Korneuburg: Kirche und Kloster stehen zum Verkauf
Von Michaela Höberth
Im Jahr 1338 wurde das Gelände rund um die Korneuburger Augustinerkirche heiliger Boden, der Bau der heutigen Anlage wurde 1773 abgeschlossen. Nun blicken sowohl das Gotteshaus als auch das ehemalige Klostergebäude einer neuen Zukunft entgegen: Vor einem Jahr wurde die Liegenschaft zum Verkauf ausgeschrieben.
Die Kirche ist im Besitz der Erzdiözese Wien, das Klostergelände gehört der Stadtgemeinde. Gemeinsam wurde ein Bieterverfahren eingeleitet, bis Mitte des Jahres soll die Entscheidung zugunsten eines Käufers gefallen sein.
„Für die Stadt ist es nur positiv, wenn die Anlage saniert und einer neuen Bestimmung zugeführt wird. Nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Belastung, die auf Dauer nicht zu stemmen gewesen wäre“, weiß ÖVP-Bürgermeister Christian Gepp. Dennoch ist der Verkauf einer Kirche ein heikles Thema; auch in Korneuburg gab es Widerstand, die FPÖ reichte eine Petition für eine christliche Weiternutzung ein.
Geht es nach Gepp, wären Veranstaltungsräume wünschenswert, auch ein Hotel und ein Gastronomie-Konzept waren schon im Gespräch. Auf einem Teil der Freifläche der Anlage wäre zudem ein Neubau möglich. „Die Grundstruktur muss aber aufgrund des Denkmalschutzes erhalten bleiben“, versichert der Stadtchef.
Augustinerkirche ist Einzelfall
Dass eine Kirche tatsächlich in private Hände gegeben wird, ist ein absoluter Einzelfall – laut Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, ist die Korneuburger Augustinerkirche derzeit sogar der einzige ihm bekannte Fall in Niederösterreich. Das Gotteshaus, das bis März 2020 für die Sonntagabend-Messen genutzt wurde, habe in den letzten Jahren mehr kunsthistorischen als spirituellen Wert gehabt. „Wir sind also nicht gram, wenn hier eine würdige andere Verwendung gefunden wird.“
Dass Kirchenverkäufe im ländlichen Raum sehr selten sind, liege an den gewachsenen Strukturen. Wo es eine Gemeinde gab, brauchte es nun einmal auch eine Kirche. In Großstädten wie Wien hingegen komme es immer wieder vor, dass Glaubensgemeinden zu klein werden und ein Gotteshaus einer neuen Nutzung zugeführt wird - allerdings im kirchlichen Sinne.
„Da das städtische Gebiet schon verbaut ist, haben wir immer wieder Anfragen von anderen christlichen Glaubensgemeinschaften, die ein Gebäude weiternutzen wollen.“ Dennoch seien in den letzten Jahren nur „eine Handvoll“ Kirchen weitergegeben worden.
Nur wenige Kilometer weiter, in Stockerau, wurde 2018 eine Kirche in private Hände gegeben: Damals wurde die Sebastianikirche inklusive Zinshaus verkauft, die Stadtgemeinde hatte die beiden Gebäude in der Innenstadt um rund 700.000 Euro abgetreten.
Hoffen auf Gastronomie
Die Kirche war schon lange zuvor nicht mehr sakral genutzt worden. Das Konzept der Käufer für das Gotteshaus – eine Urnenwand für Menschen und ihre Vierbeiner – wurde aber nie umgesetzt, da es dem Bestattungsgesetz widersprach.
Anfang 2020 standen daher beide Immobilien für 1.250.000 Euro zum Verkauf. Käufer wurde bis dato keiner gefunden, der Preis übersteigt auch die finanziellen Möglichkeiten der Stadtgemeinde. Diese hat keine Möglichkeit, auf die Entwicklung der Immobilie Einfluss zu nehmen. „Mein Wunsch wäre aber, dass sich dort Gastronomie ansiedelt“, so ÖVP-Bürgermeisterin Andrea Völkl.