Kirchen abgefackelt: Verdächtiger nach zehn Jahren festgenommen
Nach zehnjähriger Fahndung hat die Polizei jenen Verdächtigen festgenommen, der zu Weihnachten 2012 in Amstetten in drei Kirchen Feuer gelegt und in einem Gotteshaus einen Schaden von fast einer Million Euro (900.000 Euro) verursacht haben soll. Letztendlich wurde jener junge Mann, der schon damals durch Zeugenaussagen ins Visier der Kriminalisten geraten war, nun aufgrund neuerlicher Hinweise aus der Bevölkerung belastet. Ermittler des niederösterreichischen Landeskriminalamtes erwirkten vor einigen Wochen bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten aufgrund der neuen Entwicklungen einen Haftbefehl. Nachdem der Mann keinen ordentlichen Wohnsitz hatte, dauerte es einige Zeit bis Fahnder den Verdächtigen in Wien aufspürten und ihn vor wenigen Tagen festnehmen konnten.
Der Mann wurde vom Haftrichter zu den Vorwürfen befragt und unter strengen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. "Er wurde gegen gelindere Mittel wieder enthaftet", bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Leopold Bien, gegenüber dem KURIER. Am dringenden Tatverdacht habe sich aber nichts geändert, erklärt Bien. Die Ermittlungen in dem Fall dauern daher weiter an.
Der knapp 30-Jährige ist für die Ermittler kein Unbekannter. Er war bereits kurz nach den Brandstiftungen als einer der Verdächtigen ins Visier der Kriminalpolizei geraten. Nach der Veröffentlichung eines Phantombildes langten damals Hinweise von drei Zeugen ein, die den jungen Mann an allen Tatorten gesehen hatten. Eine nahe Angehörige des Verdächtigen war Tage zuvor in einer der Kirchen nach ihrem Ableben eingesegnet worden. Es lag damals die Vermutung nahe, dass darin ein mögliches Motiv zu suchen ist.
Adventsonntag
In Amstetten herrschte am Morgen des vierten Adventsonntags des Jahres 2012 der Ausnahmezustand. Der Tag vor dem Heiligen Abend ist in die Stadtgeschichte eingegangen. Ein unbekannter Brandstifter hatte nacheinander in drei Kirchen Feuer gelegt. In einem Gotteshaus wurde gerade Gottesdienst gefeiert, als plötzlich eine Erntekrone im Rückraum der Kirche in Brand stand. In der Klosterkirche der Franziskanerinnen entstand von einem Beichtstuhl aus ein massiver Brand, der einen Millionenschaden anrichtete.
Während die Feuerwehren nach einem massiven Löscheinsatz die Ausbreitung des gefährlichen Feuers in der Klosterkirche auf das bewohnte Klostergebäude mitten in der Innenstadt verhinderte, breitete sich in der wenige Hundert Meter entfernten Stadtpfarrkirche St. Stephan Brandgeruch aus und die Gläubigen verließen fluchtartig das Gotteshaus und suchten im Pfarrheim Zuflucht. In weiterer Folge wurde entdeckt, dass auch in der Herz-Jesu-Kirche, in einem anderen Stadtteil, versucht worden war einen Zeitungs- und Bücherständer anzuzünden. Das Feuer erlosch, während im Inneren der Kirche eine Messe gefeiert wurde, aber von selbst.
Der Schaden in der Klosterkirche war jedoch enorm. Ausgehend vom Beichtstuhl, in dem das Feuer gelegt worden war, griffen die Flammen auf das Seitenschiff, auf sechs hölzerne Bankreihen und auf die Holzdecke über. Zwei Löschtrupps brachten den Brand dann glücklicherweise in wenigen Minuten unter Kontrolle. 100 Einsatzkräfte von fünf Feuerwehren waren eingesetzt.
Gefahndet wurde damals nach einem Verdächtigen mit folgender Beschreibung: Ein 1,75 Meter großer, junger, sportlicher Mann mit dunklem kurzen Haar, bekleidet mit schwarzer Jacke, Skaterjeans und weißen Turnschuhen.