylwerber verliere. Zugleich erhalte er kaum noch Zuweisungen vom Land Niederösterreich. Offenbar kam es noch schlimmer.

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"Nachdem sich herausstellte, dass Asylwerber im Containerdorf nicht mehr untergebracht wurden, waren die in diese Dörfer getätigten Investitionen verloren. Es kam zu einem Verlust von 2000 Betreuungen von Asylwerbern", heißt es im Antrag weiter. In der Folge kam es zu massiven Liquiditätsproblemen. Eder musste die Reißleine ziehen und Insolvenz anmelden.

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Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten werden mit rund 5,7 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 4,3 Millionen Euro auf Banken, 829.629 Euro auf LIeferanten, 452.331 Euro auf öffentliche Abgaben und 154.565 Euro auf die Dienstnehmer.

Das Vermögen wird mit 4,2 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 3,5 Millionen Euro auf 23 Liegenschaften; sämtliche Liegenschaften sind mit hypothekarischen Höchstpfandrechten der regionalen Hausbank belastet. Im Zuge einer erfolgreichen Verwertung der Liegenschaften wird auch kein Erlös für die Insolvenzmasse abfallen.

 

529.000 Euro Minus auf dem Konto

Besonders auffällig ist aber, dass das Geschäftskonto des Unternehmens mit 529.563 Euro unter Wasser steht, sprich im Minus ist. Dieser negativer Saldo soll durch den Verkauf einer Privatliegenschaft Herbert Eders abgedeckt werden.

Indes zählen zu den Aktiva noch offene Kundenforderungen (220.000 Euro), die aber auch an die Hausbank abgetreten, sprich verpfändet wurden. Dazu kommen noch Büromaschinen (10.000 Euro), sieben Fahrzeuge (18.000 Euro), ein Bagger (5000 Euro) und Leasingfahrzeuge (5000 Euro). Das heißt, das freie Vermögen beträgt somit maximal 38.000 Euro.

Die Zukunft

Das Unternehmen soll durch einen Sanierungsplan mit 20 Prozent Quote für die Gläubiger entschuldet und saniert werden. Dazu müssen einzelne Standorte zusammengelegt und geschlossen werden. Das bedeutet auch einen massiven Mitarbeiterabbau. Zum Teil sollen die Sanierungsmaßnahmen bereits vor dem Insolvenzantrag eingeleitet worden sein.

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