Kompromiss ebnet den Weg für Groß-Bauprojekt in Brunn am Gebirge
Von Stefan Jedlicka
Ein wahres Langzeitprojekt scheint nun tatsächlich in seine finale Phase einzutreten. Seit 2018 wird in Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) um die Verbauung des ehemaligen Areals der Glasfabrik im Ortskern gerungen. Nach mehrfachen Umplanungen hat sich die Gemeindeführung nun aber mit den Grundeigentümern auf einen Kompromiss geeinigt.
Bereits im letzten Jahr war ein ausgearbeiteter Vorschlag auf dem Tisch gelegen. Dieser wurde in einer von der ÖVP geforderten Volksbefragung im Jänner 2023 aber von mehr als 60 Prozent der Teilnehmer abgelehnt. Haupt-Kritikpunkt: die Zahl der geplanten Wohnungen auf dem rund 90.000 Quadratmeter großen Grundstück sei zu hoch. Diese wurde nun um 200 auf maximal 580 Einheiten gesenkt.
„Die Hälfte davon muss laut Vertrag gefördert errichtet werden, damit wir leistbare Wohnungen im Ort anbieten können“, sagt Bürgermeister Andreas Linhart (SPÖ). „Denn es gibt derzeit eine lange Warteliste.“
Durchfahrt unmöglich
Weitere Kernpunkte: Im Zentrum des Geländes ist ein 7.000 Quadratmeter großer, öffentlich zugänglicher Park geplant, die Zahl der Stockwerke wird auf maximal sechs beschränkt. Dachbegrünungen und Photovoltaikanlagen sind auf allen Gebäuden vorgeschrieben und es soll keine oberirdischen Parkplätze geben.
Drei Zufahrten zum Areal sind geplant, eine Durchfahrt wird aber nicht möglich sein. Rund 10.000 Quadratmeter kauft die Gemeinde selbst an. Deren Nutzung ist noch offen – definitiv werde man dort aber keine Wohnungen errichten, betonen Linhart und Vizebürgermeister Christian Schmitzer (Neos). Bedarf gebe es jedenfalls im Pflegebereich.
Weiters wurde vereinbart, dass die Gemeinde die Erdgeschoß-Zonen der Baukörper jeweils für selbst festgelegte Zwecke anmieten kann. Ordinationen, Nahversorger und andere kommunale Einrichtungen werde man dort ansiedeln, kündigt Schmitzer an.
Kritik von der Opposition
Die ÖVP ist dennoch unzufrieden. Parteiobmann Oliver Prosenbauer spricht weiter von „massiver Verbauung“ sowie „insgesamt 31 Gebäudeblöcken mit bis zu acht Stockwerken“ und „über 1.000 Wohnungen.“ Die SPÖ ignoriere den Wunsch der Bürger, so Prosenbauer. „Scheinbar sollen die Wünsche der SPÖ-nahen Grundeigentümer noch schnell erfüllt werden und das unbeliebte Thema knapp ein Jahr vor der Gemeinderatswahl aus der Welt geschafft werden.“
Linhart kontert: „Wir haben auf dem Areal eine Bebauungsdichte von 30 Prozent, das ist sehr wenig für urbanes Gebiet. Und von 1.000 Wohnungen zu sprechen, ist einfach unseriös, es entspricht nicht der Wahrheit.“ Warum man nicht noch weniger Wohnungen gefordert habe? „Je weniger gebaut werden, desto teurer werden sie, wir wollen aber, dass junge Brunner im Ort bleiben können.“
"Kein Zeitdruck"
FPÖ-Gemeinderat David Wareka meint: „SPÖ und Neos wollen das Megabauprojekt Glasfabrik jetzt im Eilverfahren durchboxen. Aus Gemeindesicht haben wir keinen Zeitdruck." Sabine Hiermann (Grüne) kritisiert: „Die Grünen Brunn setzen sich für die Lebensqualität der Brunnerinnen und Brunner ein und nicht für die positiven Bilanzen der Immobilienfirmen und Bauträger. Durch das Fehlen eines Mobilitätsvertrages wird unser Ort in Zukunft einer noch stärkeren Verkehrsbelastung ausgesetzt, als es jetzt schon der Fall ist.“
Und Mario Rosensteiner (Bürgerliste WIR Brunner) sagt: „Der Brunner Bürger hat bei der Volksbefragung entschieden. Dieses Ergebnis gilt es auch für den Bürgermeister zu akzeptieren und umzusetzen. Die Pläne, die nun beschlossen werden sollen, sind nicht im Sinne der Brunner Bevölkerung!“