Chronik/Burgenland

Mit dem Lkw zurück ins Berufsleben

Hinter das Steuer eines 40-Tonners zu steigen, hat scheinbar an Faszination verloren. Die Meldungen aus England gingen um die Welt. Dort fehlen so viele Lkw-Lenker, dass die Versorgungsketten in Gefahr sind. Auch in Österreich kämpft die Branche seit einigen Jahren mit Fachkräftemangel.

Es gibt im Transportwesen kaum Bewerber, aber viele offene Stellen. Allein im Burgenland werden derzeit rund 50 Chauffeure gesucht. In ganz Österreich fehlen der Transportbranche rund 8.000 Lkw-Lenker.

Im Südburgenland will man diesem Trend nun mit einer neuen Schwerpunktausbildung die Stirn bieten. Das Arbeitsmarktservice (AMS) Stegersbach, das Berufsförderungsinstitut (BFI) Güssing und die Wirtschaftskammer haben ein neues Konzept erstellt und die Ausbildung „Güterbeförderung ++“ entwickelt. Das Programm wird im Rahmen der Fachkräfteoffensive abgewickelt.

Fachkräfteoffensive

Bisher bekamen Arbeitslose den Lkw-Führerschein nämlich nicht als Ausbildungsmaßnahme bezahlt. „Für viele war der zusätzliche Führerschein zu teuer. Mit unserem Lehrgang bekommen die Teilnehmer eine umfassende Ausbildung für die Transportwirtschaft“, sagt Sonja Marth, Geschäftsstellenleiterin des AMS Stegersbach.

In einer Fahrschule wird der Lkw-Führerschein inklusive Anhänger absolviert. Gelernt wird dafür in einem eigenen Kurs. Beim BFI gibt es die Zusatzausbildung für den Staplerschein und eine Ausbildung als Kranfahrer. Außerdem gibt es einen Erste Hilfe Kurs, Ladegutsicherungsvorträge und viel Praxis. „Wir wollen den Teilnehmern ein umfassendes Bild der Tätigkeit geben und sie durch die Praxis bei den Betrieben auch gleich an den Arbeitsmarkt vermitteln“, sagt Marth.

Roman Eder, stellvertretender Fachverbandsobmann des Güterbeförderungsgewerbes Österreich, hat auch in seinem Betrieb in Burgauberg (Bezirk Güssing) großen Bedarf an neuen Chauffeuren. „Seit einigen Jahren sind kaum neue Mitarbeiter zu bekommen, auch wenn man mehr bezahlt“, sagt Eder im KURIER-Gespräch. Er ist stellvertretender  Fachverbandsobmann des Güterbeförderungsgewerbes Österreich und selbst Transportunternehmer in Burgauberg, Bezirk Güssing. 

Alle Inhalte anzeigen

Er habe zwar einen guten langjährigen Mitarbeiterstamm, hier stünden aber einige bereits kurz vor der Pensionierung. Nachwuchs ist aber keiner in Sicht. Vor allem Lenker, die auch einen Kran bedienen können, seien rar oder kaum zu bekommen, „weil man hier auch Hand anlegen muss und nicht nur in der Fahrerkabine sitzt“.

„Schon über Jahre hinweg gibt es rund 80.000 Mitarbeiter im Speditions- und Kraftfahrbereich. Im Bereich der Kraftfahrer fehlen uns derzeit aber rund zehn Prozent“, sagt Roman Eder. Die Branche leide unter Fachkräftemangel.

Mehr als die Hälfte der österreichweit tätigen Lenker  seien älter als  50 Jahre und 20 Prozent davon gehen in den nächsten Jahren in Pension, was die Situation noch verschärfen werde. Obwohl die Löhne heuer bereits um fünf Prozent erhöht wurden, gebe es noch keinen Anstieg bei den Bewerbungen für den Job als Lkw-Lenker, sagt Eder.

In ganz Österreich sind beim AMS derzeit 1.402 offene Stellen bei 1.065 Betrieben ausgeschrieben. Im Burgenland gibt es aktuell rund 500 Betriebe in der Transportwirtschaft, die rund 2.800 Mitarbeiter beschäftigen. 33 Unternehmen sind derzeit auf der Suche nach insgesamt  48 Arbeitskräften.

Ausbildungsstart

Die neue Ausbildung beginnt am 31. Jänner und dauert bis 8. April. Durchgeführt wird sie vom BFI Güssing. „Acht Teilnehmerinnen oder Teilnehmer können in diesem ersten Kurs mitmachen“, sagt Marth. Bei einem Infotag am 18. Jänner im BFI Güssing von 9 bis 12 Uhr können sich Interessierte informieren. Voraussetzung ist ein Mindestalter von 18 Jahren.

Wer teilnehmen darf, entscheidet das AMS. Vorerst sind nur Klienten aus Güssing oder Jennersdorf teilnahmeberechtigt. „Wenn wir die Plätze so nicht befüllen können, können sich auch Leute aus anderen Bezirken melden“, sagt Marth. Laut Eder ist geplant, die Maßnahme im kommenden Jahr auf das ganze Burgenland auszuweiten. Der Bedarf an neuen Lkw-Lenkern sei schließlich vorhanden und werden in den kommenden Jahren weiter steigen.