Chronik/Niederösterreich

Rotes Kreuz: Wie Josef Schmoll Vertrauen zurückgewinnen will

 Josef Schmoll kann froh sein, dass er kein Politiker ist, denn da wäre die öffentliche Debatte um einiges intensiver geführt worden, wenn ein Präsident bei seiner Wiederwahl nur 59 Prozent der Stimmen erhält. Der Chef des Roten Kreuzes in NÖ muss seit der Generalversammlung am Donnerstag mit diesem Ergebnis leben. Er will jetzt aber auch entsprechende Schritte setzen, um das Vertrauen wieder zurückzugewinnen.

Es war bereits im Vorfeld darüber spekuliert worden, dass Präsident Josef Schmoll von den Delegierten einen Denkzettel erhalten wird. Zurückzuführen ist das in erster Linie auf den neuen Vertrag mit dem Land. Dieser regelt, dass die Ortsstellen der Rettungsdienste mit dem Land abrechnen müssen und nicht mehr mit ihren Gemeinden verhandeln können. Das war vor allem den größeren Rot-Kreuz-Stellen sauer aufgestoßen.

Gute Zusammenarbeit

Dass dieser Unmut gleich dafür sorgt, dass das Ergebnis der Wiederwahl unter die 60-Prozent-Marke rutscht, erstaunte aber doch alle. Vor allem die Vertreter des Landes und der Gemeinden, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) und Gemeindebund-Landespräsident Johannes Pressl (ÖVP). Sie bedankten sich alle beim Roten Kreuz für die gute Zusammenarbeit im Hinblick auf die Corona-Pandemie. Mikl-Leitner: „Es war eine große Herausforderung für jeden Einzelnen, aber vor allem für das Rote Kreuz. Und ich habe trotzdem kein einziges Mal gehört: Das können wir nicht, das schaffen wir nicht.“

Diese gute Achse mit der Landesführung zählte aber diesmal bei vielen Delegierten nicht. Auch nicht, dass Johanna Mikl-Leitner den neuen Rettungsvertrag als den richtigen Weg bezeichnete.

Schwieriger Umstrukturierungsprozess

Trotz der Streichungen ist Josef Schmoll überzeugt, dass der Vertrag mit dem Land wichtig war. Er will jetzt auf seine Rot-Kreuz-Organisationen im Land zugehen, um mit ihnen das Thema nochmals zu besprechen.

„Ich nehme das Ergebnis sehr ernst. Die vergangenen Monate haben uns nicht nur in vielerlei Hinsicht gefordert, sondern wir befinden uns aufgrund des neuen Rettungsdienstvertrages gerade in einem Umstrukturierungsprozess und diese Prozesse sind grundsätzlich nie einfach. Jedenfalls ist es mir aber ein Anliegen, genau zu analysieren, wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist“, sagt Josef Schmoll zum KURIER.

Und: „Hier gilt es, entsprechende Schritte zu setzen. Geplant wird beispielsweise eine Klausur mit den Bezirksstellenleiterinnen und Bezirksstellenleitern, um offene Themen anzusprechen und die nächsten Schritte gemeinsam zu gehen.“