Andrang immer größer: Sozialmarkt eröffnet zweiten Standort
Von Stefan Jedlicka
Sie kommen aus Wiener Neustadt, Neunkirchen und Baden – und sogar aus dem Burgenland. Die Zahl der Kunden des „Sozialen Greisslers“ in der Wiener Neustädter Neunkirchnerstraße steigt stetig an. „Wir haben ungefähr 25 Neueinschreibungen jede Woche“, erzählt Vereinsobmann Franz Lechner. Rund 1.500 Mitglieder sind es mittlerweile, die sich um günstige Lebensmittel anstellen. Nicht selten bis auf den Gehsteig vor dem Geschäft hinaus.
Daher hat sich Lechner nun entschlossen, einen zweiten Standort zu eröffnen. Trotz des finanziellen Risikos. „Das trage ich ganz alleine, kein Vereinsmitglied“, betont er. Denn der Wiener Neustädter darf sich über zahlreiche helfende Hände freuen. 25 ehrenamtliche Unterstützer sind unterwegs, um die Ware, die von Firmen zur Verfügung gestellt wird, abzuholen, sie zu sortieren und einzuschlichten. „Ohne sie wäre das alles nicht möglich“, ist der Obmann dankbar.
70 Kunden pro Tag
Bis zu 70 Kunden zählt er während der drei Stunden, die der Laden jeweils montags, mittwochs und freitags geöffnet hat. „Am Samstag, wenn wir Ware und frisch gekochte, warme Suppe verschenken, sind es 100 bis 300“, erzählt Lechner. Einen Einkommensnachweis verlangt er nicht, nur eine Registrierung und fünf Euro Einschreibgebühr.
Finanzielle Sorgen
Finanziell sei der Betrieb eine ständige Herausforderung. „Übrig bleibt kaum etwas“, sagt er. „Und wenn, dann lege ich es mir als Notgroschen auf die Seite.“ Für Unvorhergesehenes, wie unlängst eine horrende Strom-Nachzahlung von rund 15.000 Euro. „Das Geld war eigentlich für die Eröffnung des neuen Marktes gespart. Jetzt müssen wir uns etwas anderes überlegen.“ Auch wenn man dankenswerterweise Unterstützung bei der Begleichung der Stromkosten erhalten habe.
Förderungen der öffentlichen Hand gebe es eher selten, berichtet Lechner. „Wir haben aber ein paar Gönner, die regelmäßig spenden.“ Zusätzlich organisiert man Benefiz-Veranstaltungen wie ein Suppenessen am 8. und 9. September im Geschäft.
Der Arbeitstag starte um 7 Uhr mit der Abholung von Waren. Um 9 Uhr wird dann geöffnet. Neben dem Lebensmittelgeschäft auch ein kleines Sozial-Cafe. Dort gibt es während der Geschäftszeiten bis 13 Uhr Kaffee oder Bier zu günstigeren Preisen.
„Die 4,50 Euro für ein Krügerl im Wirtshaus oder am Würstelstand sind einfach zu viel“, sagt Otto Reichmann und nimmt einen Schluck. Hier könne er sich nach seinem Einkauf noch ein bisschen mit Freunden unterhalten. „Die Preise im Supermarkt sind so stark gestiegen, dass ich dort nicht mehr einkaufen kann.“
Weniger Ware
So wie Reichmann geht es einer immer größeren Zahl von Menschen. „Wir brauchen ständig mehr Ware. Das Angebot wird aber leider kleiner, weil natürlich viele andere wohltätige Organisationen auch um Spenden bitten“, hat Franz Lechner bemerkt. Rund die Hälfte seiner Ware müsse er daher mittlerweile günstig zukaufen. „Die ursprüngliche Idee war aber eigentlich, gespendete Waren anzubieten und mit dem Erlös die Gratis-Ausgabe am Samstag zu finanzieren.“
Jetzt bereiten ihm zusätzlich Miete, Energie- und Spritkosten Kopfzerbrechen. Denn bis nach Tirol fährt man mitunter, um geschenkte Ware abzuholen.
Wer helfen will, kann spenden: AT61 3293 7000 0007 1803, oder sich unter sozialkaufhauswn@gmx.at melden.