Chronik/Burgenland

Ex-Minister als Burgherr in Stadtschlaining

Es herrscht reger Betrieb auf der Burg. Im Innenhof ist das neue Café gut besucht. Auch wenn die Eröffnungsfeier etwas holprig verlief – es gab Aufregung, wegen zu geringer Gagen für Künstler – läuft der Ausstellungsalltag wesentlich besser. Die ersten Tage lockten schon mehrere Hundert Besucher in die alten Gemäuer.

„Burgherr“ ist Norbert Darabos. „Ah, da ist ja unser ehemaliger Minister, dürfen wir ein Foto machen“, sagt ein Besucher auf der Burgbrücke. Norbert Darabos lässt sich gern mit den Gästen ablichten. „Wie hat Ihnen die Ausstellung gefallen?“, fragt Darabos. Die beiden haben nur Lob für die Jubiläumsausstellung. Es ist ein Streifzug durch die burgenländische Geschichte der vergangenen 100 Jahre. „So etwas freut mich, so einen Zuspruch hat man als Politiker nicht immer gehabt“, sagt Darabos und startet eine Führung durch die Schauräume.

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Landeshauptmann Hans Peter Doskozil fragte 2019 den damaligen Landesrat, ob er sich um die Burg und das geplante Haus der Geschichte kümmern wolle. „Da ich Historiker bin, Polit- und Managementerfahrung habe, habe ich ja gesagt“, sagt Darabos. Bereut hat er diesen Schritt bisher nicht.

Den ersten Berührungspunkt mit der Burg hatte Darabos 1991 als Historiker, damals zum 70. Geburtstag des Landes. „Ich wurde von der burgenländischen Forschungsgesellschaft eingeladen, um einen Vortrag über das Selbstverständnis der Burgenlandkroaten zu halten“, sagt Darabos.

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Moderne Burg

30 Jahre später war es seine Aufgabe, die Burg um rund 15 Millionen Euro zu modernisieren und die Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum zu gestalten. „Es war schon härter, als ich anfangs gedacht habe, wir mussten viele Interessen unter einen Hut bringen, aber es war positiver Stress, nicht wie in der Politik“, erklärt Darabos.

Doch nicht nur die Organisation war fordernd, auch die alten Mauern des Bollwerks hatten für die rund 50 Bauunternehmen einige Überraschungen parat. „Es ist ein altes Gebäude und alle baulichen Maßnahmen mussten mit dem Bundesdenkmalamt abgesprochen werden“, sagt Darabos. Da kam es immer wieder zu neuen Herausforderungen, wenn Stützmauern nicht da waren, wo sie sein sollten oder alte Wandmalereien entdeckt wurden. „Viele kommen extra wegen diesen Malereien, nur drei Mal gibt es Ähnliches in Europa“, weiß Darabos. Bis zu 300 Personen waren pro Tag in der Burg am Werken.

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„Wir waren sogar von der Suezkanal-Blockade betroffen, einige elektronische Geräte für die Ausstellung waren auf dem Frachter Ever Given, der den Kanal blockierte“, sagt Darabos. Zum Glück kam aber noch alles rechtzeitig. Bis kurz vor der Eröffnung am vergangenen Wochenende wurde gearbeitet. „Unser hoch motiviertes Team hat an einem Strang gezogen und wir haben alles geschafft“, freut sich Darabos.

Seine persönlichen Höhepunkte der Schau sind die Originalverträge von Saint Germain, die Frankreich als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. „Aber auch das Gewehr von Schattendorf ist ein wichtiges historisches Dokument“, meint Darabos. Durch die Schüsse aus dieser Waffe starben ein Mann und ein Kind. Der Freispruch der Schützen führte zum Justizpalastbrand. „Ein weiteres Highlight ist der Taucheranzug der DDR-Bürgerin, die über den Neusiedler See fliehen wollte“, sagt Darabos. Aber es gebe viele Kleinigkeiten und Besonderheiten in den Schauräumen zu entdecken. „Wir haben uns um Ausgewogenheit zwischen den Volksgruppen und Religionsgemeinschaften bemüht“, sagt der Historiker.

Haus der Geschichte

Bis Ende 2022 wird die Schau geöffnet sein, bis dahin soll auch das Konzept für ein ständiges Haus der Geschichte stehen. „Eine Etage wollen wir freiräumen und dort sollen dann immer wieder Sonderschauen zu sehen sein“, sagt Darabos, der mit seinem Team am Konzept arbeitet. Doch bis dahin sollen noch mehr als 30.000 Besucher die Jubiläumsschau bewundern. Die Schau wird ganzjährig zu sehen sein. Darabos ist froh, dass die Rückmeldungen der Besucher positiv sind: „So eine 100-Jahr Feier erlebt man ja nur einmal.“