Mit ihm kommt in Mattersburg der Fußball ins Rollen
Von Paul Haider
5. August 2020: Schicksalstag für den SV Mattersburg. Der Hauptsponsor des Vereins, die Commerzialbank, reißt den Bundesligisten mit in die Pleite. Schnell springen ehemalige Spieler, Funktionäre und prominente Unterstützer für den Mattersburger Fußball in die Bresche. Nur fünf Tage nach dem Aus für den SVM wird auch schon der Nachfolgeverein „MSV 2020“ gegründet.
An vorderster Front steht der erfolgreiche Mattersburger Unternehmer Manfred Strodl. Er erklärt sich bereit, Vorstandsvorsitzender des neuen Vereins zu werden – am Abend der Auflösung des SVM. „Das ist wirklich Schlag auf Schlag gegangen. Das wichtigste war, einen Verein als Grundlage zu gründen damit unsere 140 Kinder sofort weiterspielen konnten“, erzählt Strodl vom turbulenten Sommer 2020. Im September konnte auch schon der Saisonstart mit prominenter Unterstützung gefeiert werden, sogar Rapid-Trainer Didi Kühbauer war dabei. Mit den Grün-Weißen aus Hütteldorf teilen die Mattersburger übrigens auch weiterhin die Trikotfarben.
Libero in der Schülerliga
Für Manfred Strodl ist der Fußball eine Herzensangelegenheit. In jungen Jahren wäre für den umtriebigen Geschäftsmann auch eine sportliche Karriere infrage gekommen. Lebhaft erinnert sich der heute 68-Jährige an die Schülerliga 1967 zurück. Mit 14 Jahren hat er damals als Libero in der Mannschaft der Mattersburger Hauptschule gespielt: „Wir haben ein Double geschafft: In Eisenstadt haben wir 4:0 gegen Güssing gespielt, beim 2:1 gegen Siegendorf habe ich sogar ein Tor geschossen. So etwas vergisst man nicht“. Als Erwachsener hängt der Mattersburger die Fußballschuhe, nach einer Verletzung, dann doch an den Nagel und widmet sich seiner beruflichen Laufbahn. Er gründet die Firma „MS Bau“ und ist jetzt Haupteigentümer der „DFT Dach- und Fassadentechnik“.
Die Begeisterung für den Fußball lebt Manfred Strodl aber bis heute – wenn auch nicht mehr selbst als Kicker auf dem Rasen. Seine Firma gehört zu den drei Hauptsponsoren des MSV 2020. Dem Neo-Obmann ist es wichtig, den neuen Verein finanziell auf stabilere Beine zu stellen als es beim Vorgänger der Fall war: „Mir ist es lieber, 100 kleine Sponsoren zu haben als einen großen. Wir werden nicht mit Gewalt Schulden machen“, erklärt der erfahrene Geschäftsmann.
5. August 2020
Drei Wochen nach der Schließung der Commerzialbank wird auch der SV Mattersburg aufgelöst
10. August 2020
Neustart mit der Gründung des Mattersburger Sportverein 2020 (MSV 2020)
400Vereinsmitglieder
haben sich dem MSV 2020 bereits angeschlossen
In der Region verwurzelt
Großen Wert legt der gebürtige Mattersburger darauf, dass der MSV 2020 in der Region verwurzelt ist: „Wir haben keinen einzigen Legionär. Einige Spieler aus der Region kommen aus höheren Ligen zurück nach Mattersburg. Das ist einzigartig in ganz Österreich“.
Das Engagieren von Lokalmatadoren werde auch einen positiven wirtschaftlichen Effekt mit sich bringen, ist Strodl überzeugt: Spieler aus der näheren Umgebung seien ein nicht zu unterschätzender Faktor wenn es darum geht, Fans auf die Ränge zu bekommen. Beim SVM haben die Zuschauerzahlen im Pappelstadion zuletzt geschwächelt.
Beachtlich ist die Nachwuchsarbeit des MSV: In acht Jugendmannschaften sind knapp 140 Kinder aktiv. Angesichts der tollen Leistungen der Jung-Kicker wurden auch etliche Eltern wieder vom Fußball-Fieber gepackt: „Es sind schon einige Väter von Kindern aus der Jugendmannschaft zurückgekommen, weil sie glauben, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Darauf sind wir stolz“, freut sich Manfred Strodl.
In die Meisterschaft ’21/’22 starten die Mattersburger heuer auch schon mit einer Kampfmannschaft und einer Reserve. Der MSV 2020 startet von ganz unten, in der 2. Klasse Mitte, und zunächst auch nicht im Pappelstadion, dessen Inventar gerade vom Masseverwalter des SVM versteigert wird.
Die Marschrichtung ist aber klar: steil nach oben soll es gehen. Ob es der MSV 2020 auch einmal in die Bundesliga schaffen wird? Auf diese Frage antwortet Manfred Strodl mit realistischen Zielen: „Wenn die Jungen zusammenhalten, können sie in fünf bis sechs Jahren sehr viel erreichen. Sie schaffen sicher den Aufstieg in die 1. Klasse, in ein paar Jahren vielleicht auch in die Landesliga. Uns ist es sehr wichtig, nichts zu überstürzen. Es ist ein harter Weg, aber es ist der richtige“.