Obsternte im Burgenland mit bitterem Beigeschmack
In den Obstgärten von Michael Habeler in Wiesen (Bezirk Mattersburg) haben er und seine Helfer derzeit alle Hände voll zu tun. Die Ernte der Pfirsiche neigt sich dem Ende zu, gleichzeitig werden die ersten frühen Apfelsorten wie Gala oder Elster sowie Birnen von den Bäumen gepflückt. Die Qualität der Früchte ist eine gute, sagt Habeler, der Ertrag der Obsternte werde heuer durchschnittlich ausfallen.
Auch die Trockenheit macht dem Landwirt zu schaffen. Ohne Bewässerung sei eine Bewirtschaftung derzeit kaum noch möglich. „Der Klimawandel ist schon stark spürbar, so arg wie heuer war es aber noch nie. Es ist schon fast unmöglich, im Freiland zu produzieren“, sagt der 29-Jährige, der den Obstbaubetrieb in fünfter Generation führt. Die Bewässerung seiner Plantagen ist ein „Riesenaufwand“ und noch dazu ein kostspieliger.
„Geschützte“ Kirschen
Um das Obst mit Wasser zu versorgen, muss er mit Traktor und Fass ausrücken. Die Zukunft des Obstbaus sieht er vor allem im geschützten Anbau. Um seine Früchte vor Trockenheit, Kälte oder Hagel zu schützen, lässt der Jungbauer Erdbeeren, Himbeeren und seit Kurzem auch Kirschen in Folientunneln reifen. Er hat viel investiert, doch seine Bemühungen machen sich bezahlt. „Wir haben heuer das erste Mal Kirschen aus dem geschützten Anbau geerntet – mit super Erträgen und in Top-Qualität.“
Agrarflächen
5.800 Betriebe im Burgenland bewirtschaften eine Fläche von 184.087 Hektar. Laut Obstbauerhebung von 2017 werden im Burgenland rund 400 Hektar Obstbauflächen bewirtschaftet. Für heuer wird eine durchschnittliche Erntemenge erwartet
24 Tonnen Äpfel pro Hektar wurden 2021 (auf einer Fläche von 337 Hektar) in Pannonien geerntet. Bei den Birnen waren es 14 Tonnen pro Hektar, auf 28 Hektar Gesamtfläche
Produktionssicherheit im Obstbau sei künftig „ohne technologische Investitionen undenkbar“, heißt es von Experten der Landwirtschaftskammer Burgenland (LK). Neuanlagen sollten mit Frostberegnungsanlagen, Hagelschutznetzen, Bewässerungseinrichtungen und eventuell sogar Foliendächern ausgestattet sein. Sonst sei eine regelmäßige, sichere Produktion nicht gewährleistet.
Insektenfraß
Auch Johann Plemenschits hat schon viel Geld in seinen Betrieb investiert. Der Obstbaupräsident des Burgenlandes bewirtschaftet im mittelburgenländischen Klostermarienberg mit seinem Sohn auf 20 Hektar Obstplantagen. Die Wettersituationen, sagt er, werden immer „extremer und diffiziler“. Damit die Äpfel die Größe, die vom Handel vorgeschrieben wird, erreichen, hat er in seinen Kulturen Bewässerungsschläuche gelegt und als Schutz vor Hagel Netze gespannt. Dieses Jahr gibt es etwa bei den Birnen hohe Ausfälle – bedingt durch Insektenfraß.
Wespen und Hornissen holen sich die Flüssigkeit wegen der Trockenheit aus dem Obst. Um die Früchte mittels spezieller Insekten-Netze zu schützen, müsste Plemenschits wieder bis zu 10.000 Euro pro Hektar berappen. Viel Geld und die Investitionen würden sich kaum noch rechnen. So etwa auch bei den Pfirsichen. „Bevor ich da wieder Netze kaufe, gibt es die Kultur dann halt nicht mehr.“
Sauereien im Kukuruzfeld
Neben dem Klimawandel haben die Bauern auch mit anderen Problemen zu kämpfen. Roland Trummer aus Neumarkt an der Raab (Bezirk Jennersdorf) etwa muss ungebetene Besucher aussperren. Seit zehn Jahren hat der Landwirt seine Ackerflächen – vor allem jene, die mit Kukuruz oder Soja bebaut sind – mit Weidezäunen versehen. „Das hilft, dass die Wildschweine fernbleiben.“ Seiner Ansicht nach ist aber nicht nur der Schwarzwildbestand gestiegen, sondern auch jener des Rotwildes. Die Elektrozäune seien zwar ein effektives Mittel, um Schäden zu dezimieren. „Man muss aber auch sagen, dass die Zäune sehr kostspielig sind und einen hohen Arbeitsaufwand erfordern.“
Auch die Jägerschaft ist gefordert. Von Jänner bis Mai wurden heuer 5.075 Stück Schwarzwild erlegt, schildert Landesjägermeister Roman Bunyai. Das sind um etwa 2.200 Stück mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Möglich sei diese Steigerung unter anderem durch den Einsatz von Nachtsichtgeräten, die seit Jahresbeginn erlaubt sind. Für Schäden, die das jagdbare Wild anrichtet, müssen jedenfalls die Jagdausübungsberechtigten aufkommen. 2019 waren das rund 640.000 Euro. Heuer könnten die Schadenersatzforderungen deutlich höher ausfallen, befürchtet Bunyai. Geschuldet sei das vor allem den gestiegenen Preisen für Agrarprodukte.