Chronik/Niederösterreich

64-Jähriger erschlug Ehefrau mit Meißel: "Mein Hirn hat ausgelassen"

Fast 600.000 Euro Bargeld, Gold im  Wert von 500.000 Euro, außerdem Sparbücher und Wertpapiere sowie ein Haus im Bezirk Baden – Wert: rund eine Million. Es war ein Leben in Wohlstand, das der Angeklagte mit seiner Ehefrau führte. Vor Gericht spricht er von einer „Vorzeige-Ehe“ und erzählt von zahlreichen Traumreisen durch die ganze Welt.

 Am 24. August des Vorjahres fand all das ein jähes Ende: Durch 15 Schläge mit einem Meißel tötete der 64-Jährige seine Frau. Das gibt er am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt auch tränenreich zu. Ein geplanter Mord sei es jedoch nicht gewesen, beteuert der Mann. Vielmehr habe er aufgrund einer „Kränkung und Demütigung“ die Kontrolle über sich verloren.

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Zurückweisung

Nach dem Morgensport habe er sich zu seiner Gattin ins Bett legen wollen, sei von dieser jedoch zurückgewiesen worden. Mehr noch, sie habe seine Potenz infrage gestellt, sagt der 64-Jährige schluchzend. „Ich habe gedacht: Du undankbares Luder, nach allem, was ich für dich getan habe, willst du mich jetzt loswerden.“ In Rage habe er zu dem im Badezimmer zur Verteidigung gegen Einbrecher bereitgelegten Meißel gegriffen und zugeschlagen.

„Irgendwann hat sie sich nicht mehr bewegt“, erinnert er sich. Das Opfer starb an einem Schädel-Hirn-Trauma.

„Es gibt meines Erachtens  einen objektiven Beweis, dass diese Tat niemals geplant war“, meint Verteidiger Michael Dohr. Laut Pulsuhr hatte der Angeklagte wenige Minuten vor der Tat eine Pulsfrequenz von 66.  Zum Tatzeitpunkt betrug der Wert 190 und 47 Minuten später immer noch 109. „Hätte er den Mord geplant, wäre er kurz davor nicht so ruhig gewesen“, so Dohr. 

Eben jene Pulsuhr war es auch, die den 64-Jährigen überführte. Die darauf gespeicherten GPS-Daten führten die Ermittler zur Tatwaffe, die der Mann in einem Gebüsch entsorgt hatte. Nach der Tat hatte er die Katzenklappe aufgeschnitten und damit  „stümperhaft einen Einbruch fingiert“, wie Dohr einräumt. Weil das Einfamilienhaus von Kameras umgeben war, verursachte der Angeklagte einen Kurzschluss, dann brachte er den Meißel aus dem Haus, kaufte Frühstück und gab nach seiner Rückkehr vor, seine Frau tot aufgefunden zu haben.

Danach wurde er zunächst von der Polizei als Zeuge geführt, am Tag nach der Bluttat wurde er jedoch festgenommen.

Streit in der Ehe

Dass es schon seit Monaten zu Spannungen in der Ehe gekommen war, gibt der Mann zu. Nach einer Krebsdiagnose habe  sich die Persönlichkeit seiner Frau verändert, behauptet er. „Ich habe immer nachgegeben.“ So habe er sein Motorrad verkauft,  Segel- und Tauchurlaube aufgegeben sowie zugestimmt, einen Hund aufzunehmen, obwohl er keinen wollte. Trotzdem sei seine Frau „kälter  und gemeiner“ geworden, sie habe immer mehr Zeit mit einer Freundin verbracht. Er habe sich vernachlässigt gefühlt. 

"Da hat es mir die Füße weggezogen"

Verteidiger Michael Dohr spricht von einer „Spontantat aufgrund eines Gefühlsausbruchs“. „Es gibt absolut kein Motiv, warum er das getan hat“, betonte der Rechtsanwalt. Das vermögende Paar war laut Dohr seit 18 Jahren zusammen, davon 16 Jahre verheiratet. Die beiden „haben ein schönes Leben gehabt und es ist ihnen wirklich gut gegangen“, sagte der Rechtsanwalt. 

In einem Brief an ihn schrieb seine Gattin noch kurz vor der Bluttat. „Du bist in deinem Egotrip gefangen. Ich  hoffe, dass du das erkennst und nicht alles kaputt machst.“

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.