Neuer Therapieort im Weinviertel für Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma
Von Anna Perazzolo
Fünf Jahre ist es her, dass Ylvie Pfeifer und ihre Familie aus ihrem bisherigen Leben gerissen wurden. Seit einem Autounfall im Jahr 2016 leidet die 23-Jährige an einem schweren Schädel-Hirn-Trauma. „Nun, nach so viel Zeit, sind wir zwar noch immer weit weg von gut, aber es geht Ylvie besser“, sagt ihre Mutter Sandra Pfeifer. Ylvie muss weiterhin rund um die Uhr gepflegt werden. „Das ist zwar ein schöner Job, aber auch sehr aufreibend und anstrengend. Und man vereinsamt sehr schnell“, sagt Pfeifer.
Schon früh hat die Familie bemerkt, dass sie mit ihrem Schicksal aber nicht alleine ist. „Ylvies gibt es viele. Und deren Angehörigen geht es ähnlich wie uns.“ Um Familien wie ihnen einen Urlaubsort zum Entspannen, zum Austauschen und zur Therapie zu bieten, haben die Pfeifers das „Projekt Ylvie“ aus dem Boden gestampft. „Wir sind eine betroffene Familie, die anderen Familien, denen es gleich geht, einen Platz bieten möchte.“
Alte Mühle restauriert
Deswegen hat Familie Pfeifer eine alte Mühle im niederösterreichischen Breitenwaida (Bezirk Hollabrunn) erworben und zu einem Urlaubsort und Therapiezentrum für Personen mit Schädel-Hirn-Trauma umgebaut. Das meiste sei in Eigenregie passiert, sagt Pfeifer. Für manches habe man aber auch auf die Hilfe von Freiwilligen gebaut. Mittlerweile sind die Bauarbeiten abgeschlossen und die Mühle konnte im September eröffnet werden.
„Eine neurologische Therapeutin hat bereits einen Therapieraum bezogen“, sagt Pfeifer. Und auch die Familie selbst habe schon die ersten Wochen in ihrem neuen Heim verbracht. Allein die vollständige Barrierefreiheit der restaurierten Mühle erleichtere den Pflegealltag immens, sagt Sandra Pfeifer. Und mit Barrierefreiheit ist nicht nur gemeint, dass es keine Stufen gibt, sondern dass es überall Hebelifte, Liegeduschen und extra große Bäder gibt, damit man auch mit Rollstuhl und Pflegebett Platz hat.
Bis aber betroffene Familien die Gelegenheit erhalten, in der Mühle zu urlauben, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Durch Corona habe man das auf kommenden Frühling verschieben müssen. Ohne Übernachtung könne man die Therapien aber bereits jetzt in Anspruch nehmen.
Die Zeit bis zu den ersten Buchungen will die Familie aber nutzen. Schließlich seien noch nicht alle Projekte umgesetzt. Einen kleinen Kartoffelacker und einen Wein- und Obstgarten gebe es bereits. Geplant sind aber auch tiergestützte Therapien. „Ylvie war früher eine aktive Springreiterin und wir möchten ihr wieder ermöglichen, Pferde um sich zu haben“, sagt Ylvies Mutter. Außerdem könne damit die Therapiemöglichkeit für die Urlauberinnen und Urlauber in der Mühle erweitert werden.
Wein für guten Zweck
Um die weiteren Projekte zu finanzieren, ist das „Projekt Ylvie“ aber auf Spenden angewiesen. Ein Unterstützer ist Anton Schöfmann. Der Haugsdorfer Winzer verkauft Weinpakete, deren Erlöse zu 100 Prozent an das Projekt gehen. „Ich kenne die Familie schon eine Zeit lang und finde, dass das Projekt auch langfristig wichtig für die Region und die Menschen ist“, sagt Schöffmann.
Die 50 ursprünglich zur Verfügung gestellten Pakete seien so gut angenommen worden, dass der Winzer die Menge noch einmal verdoppelt habe. Die aus Rot- und Weißwein bestehenden Pakete um 55 Euro können auf der Website von Anton Schöfmann (www.schoefmann.at) erworben werden. Damit kann man doppelt Freude schenken, so der Winzer.