Chronik/Niederösterreich

Mini-Frauenquote bei der ÖVP im Landtagsklub

In der Analyse der Landtagswahl mit dem Verlust von zwei Regierungssitzen und sechs Landtagsmandaten wird die VPNÖ wohl auch die Kandidatenauswahl durchleuchten müssen. Letztendlich finden sich nämlich unter den 23 Mitgliedern des ÖVP-Landtagsklubs in der kommenden Legislaturperiode nur mehr zwei Frauen. Davor waren es bei 29 Abgeordneten vier.

Spitzenduelle

Im direkten Vorzugsstimmenrennen, das bei der ÖVP auf den Bezirkslisten angesagt war, konnten sich gleich mehrere Kandidatinnen in den Spitzenduellen nicht durchsetzen. So verlor Michaela Hinterholzer (Bezirk Amstetten) ihr Mandat, ebenso wie Marlene Zeidler-Beck (Mödling). Die Abgeordnete Margit Göll (Bezirk Gmünd) wurde wegen zu weniger Plätze auf der Landesliste nicht mehr berücksichtigt, auch für die  Listenerste Viktoria Hutter (Bezirk Waidhofen/Thaya) gab es kein Mandat.

Bundesrätinnen

Vorzugsstimmensiegerin Sandra Böhmwalder aus dem Bezirk Lilienfeld, Göll, Hutter und Zeidler-Beck wurden zum Ausgleich vom Landesparteivorstand als künftige ÖVP-Bundesrätinnen designiert. Ein nö. ÖVP-Bundesratsmandat ist noch frei, es soll aus den Reihen des NÖAAB besetzt werden.

Völlig auf der Strecke zu bleiben droht die bisherige Bundesrätin und Kremser Kandidatin Doris Berger-Grabner, die auch Obfrau der ÖVP-Frauen in NÖ ist. Sie lag bei den Vorzugsstimmen hinter dem Bauernbündler Josef Edlinger. Den künftigen Frauenmangel im ÖVP-Klub kritisierte Berger-Grabner. Das Vorzugsstimmenmodel benachteilige Frauen, die nicht so gut vernetzt wie die Männer seien, sagte sie in einem ORF-Interview. Stattdessen schlägt sie den Wechsel zum Reißverschlusssystem vor, bei dem Männer und Frauen abwechselnd gelistet werden.

Landespartei

Bei der VPNÖ ist man über die Situation nicht froh, verteidigt aber das System. 43 Prozent der Plätze auf den Bezirkslisten waren mit Frauen besetzt, mit Johanna Mikl-Leitner ist eine Frau Spitzenkandidatin und auch die Hälfte des ÖVP-Regierungsteams sei weiblich, heißt es.

„Egal ob Frau oder Mann, bei uns haben einzig und allein die persönlichen Vorzugsstimmen in den Bezirken über den Einzug in den Landtag entschieden. Ein bewährtes und faires Modell, da alle Kandidatinnen und Kandidaten die gleichen Chancen bekommen. Welches System bei künftigen Wahlen zur Anwendung kommt, wird rechtzeitig vor diesen Wahlgängen entschieden“, stellt sich Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner hinter das Vorzugsstimmenmodell.