Fußball in NÖ: Das Virus dirigiert das runde Leder
Leere Publikumsränge, Prämien für Geisterspiele und dennoch leere Vereinskassen: Im fußballerischen Unterhaus rumort es angesichts des Corona-bedingten Spielchaos gewaltig. Daran ändert auch der am Donnerstag präsentierte Schutzschirm des Landes NÖ, der Vereinen wie berichtet pro Geisterspiel eine Prämie einbringt, nicht viel.
Die Situation könnte nicht verworrener sein. Wiener Neustadt müsste als Drittligist unter orange gefärbter Corona-Ampel in einem 4.000-Besucher-Stadion eigentlich vor leeren Rängen spielen. Wegen der überregionalen Bedeutung und einem Bundesliga-tauglichen Covid-Konzept dürfen heute um 17 Uhr zum Cup-Match gegen Rapid aber 1.250 Besucher auf einen der reservierten Sessel Platz nehmen.
Das Meisterschaftsheimspiel kommende Woche muss allerdings wieder vor leeren Rängen ausgetragen werden.
Bei den Auswärtsspielen in der Regionalliga, beispielsweise im benachbarten Burgenland, sind hingegen wieder Zuseher erlaubt. „Das ist natürlich eine massive Ungleichbehandlung der Vereine. Das Virus ist am Fußballplatz in Wiener Neustadt nicht gefährlicher als in anderen Städten“, hadert der Vorstand des SC Wiener Neustadt, Rainer Spenger mit der Lage.
Geisterspielprämie
Der Schutzschirm des Landes sei zwar begrüßenswert, für einen Verein wie Wiener Neustadt macht das Minus pro Match ohne Zuschauer allerdings immer noch bis zu 7.000 Euro aus. „Wie viele Vereine das überleben, werden wir sehen“, so Spenger.
Dass die Prämie ein guter Schritt nach vorne ist, sieht auch Michael Karjalainen-Dräger so. Er ist Platzsprecher des FC Rohrendorf (Bezirk Krems-Land) und Initiator der Petition, die eine neue Zuschauer-Regelung für den Amateurfußball in Niederösterreich fordert. Der Rohrendorfer sieht die Prämie aber nur als einen Teil des Problems: „Denn auf die Wirtschaft wird vergessen. Zulieferer wie der örtliche Bäcker oder Fleischer haben von der Prämie nichts. Da fehlen die Umsätze, weil der Verein nicht einkauft.“
Auch Werner Vogl, Hauptgruppenobmann des NÖFV für das Waldviertel begrüßt den Schritt: „Es ist ein Entgegenkommen und das begrüßen wir. Aber dadurch wird sich die Gesamtsituation nicht gravierend verbessern.“ Laut dem Büro von Sportlandesrat Jochen Danninger (ÖVP) habe man von Vereinen extrem positive Reaktionen auf die „Geisterspiel-Prämien“ erhalten. „Es werden sogar abgesagte Spiele doch ausgetragen“, so Sprecher Andreas Csar.
Kuriositäten
Sowohl Karjalainen-Dräger als auch Vogl sind sich aber einig, dass die Maßnahmen des Landes zu kuriosen Situationen führen. „Es gibt Teams, die in den Nachbarort fahren und dort spielen, weil dieses Dorf in einem gelben Bezirk liegt und damit Zuschauer erlaubt sind“, erzählt Vogl.
Ähnlich kurios ist es in Rohrendorf, erzählt der Platzsprecher: „Wir haben eine Gastro-Konzession und dürfen Gäste bewirten. Durch eine Glasfront können sie das Spiel sehen. Da sitzen zehn Personen im Innenraum an einem Tisch ohne Maske. Gleichzeitig haben wir eine Tribüne für 600 Personen, wo 250 Menschen mit Abstand genug Platz hätten. Das dürfen wir aber nicht.“