Explosion in Langenzersdorf: Vermisster tot geborgen
Der nach der Explosion in einem Mehrparteienhaus in Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg) von Freitagfrüh vermisste Mann ist am frühen Abend tot geborgen worden. Er lag unter den Trümmern, teilte Feuerwehrsprecher Franz Resperger mit. Das Opfer soll 60 Jahre alt sein.
Es dürfte sich um einen Bewohner handeln, der davor nicht erreicht beziehungsweise sein Aufenthaltsort nicht eruiert werden konnte. Schon zu Mittag hieß es, dass eine Person in den Trümmern vermutet wurde. Allerdings konnten die Einsatzkräfte den Unglücksort aus Sicherheitsgründen lange nicht betreten.
Laut Resperger durften in dem von der Explosion betroffenen Trakt des Objektes die Mieter nicht zurück in ihre Wohnungen. Sie seien größtenteils bei Familienangehörigen und Freunden untergebracht worden. Die Feuerwehr blieb dem Sprecher zufolge am Ort der Explosion und hielt Brandwache. Abbrucharbeiten sollen Samstagfrüh fortgesetzt werden.
Seit den frühen Morgenstunden sind Feuerwehr, Rettung und Polizei in Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg) im Einsatz. Ein Mehrparteienhaus wurde durch eine Explosion stark beschädigt. An der Ecke des Hauses ist das Dach eingestürzt und mehrere Stockwerke sind zerstört.
Landesrettungskommandant Werner Kraut vom Roten Kreuz NÖ erklärt: "Es sind derzeit 10 Personen im Gemeindesaal untergebracht und werden dort vom Kriseninterventionsteam betreut." Weiters sind sechs Personen verletzt, diese wurden in die umliegenden Krankenhäuser abtransportiert. Zum Gesundheitszustand der Verletzten machte Kraut keine weiteren Angaben.
Jedenfalls soll sich unter den Verletzten eine schwerverletzte Person befinden, wie Sonja Kellner, Sprecherin des RK NÖ gegenüber dem KURIER bestätigte.
Laut den Ermittlern hat sich die Explosion in einer Wohnung im zweiten Stock des Mehrparteienwohnhauses ereignet. Ein Gasanschluss ist in dem Wohnhaus vorhanden. Es sei aber noch viel zu früh Mutmaßungen über die Ursache anzustellen, so die Kriminalisten. Sobald das Gebäude betreten werden kann, wird mit der Ursachenermittlung begonnen.
Unterdessen ist auch das Österreichische Bundesheer zum Ort des Unglücks ausgerückt. 32 Soldaten des ABC-Abwehrzentrums helfen vor Ort. Im Einsatz sind Rettungs- und Bergekräfte, Brandschutz- und Sanitäts-Experten sowie mehrere Spezialfahrzeuge.
Vom Roten Kreuz Niederösterreich sind 25 Personen im Einsatz. Hinzu kommen etwa 100 Polizeibeamte sowie 150 Einsatzkräfte der Feuerwehr. Außerdem sind auch die beiden Rettungshubschrauber Christophorus 3 und 9 im Einsatz.
Weiters sind Kräfte der Wiener Berufsrettung, der Wiener Berufsfeuerwehr sowie Suchhunde im Einsatz. "Ein Statiker hat sich den Schutthaufen angesehen, jetzt wird gemeinsam mit einem Privatunternehmen und der Feuerwehr begonnen den Schuttkegel abzuarbeiten, weil wir noch nicht wissen, ob sich verschüttete Personen im Bereich vor dem Haus befinden", erzählt Franz Resperger, Sprecher der Landesfeuerwehr Niederösterreich.
"Dritter und vierter Stock komplett zerstört"
Die Löscharbeiten der rund 150 Einsatzkräfte der Feuerwehr sind zum größten Teil eingestellt. Gelegentlich flackern noch Glutnester auf, diese werden bei Nachlöscharbeiten beseitigt. Einsatzleiter Stefan Janoschek erklärt die ersten Minuten des Einsatzes: "Wir sind vor Ort angekommen und haben festgestellt, dass der dritte und vierte Stock des Wohnhauses komplett zerstört war und sich im Nahbereich vor dem Haus befunden hat. Wir starteten mit der Evakuierung des Hauses und konnten mit der Drehleiter unter anderem eine Person aus dem Stiegenhaus befreien, die dort eingesperrt war."
3. Dezember 1999: Kurz vor Weihnachten ereignete sich das bisher verheerendste Gas-Unglück in Niederösterreich. Nach einer enormen Explosion stürzt ein dreistöckiges Gebäude in Wilhelmsburg, Bezirk St. Pölten, ein. Bei der Gasexplosion kamen neun Menschen ums Leben. Ermittlungen ergaben, dass ein Blitzschutzmonteur bei Sanierungsarbeiten die Gasleitung angebohrt hatte. Die zur Schadensbehebung eingesetzten Techniker der EVN hatten es unterlassen, die Gaszufuhr abzuschalten, nur unzureichende Messungen durchgeführt und auch die einzelnen Wohnungen nicht überprüft, ehe die Evakuierung - zu früh - aufgehoben wurde.
1. Mai 2001: Bei einer Gasexplosion in einem Einfamilienhaus in Atzenbrugg (Bezirk Tulln) kam ein 24-Jähriger ums Leben. Ursache des Unglücks war ein Defekt in der Flüssiggasanlage.
24. August 2007: In einem Wohn- und Geschäftshaus im oberösterreichischen Mondsee trat Gas aus und explodierte. Vier Personen wurden verletzt, ein Wohnungsinhaber rang um sein Leben. Zwei der Opfer wurden später angeklagt: Sie sollen die Explosion beim Entleeren von Gasflaschen verursacht haben.
20. März 2009: Ein Menschenleben forderte eine Gasexplosion in einem Bauernhaus im nö. Heurigenort Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg). Eine 59-jährige Frau kam ums Leben, ihr 63-jähriger Mann erlitt schwere Verbrennungen.
11. April 2010: Verhältnismäßig glimpflich endete ein Gasanschlag in Fernitz (Bezirk Graz-Umgebung): Die Polizei fand heraus, dass der Ex-Mann einer 42-jährigen Hausbewohnerin eine Gasleitung angesägt und so eine Explosion verursacht hatte. Nur er wurde leicht verletzt.
3. Juni 2010: In der Früh kam es in einem Wohnhaus in St. Pölten zu einer verheerenden Explosion. Die Gasexplosion zerstörte das Gebäude zur Gänze. Fünf Menschen starben in den Trümmern. Untersuchungen ergaben, dass die Hauszuleitung defekt war - dort wo eine Starkstromleitung kreuzte.
26. April 2014: Ein Mieter manipulierte in einem Haus in Rudolfsheim-Fünfhaus die Gasleitung und löst eine Explosion aus. Der 19-Jährige starb, 13 Menschen wurden verletzt. Eine Frau konnte knapp acht Stunden nach dem Einsturz aus den Schuttmassen geborgen.
26. Jänner 2017: Ein 56-jähriger Mieter, der delogiert werden sollte, hatte absichtlich eine Gasexplosion herbeigeführt. Der Hausverwalter, ein Anwalt, der mit dem Gerichtsvollzieher die Wohungstür öffnen wollte, kam ums Leben, als sie das Schloss aufbohrten. Das Gas-Luftgemisch in der Wohnung hatte sich entzündet.
12. Dezember 2017: In der Erdgas-Verteilerstation Baumgarten im Bezirk Gänserndorfl kam es zu einer verheerenden Explosion. Ein Arbeiter starb, 21 Menschen wurden verletzt. Die Druckwelle war 180 Kilometer weit messbar. Ermittlungen ergaben, dass ein Bolzen mangelhaft befestigt war.
26. Juni 2019: In der Preßgasse in Wien-Wieden kam es zu einer verheerenden Gasexplosion. Ein 22-Jähriger hatte in Suizidabsicht ein Gasrohr manipuliert. Er sowie eine 29-jährige Mieterin starben. 15 Anrainer wurden verletzt, davon zwei schwer.
23. September 2019: Eine Frau kam bei einer Gasexplosion in einem Supermarkt in der Tiroler Gemeinde St. Jodock am Brenner ums Leben, es gab elf Verletzte. Bei Bauarbeiten war eine Gasleitung angebohrt worden.
Gegen 12 Uhr soll mit dem Abbau des Schuttkegels begonnen werden können. Suchhunde sind bereits jetzt im Einsatz. Unter anderem ist auch ein Schallortungsteam vor Ort, um Verschüttete zu finden.
LKA übernimmt Ermittlungen
Die Ermittlungen wurden von der Brandgruppe des Landeskriminialamtes Niederösterreich übernommen. Die Brandgruppe macht zusammen mit Sachverständigen die Ursachenermittlung. Laut LKA NÖ gehen die Ermittler aktuell von einer Gasexplosion im Obergeschoß gegen 7.30 Uhr aus.
Rund 100 Polizisten sind aktuell im Einsatz, wie Johann Baumschlager, Sprecher der Landespolizeidirektion NÖ erklärt. "Aktuell führen Beamte des Landeskriminalamtes Erhebungen durch. Es wird versucht mit den im Haus gemeldeten Personen Kontakt aufzunehmen. Das wird aber noch einige Zeit dauern."
Rund 60 Personen sollen in dem Haus gemeldet sein. Wie viele sich davon in den Morgenstunden noch im Haus befunden haben, ist derzeit unklar.
Der KURIER hat mit einem Anrainer über den Vorfall gesprochen: "Ich wohne fünf Häuser weiter und ware gerade dabei meine Tochter in die Tagesbetreuung zu bringen. Da hat es einen Knall gegeben, Fenster sind zerbrochen und ich wusste nicht was passiert ist."
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es seinen Kindern gut geht, lief der Anrainer auf die Straße. "Da hab ich nach links geschaut und auf einmal fehlt da eine Ecke von einem ganzen Haus. Die Polizei und Feuerwehr war auch sehr schnell da. Die Rettungskette hat also super funktioniert. Aber es ist ein schreckliches Bild da in der Straße."
Auch die Familie Jax hat die Explosion gehört. "Das ganze Haus hat gebebt", so Frau Jax, die mit ihrem Ehemann neben dem explodierten Haus wohnt.
„Es ist wie im Film, wie im Film“, sagt eine Frau, die in der direkten Nachbarschaft wohnt. Sie beschreib, dass ihre Kinder sich vor lauter Angst auf den Boden gelegt haben.
Ein Augenzeuge berichtet, dass er einen Arzttermin gehabt hätte, gegenüber von dem eingestürzten Haus. „Ich bin im Krankenstand und wollte nur zur Ärztin und dann kam der Knall. Die Erde hat gebebt.“
Bei besagter Ärztin gegenüber des explodierten Hauses arbeitet Ordinationsgehilfin Catharina Bär. „Es war so arg. Die Frau Doktor ist gleich mit dem Notarztkoffer raus gelaufen. Mein Sohn hat mich weinend angerufen. Der dachte an einen Terroranschlag. Ich habe sofort alle Leute angerufen, die ich kenne, ob es ihnen eh gut geht.“