Chronik/Niederösterreich

Kienberg: Spezialist für Druckbehälter steigt in Wasserstoffzeitalter ein

Ihren Einstieg ins Wasserstoff-Zeitalter hätten sich die Manager des Druckflaschenproduzenten Worthington Cylinders in Kienberg/Gaming wohl anders ausgemalt. Doch trotz wirtschaftlicher Tristesse und schwierigen Bedingungen beim Bau eines neuen Werksgebäudes läuft dort derzeit die Produktion der neuen Composite-Flaschen, die vor allem als Wasserstofftanks für die Fahrzeugindustrie dienen werden, nach Zeitplan an.

Mit der zehn Millionen Euro schweren Investition ist der Betrieb im Erlauftal in der momentanen Corona-Krise ein Vorzeigeunternehmen in der Industriesparte. Es sei mühsam gewesen, den im Sommer des Vorjahres gestarteten Bau der Produktionshalle für die geplanten extrem druckresistenten Kunststoffbehälter fertigzustellen, berichtete der Produktionsleiter des Composite-Werks, Martin Emsenhuber. Es war nicht einfach, während des Lockdowns Firmen zu beauftragen. Doch vor allem mit regional verankerten Professionisten blieb man im Zeitplan. Somit können in der neuen Produktionshalle bereits emsig für den Traditionsbetrieb völlig neue Verfahren getestet und verbessert werden.

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Das Werk mit 400 Mitarbeitern am Eingang zum Ötscherland gehört zu den renommiertesten Herstellern von Stahlflaschen, die mit verschiedensten Hochdruckgasen für die Industrie oder mit medizinischem Sauerstoff für den Spitalsbereich gefüllt werden. Auch Erdgastanks für VW werden in Kienberg bereits hergestellt.

Neues Terrain

Mit der Wasserstoff-Linie begibt man sich auf völlig neues Terrain. Den zugekauften Kunststoffflaschen extreme Druckstabilität für möglichst große H2-Füllkapazitäten bei gleichzeitig geringem Gewicht zu verleihen, sei die große Herausforderung, erklärte Werksdirektor Günther Ehrgott. Immerhin halten die Flaschen durch Kunstharzlegierungen einem Druck von bis zu 750 Bar stand.

Chancen

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Die Absatzchancen für die Spezialbehälter werden von der Österreich-Tochter des US-Konzerns Worthington jedenfalls als hoch eingeschätzt. Mit Wasserstoff betriebene Lkw, Busse, Kommunalfahrzeuge, Züge oder auch Schiffe werden kommen, schilderte Ehrgott im Gespräch mit Landesvize Stephan Pernkopf, der sich in der Funktion als NÖ Umweltreferent einen Überblick verschaffte. Die Nutzung von abgasfreiem Wasserstoff sei Teil der Energiewende im Verkehr und nehme auch im Programm der Bundesregierung eine wichtige Position ein. „Worthington ist mit dieser Investition ganz vorne dabei“, lobte Pernkopf. Mit bis zu fünf Meter langen Composite-Flaschen als Wasserstofftanks für Omnibusse wird Worthington im letzten Jahresquartal die ersten Großkunden beliefern. Worthington Cylinders erwirtschaftet jährlich 100 Millionen Euro und ist ein wichtiger Leitbetrieb und Arbeitgeber im Ötscherland.

Das industriewissenschaftliche Institut nahm den Betrieb in einer Studie unter die Lupe. Dabei wurde errechnet, dass das Unternehmen 400 Menschen im eigenen Haus beschäftigt, aber über die regionale und österreichweite Wertschöpfungskette 968 Beschäftigungsverhältnisse in der Volkswirtschaft absichert. Mit dem Bau des neuen Werks wurden in Österreich 78 Arbeitsplätze geschaffen.