Serbische Fans außer Kontrolle: Polizeieinsatz bei Handballspiel
Von Michaela Höberth
"Ich bin noch immer von dem gezeichnet, was da gestern abgegangen ist", sagt Alexander Hofmann, Obmann des Handballvereins Krems. Nachdem es am Freitagabend bereits auf der Ottakringer Straße in Wien rundgegangen war, mussten die Polizeieinsatzkräfte am Samstagabend auch vor und während eines Handballspiels in Krems einschreiten: Dort hatten erneut serbische Sportfans randaliert.
Der österreichische Meister Förthof UHK Krems trat gegen Vojvodina Novi Sad an, es war das Hinspiel im European Cup. Doch schon vor dem Anpfiff zogen rund 70 Fans lautstark durch die Kremser Altstadt. Beim Spiel selbst in der Sporthalle eskalierte die Situation dann.
"Wir sind ein Familienverein, im Handball gibt es so etwas normalerweise nicht", sagt Hofmann im KURIER-Gespräch. Dass serbische Fans zu dem Spiel kommen würden, wusste der Verein im Vorfeld; allerdings wurde Hofmann im Vorfeld vom gegnerischen Verein mehrfach versichert, dass die Fans problemlos seinen. Dennoch bereitete man sich auf den Abend vor: Zehn Polizisten standen bereit, um eingreifen zu können, wenn es zu kritischen Situationen kommen sollte. Außerdem wurden seitens des Kremser Vereins mehr Ordner eingesetzt. Gute Entscheidungen, wie Hofmann im Nachhinein weiß.
"Anfangs waren die Fans aus Serbien nur laut. Das sind wir nicht gewohnt, bei unseren Spielen schauen auch immer Familien zu. Aber das ist im Sport ja in Ordnung", erzählt er. Allerdings kippte die Situation schnell. Als die Spieler aus Krems an den serbischen Fans vorbeiliefen, wurden sie angespuckt. "Sie haben auch auf unsere Fans hingeschlagen, zum Glück aber keinen erwischt. Sie waren unglaublich aggressiv", schildert der Obmann.
Die Stimmung wurde immer hitziger, die Emotionen gingen auf beiden Seiten hoch. In der 20. Spielminute dann kam es zur Eskalation: Serbische Fans drängten in Richtung des gegnerischen Sektors, ein Kremser Funktionär wurde geschlagen, ein anderer leicht verletzt.
"Waren Hooligans"
"Das waren keine normalen Fans. Das waren Vollprofis, Hooligans", so Hofmann. Sie hätten blitzschnell agiert, sich ihre Kapuzen ins Gesicht gezogen und die Gürtel abgenommen. Mit den Schnallen gingen sie auf das Kremser Publikum los. Die Polizei musste eingreifen, das Spiel wurde unterbrochen. "Die Situation war beängstigend. Die Einsatzkräfte haben aber super reagiert und deeskaliert. Aber ohne der Hilfe der Polizei hätte das alles ganz schnell aus dem Ruder laufen können, mit Verletzten und Massenpanik", ist sich Hofmann sicher.
Die Fans aus Serbien mussten die Halle verlassen, die Polizei brachte sie ins Freie. Ihr Bus nach Hause wurde bis zur ungarischen Grenze von Polizeiautos eskortiert. Das Spiel ging schlussendlich weiter, der UHK verlor mit knapp gegen 27:29 gegen Vojvodina Novi Sad. Hätte das Spiel abgebrochen werden müssen, wäre es mit 12:0 zugunsten von Krems ausgegangen.
Gegessen ist die Sache damit aber noch nicht; der UHK erstattet noch am Sonntag Bericht an den Europäischen Handballverband. Dieser muss entscheiden, wie es weitergehen soll, denn am kommenden Samstag würde für die Kremser das Rückspiel in Novi Sad anstehen.
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