Chronik/Niederösterreich

Der Edelbrenner mit dem Spirit ist Europas Bester

Edelbrenner Georg Hiebl aus Haag (Bezirk Amstetten) erwartet dieser Tage wertvolle Post aus Berlin. Konkret geht es dabei um eine Kiste voll mit Gold- und Silbermedaillen. Der international schon hoch dekorierte Schnapsbrenner hat nämlich beim renommierten Brennerwettbewerb „Craft Spirits Berlin“ so richtig abgeräumt.

Neben 16 Gold-, 22 Silber- und 3 Bronzemedaillen hat der Mostviertler in Berlin sein Können mit noch begehrteren Titeln untermauert. Georg Hiebl erreichte unter knapp 500 aus aller Welt eingereichten Destillaten mit der „Rote Williams 2020“ die meisten Punkte und den Titel „Craft Spirit of the Year“. Dem nicht genug: Die Anzahl der Medaillen und Kategorie-Siege (Best in Class) ließ Hiebls Brennerei zur „Craft Distillery of the Year“ aufsteigen.

Nach dem Weltmeistertitel der Edelbrenner auf der IWSC 2014 in London, sowie Titeln bei der österreichischen Destillata ist nun Berlin ein nächster Höhepunkt. Beim größten Bewerb Europas für handwerklich hergestellte Spirituosen musste heuer wegen der Pandemie das große Festival mit der feierlichen Preisverleihung entfallen.

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41 Proben, 41 Preise

Brenner aus 25 Ländern, darunter auch aus Übersee, wie Kanada oder Mexiko, schickten ihre Destillate an die Spree. Hiebl, der in den Gewölben seines Vierkanters 120 verschiedene Schnäpse und Liköre produziert und lagert, wollte es genau wissen und ließ 41 Proben bewerten. Wegen Corona wurden die Fachjuroren in sechs Ländern mit den zu bewertenden Schnäpsen per Post beschickt.

„Zuerst wollten wir uns heuer nicht beteiligen, dann haben wir doch einiges eingeschickt“, schildert der Mostviertler. Seine gesamten Produktproben wurden dann ausgezeichnet. Es ist immer ein Funkeln in den Augen des Brennermeisters zu erkennen, wenn er seine einzelnen Kategoriesieger beschreibt. Etwa den als besten Whisky gekürten „George Nr. 4“. „Das ist ein reiner Mais-Malzwhisky, zwölf Jahre gelagert, weißt eh, nach der Bourbon-Art“, schwärmt er. Edel und teuer ist die „Elsbeere 2018“, mit der Hiebl die Kategorie Wildobst aufmischte.

Die Sparte „Gemüse“ beherrschte Hiebl, wie fast immer, mit seinem Roten-Rüben-Brand. Siege in den Sparten „Geist“ und „Zitrusfrüchte“ erreichte er mit seinen Mandarinen-Bränden. Was Hiebl an einen dieser Tage eingetroffenen Gruß aus Süditalien erinnert.

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Mandarinen

„Ende März sind dort die Bio-Mandarinen mit dem besten Aroma, das man sich vorstellen kann, reif. Dann kommt meine Lieferung“, erzählt Hiebl. Schon seit vielen Jahren mischt er seine Maische nicht nur mit Mostviertler Birnen und Äpfeln an, sondern experimentiert auch mit exotischen Früchten aus aller Herren Länder. Gerade im Aufbereiten der Maischen liegt eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Denn darüber hüllt er sich konsequent in Schweigen. Nur so viel: „Es wird nur feinstes Speiseobst verarbeitet“.

Oder gibt es für die fast unheimliche Erfolgsserie gar spirituelle Hilfe von oben? Der in Berlin als Spartensieger gekrönte Rosenblütenlikör (18 Prozent) wurde beispielsweise aus den Rosen des Stiftgartens in Seitenstetten gewonnen. Im dortigen Klosterladen sind Hiebls Brände ein Renner. Wegen der Corona-Krise wurden auch dort, so wie in der Gastronomie, wenig Brände verkauft. Auch für Hiebl schmerzliche Einbußen. Doch seine Produkte sind unverderblich und gewinnen mit dem Alter an Wert. So hat der Edelbrenner jedem seiner vier Söhne ein 110-Liter-Whisky-Fass „für die Zeit, wenn sie Männer sind“ eingelagert.