Chronik/Niederösterreich

Helfer auf zwei Rädern: Rotkreuz-Motorradstaffel startet durch

März 2020, der Beginn der Pandemie: Der Verkehr auf der A4 steht still. Die Grenze zu Ungarn wurde geschlossen, bis zu 50 Kilometer reichten die Staukolonnen zurück. Mit Autos wäre die dringende Versorgung der Menschen, die auf eine Weiterfahrt warteten, unmöglich gewesen.

Hier kamen die beiden Motorradgruppen des Roten Kreuzes Niederösterreich aus Groß-Enzersdorf und Krems zum Einsatz: Sie kämpften sich mit ihren Maschinen durch den Stau, kümmerten sich um die Wartenden, deeskalierten die Situation. Es war die Geburtsstunde der Motorradstaffel in Niederösterreich, die ab sofort offiziell im Einsatz ist.

„Die beiden Motorradgruppen in Marchfeld und Krems gibt es nun ja bereits seit einigen Jahren, in der Coronakrise 2020 haben wir uns dann zusammengeschlossen“, erzählt Staffelkommandant Raphael Klippl. Die Teams aus Großenzersdorf und Krems sind also langsam zusammengewachsen und bilden nun eine Sondereinheit. Um möglichst schnell am Unfallort sein zu können, werden die beiden Standorte jedoch beibehalten.

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Bis dato verfügten die Standorte Marchfeld und Krems über je zwei Maschinen, nun konnten weitere fünf Motorräder in Betrieb genommen werden. 19 Sanitäter und Notfallsanitäter sind aktuell im Einsatz, geschulte Helfer, die wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Drei Leben konnten dank den Helfern auf zwei Rädern bisher gerettet werden. „Es freut mich, dass die Staffel nun weiterwächst und damit noch gezielter helfen kann“, sagt Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich.

Die Motorradstaffel kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn die Verkehrssituation knifflig ist: In einem Stau muss Hilfe geleistet werden, oder die Zufahrt ist für das Rettungsfahrzeug aufgrund von Baustellen schwierig. Ähnlich wie die „First Responder“, also Ersthelfer, die bei einem Notfall in der Nachbarschaft helfen, können sie oft schneller vor Ort sein als ihre Kollegen mit dem Einsatzwagen. Unterstützt wird zudem bei Suchhundeeinsätzen, bei Großeinsätzen beispielsweise als Melder und bei Ambulanzdiensten.

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„Beim Wachaumarathon sind die Kollegen aus Krems bereits seit vielen Jahren aktiv. Motorradtrupps haben sich hier als optimales Mittel erwiesen, um schnell zu den Patienten und Patientinnen zufahren zu können“, erzählt Klippl. Neben Niederösterreich gibt es auch Motorradstaffeln in Salzburg und Tirol.

Ausgestattet ist jedes der Motorräder mit einer Notfalltasche für Sanitäter, einem Defibrillator, einem Feuerlöscher und einem Rotkreuz-Bären zum Trösten. Unterstützt wurde die Neuanschaffung der Maschinen durch Kawasaki Österreich, in der Ausbildung wie auch im Einsatz setzt man auf enge Zusammenarbeit mit der Landespolizeidirektion Niederösterreich, der Landespolizeidirektion Wien, dem ÖAMTC und der ASFINAG.

Aktuell werden Helfer gesucht, die Teil der neuen Motorradstaffel werden wollen. „Voraussetzungen sind eine mehrjährige Erfahrung als Sanitäter, der Motorradführerschein A groß ohne Probezeit sowie die Bereitschaft, weitere Fortbildungen zu machen“, sagt Klippl.