Chronik/Niederösterreich

Im Land der Hämmer glühen wieder die Eisen

„Land der Hämmer zukunftsreich“ heißt es in der ersten Strophe der Bundeshymne. In einem der Zentren der rot-weiß-roten Schmiedehämmer und glühenden Essen kehrt nach coronabedingter Pause an diesem Wochenende wieder die Kraft und der Geist der Schmiedemeister und Schwarzen Gesellen zurück. In Ybbsitz im niederösterreichischen Ybbstal werden von morgen, Freitag, bis Sonntag an die 70 Schmiede aus halb Europa beim internationalen Schmiedetreffen „Ferraculum“ ihre Künste zeigen und um die Wette hämmern.

„Dort ist die Wiege der österreichischen Metalltechnik überhaupt. Mit den Nagel- und Hammerschmieden hat alles begonnen“, sagt der Bundesinnungsmeister der metallverarbeitenden Betriebe Harald Schinnerl. Wenngleich die noch tatsächlich an Amboss und Esse arbeitenden Gewerke in der mächtigen Metallerbranche schon in bedrohlicher Minderheit sind, hat die Schmiedetradition hohen Stellenwert.

Autodidakten

„Das Schmieden ist hochattraktiv. Von den 25 bis 30 Kursen, die wir jährlich hier in Ybbsitz anbieten, sind alle ausgebucht. In den vergangenen Jahren gab es über 500 Absolventen“, schildert der Präsident des Schmiedezentrums Ybbsitz, Josef Hofmacher. Viele der Quereinsteiger und Autodidakten würden es in der traditionellen Schmiedekunst oder beim Messerschmieden zu erstaunlichen Fähigkeiten bringen. Die wuchtigen Klänge der Vorschlaghämmer sind in den modernen Hightech-Metall-Werken nicht mehr zu hören. Die Tradition der Schmiedearbeit, wie sie in den Ybbsitzer Hammerwerken gepflegt wird, steht hoch im Kurs und ist auch als immaterielles Kulturerbe der UNESCO geschützt.

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Sechs Essen um den alten Marktbrunnen, aber auch die traditionsreichen alten Hammerwerke, wie der Eybl-, Fahrngruber- oder der Tannhäuser-Hammer, sowie moderne Traditionsbetriebe wie sind im Rahmen des Ferraculum in den nächsten Tagen das Mekka der europäischen Schmiedekunst. Dem traditionellen Schmiedewettbewerb hat man das Thema „Transformation“ vorgegeben. „Aktuelle Bezüge zum Klimawandel oder zum Krieg werden sich in den Werken finden, immerhin war ja immer eine große ukrainische Delegation beim Ferraculum dabei“, schildert Hofmacher. Zumindest zwei Schmiede aus der Ukraine sind auch heuer mit dabei.

Handwerkskunst

Meister und Gesellen aus acht Ländern werden ihr Bestes geben und vor allem den ganzen Samstag über eine klingende Show bieten. Zur festlichen Eröffnung wird heute Vormittag im Ybbsitzer Schmiedemuseum die Sonderausstellung „transformation“ des italienischen Metallkünstlers Roberto Giordani eröffnet. Als „Artist in Residence“ werkt er schon seit Tagen mit einer Handvoll Schmieden aus den USA und Tschechien an einer kunstvollen vier Meter hohen Stele, die künftig in Ybbsitz zu bestaunen sein wird. Sechs tschechische Kunststudenten wiederum schmieden für Ybbsitz zwei einzigartige Straßenleuchten. Und eine tschechische Schulklasse werkt bereits seit Tagen an Exponaten, die aus Steinen aus der Ybbs und aus Eisen für die Besucher des Festivals fabriziert werden.

Wiege der Metaller

Ab dem 12. Jahrhundert nahmen die Gewinnung und Verarbeitung von Eisenerz stetig zu und erreichten dann  Mitte des 16. Jahrhunderts mit 15 Prozent Anteil an der europäischen Eisenproduktion den Höhepunkt. Ausgehend vom Erzberg entwickelte sich die Eisenwurzen im Dreiländereck von Steiermark, Ober- und Niederösterreich zur wichtigsten Eisen produzierenden Landschaft Europas.

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Hier hatten  die  Metallindustrie und die Metalltechnik-Betriebe, wie Schlosser, Spengler oder Stahlbauer ihren Ausgangspunkt. Die Sparte Metalltechnik umfasst laut Innungsmeister Harald Schinnerl  9.500 Betriebe. Die Gruppe stellt auch die meisten Lehrlinge in Österreich ein. 750 Schmieden und 550 Hufschmiede werden meist als Kleinstbetriebe geführt.

Ybbsitz ist Mitglied im Ring der europäischen Schmiedestädte.  Zuletzt  wurde mit Brtnice und Náměšť nad Oslavou in Tschechien die Internetplattform forumferrum.com gegründet, auf der Hunderte Schmiedeschätze präsentiert werden sollen.
schmieden-ybbsitz.at