Chronik/Niederösterreich

Kindergärten sperren zu: Kirche kommt nicht gut weg

Der KURIER-Bericht über die geplante Schließung aller Pfarrkindergärten der Erzdiözese Wien in NÖ hat für Aufregung gesorgt. Nicht nur betroffene Eltern laufen gegen das für 2022 angekündigte Aus der neun Standorte (420 Betreuungsplätze) Sturm. Auch die Politik zeigt sich über die Vorgangsweise der Kirche entrüstet.

„Wir sind etwas befremdet über Art und Weise und die Argumentation, die hier von der Erzdiözese an den Tag gelegt wird“, sagt der Stadtparteiobmann der ÖVP Wiener Neustadt, Nationalrat Christian Stocker. Mit dem Dom- und dem Pfarrkindergarten Herz Mariä verliert die Stadt gleich zwei beliebte Betreuungseinrichtungen. Und das in einer Zeit, in der fast mehr Nachfrage als Platzangebot in Kindergärten herrscht.

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Weil man mit der Fördersituation in NÖ – im Vergleich zu Wien – nicht zufrieden ist, legt die Kirche die noch neun verbliebenen Standorte (Leopoldsdorf, Baden, Neunkirchen, St. Valentin, Pottschach, Wimpassing, zweimal Wr. Neustadt und Zillingdorf) still. Trotz des Elternbeitrags und der Subventionen müsse die Kirche für die 420 Plätze jährlich 390.000 Euro zuschießen, erklärte dazu der Sprecher, Michael Prüller.

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Weil auch die zuständige ÖVP-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister eher durch Zufall davon erfahren hat, stößt die Vorgangsweise der Kirche auf wenig Verständnis. Verhandlungen über mögliche Lösungsszenarien seien von der Kirche erst gar nicht vorgeschlagen worden, zeigt man sich in St. Pölten irritiert.

Kritik aus allen Reihen

Als nicht nachvollziehbar bezeichnet auch Neos-Landessprecherin Indra Collini die angekündigte Schließung. „Dass auch die Kirche in der Corona-Krise sparen muss, leuchtet ein. Allerdings muss man schon kritisch hinterfragen, ob mit der Schließung von Kindergärten an den richtigen Stellschrauben gedreht wird.“

Noch schärfer reagiert die FPÖ. „Von Nächstenliebe und christlich-sozialen Werten ist die Erzdiözese Wien weit entfernt. Als Alleinerzieherin von zwei Kindern kann ich den Unmut der Eltern mehr als nachvollziehen“, so FPÖ-Familiensprecherin Vesna Schuster. Die Freiheitlichen fordern, dass das Land an der Stelle einspringt. Laut Teschl-Hofmeister sei man bereits dabei, mit den betroffenen Gemeinden Lösungen zu erarbeiten.

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In Baden ist man schon weiter. „Mit September 2021 wird der Betrieb eingestellt, wir sind aber vorbereitet. Die eine, dann noch bestehende Gruppe, wird mit der Betreuerin geschlossen in einen anderen Kindergarten übersiedeln“, sagt Bürgermeister Stefan Szirucsek (ÖVP).

Das Ende für den Pfarrkindergarten sei „schade“, er habe im Vorfeld Information dazu bekommen, allerdings nicht von der Erzdiözese, sondern von anderer Seite.