Chronik/Niederösterreich

Grüner Ring um Wien: „Das Gesicht unserer Heimat erhalten“

Eigentlich müsste Gerhard Schödinger, Bürgermeister von Wolfsthal im Bezirk Bruck an der Leitha, allen Grund zur Freude haben. Hatte die Gemeinde im Jahr 2005 noch etwas mehr als 700 Einwohner, so ist diese mittlerweile auf rund 1.200 Bürger angewachsen. Auch für Unternehmen wird die Region immer interessanter, was zusätzliches Geld in die Gemeindekassen spült.

Doch wenn Schödinger über die Zukunft redet, dann spricht er von einer „großen Herausforderung“ und von „Druck“. Dieser, so der Politiker, komme von zwei Seiten: aus Wien und Bratislava. Es sei ein „Siedlungsdruck“ und ein Druck durch Investoren entstanden, berichtet Schödinger. „Die Bevölkerung ist nun aber froh, dass es klare Spielregeln gibt.“

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Der Bürgermeister meint damit das niederösterreichische Regionalplanungsprojekt „Grüner Ring“ um Wien, das vor zwei Jahren gestartet wurde. Damit sollen die Siedlungsentwicklung in der gesamten Ostregion gesteuert und Ackerflächen und Grünräume gesichert werden. „Es geht um den Erhalt des Charakters unserer Ortschaften und des Gesichts unserer Heimat“, betont Landesvize Stephan Pernkopf.

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Nach der ersten Leitplanung in der Region Schwechat mit elf agrarischen Schwerpunkträumen, 35 erhaltenswerten Landschaftsteilen und 29 regionalen Grünzonen im Ausmaß von mehr als 10.000 Hektar widme man sich nun dem Bezirk Bruck a. d. Leitha. Dort gelte es nun, für die 104.000 Bewohner der 33 Kommunen die hohe Lebensqualität zu sichern, erklärte Pernkopf. Erste Ergebnisse sollen im Laufe des kommenden Jahres vorliegen.

Weinbau

Allerdings haben die Verantwortlichen seit 2018 bereits etliche Initiativen umgesetzt: So wurde der produzierenden Landwirtschaft ein Vorkaufsrecht ab 1.000 Quadratmetern eingeräumt. Damit soll verhindert werden, dass mit Weinbauflächen – insbesondere an der Thermenlinie – spekuliert wird.

Zudem wurde die Pflegezonen-Verordnung im Biosphärenpark Wienerwald novelliert und im Oktober eine große Novelle des Raumordnungsgesetzes beschlossen, das auch ein Bodenschutzpaket beinhaltet. „Es wurde außerdem noch nie soviel für Gewässer-Renaturierungen gemacht, speziell an der Donau, der Fischa und der Leitha“, berichtet Pernkopf.

Warnung

„Wenn wir nichts machen, gibt es einen automatischen Trend zur Urbanisierung“, warnte am Donnerstag der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur, Thomas Knoll, der das Projekt „Grüner Ring“ begleitet. Gerade die Corona-Krise zeige die Relevanz der regionalen Nahrungsmittelversorgung und der Naherholung, die Grünräume seien darum „systemrelevant“.