Helfen ist ihr Hobby: Freiwillig beim Roten Kreuz
Sie musste nicht lange überlegen. Als Anna Reisner in der Schule an einem Vortrag zum Thema Zivildienst und Freiwilliges Sozialjahr teilnimmt, merkt sie gleich, dass das etwas für sie sein könnte: „Ich habe mir gedacht – hey, das ist ziemlich cool. Es war für mich nämlich auch immer schon klar, dass ich beruflich etwas Soziales machen will“, erinnert sich die 21-Jährige an ihre „Initialzündung“ zurück.
Es dauert nicht lange, da meldet sie sich auch schon zu einem Schnupperdienst an, bei dem sie in einem Rotkreuz-Auto mitfahren darf. Anna ist fasziniert von den ersten Einblicken in das Rettungswesen.
Ihr Entschluss steht: Im September 2019 startet die junge Frauenkirchnerin ihr freiwilliges soziales Jahr beim Roten Kreuz Burgenland. Im Turnus auf der Bezirksstelle Neusiedl am See mit dabei sind fünf weitere Gleichgesinnte, darunter auch Annas beste Freundin.
„Die passende Jacke“
Das Rote Kreuz hat die neue Kampagne „Wir haben die passende Jacke für dich“ gestartet.
Auf www.passende-jacke.at werden neue Helfer gesucht
3.360Freiwillige
engagieren sich im Burgenland ehrenamtlich beim Roten Kreuz.
Österreichweit gibt es 74.000 freiwillige Rotkreuz-MitarbeiterInnen
Nach der siebenwöchigen Sanitäter-Ausbildung stehen Rettungs- und Krankentransporte auf der Tagesordnung. Das Aufgabenfeld entspricht in etwa dem eines Zivildieners. 34 Arbeitsstunden pro Woche sind im Freiwilligen Sozialjahr vorgesehen, dafür gibt es ein Taschengeld von 260 Euro pro Monat.
Aller Anfang ist schwer
Bei Annas ersten Diensten bewahrheitet sich ein altes Sprichwort, denn „aller Anfang ist schwer“. Doch sie merkt auf Anhieb, dass der soziale Faktor beim Roten Kreuz auch unter den Kollegen eine große Rolle spielt: „In meinem ersten Dienst als Praktikantin war ich ziemlich nervös und aufgeregt, weil alles neu war. Aber es waren alle so lieb zu mir, haben mich bei der Hand genommen und gesagt: ‚Wir machen das gemeinsam!‘ Das hat mir total gefallen“.
Die erste Reanimation
Auf die Frage, ob sie ein besonders schönes Erlebnis aus ihrem Freiwilligen Sozialjahr hervorheben kann, muss Anna erst mal nachdenken. Doch dann erzählt die 21-Jährige mit strahlenden Augen von einem wirklich brenzligen Einsatz: Ein Mann war beim Spazierengehen in sich zusammengestürzt – Herz-Kreislaufstillstand. Glücklicherweise waren rasch die Lebensretter zur Stelle, darunter auch Anna Reisner: „Das war meine erste Reanimation. Und die war erfolgreich! Das war ein superschönes Erlebnis. Es war so schön zu sehen, wie bei dem Menschen der Herzschlag wieder eingesetzt hat“.
Mitten in Annas freiwilliges Jahr beim Roten Kreuz fällt der erste Corona-Lockdown im März 2020. Da die Rettungsteams von drei auf zwei Sanitäter verkleinert wurden um das Ansteckungsrisiko zu verringern, wechseln viele Freiwillige in den Bereitschaftsdienst. Sie leisten unter anderem Versorgungsdienste für Gestrandete auf der A4, als Ungarn die Grenzen dichtmacht.
Karriere beim Roten Kreuz nicht ausgeschlossen
Viele weitere prägende Erlebnisse bestärken Anna Reisner in ihrem Vorsatz, dem Roten Kreuz auch nach ihrem freiwilligen Jahre treu zu bleiben. Derzeit leistet sie 20 Wochenstunden im „BITZ“ Gols als Impfassistentin und im Test-Team. Außerdem studiert sie Gesundheits- und Krankenpflege an der FH St. Pölten. Eine spätere Karriere beim Roten Kreuz – etwa als Notfallsanitäterin – schließt sie nicht aus.
Ganz nebenbei gehen sich bei Anna aber immer noch mindestens vier Dienste pro Monat auf der Bezirksstelle aus. In Zeiten von nächtlichen Ausgangsbeschränkungen komme dieser Tätigkeit eine ganz neue soziale Bedeutung zu, wie Anna mit einem Schmunzeln anmerkt: „Am Wochenende kann man eh nicht fortgehen, dann mache ich halt einen Nachtdienst. Beim Roten Kreuz sind wir ja mehr Freunde als Kollegen, und so kann man auch etwas mit Freunden unternehmen.“
"Eine der besten Entscheidungen meines Lebens"
Wer sich vorstellen kann, Anna Reisners Beispiel zu folgen und beim Roten Kreuz freiwillig aktiv zu werden, könnte sich keinen besseren Zeitpunkt dafür ausgesucht haben. Am heutigen Samstag, dem 8. Mai, ist Weltrotkreuztag, und die neue Freiwilligenkampagne wurde in der Vorwoche gestartet.
Die junge Sanitäterin aus Frauenkirchen empfiehlt das freiwillige Engagement jedenfalls aus voller Überzeugung: „Es war eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich würde es sofort wieder tun. Wenn ich mich selbst vergleiche, wie ich mich weiterentwickelt habe – ich habe so viel Selbstbewusstsein aufgebaut und menschliche Kompetenzen erworben.“
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