Lukas Spirk: „Jedes Tor schreibt seine eigene Geschichte“
Von David Marousek
Vor drei Jahren schockte ein Transfer Fußball-Burgenland. Lukas Spirk, zwei Jahre in Folge Torschützenkönig in der Burgenlandliga und frischgebackener Meister mit dem SV Eberau, wechselt den Verein.
Doch sein Ziel war kein Regionalligist, kein Schritt in Richtung Semi-Profi, sondern in die letzte Klasse des Fußballwesens zu seinem Heimatverein ASV Gemeinde Tobaj.
Seine große Rückkehr begann jedoch mit einem Schönheitsfehler, denn Tobaj stieg – noch ohne Spirk – am letzten Spieltag aus der 1. Klasse in die allerletzte ab.
„Der Plan war eigentlich nicht in die letzte Klasse zu gehen, aber es war für mich von vornherein klar, dass ich in jedem Fall kommen werde“, erinnert sich Spirk im Gespräch.
Junger Vorstand
Der Wechsel ist so kurios, wie die Geschichte des erst 2016 gegründeten ASV Gemeinde Tobaj. Eigentlich wollten Deutsch Tschantschendorf und Tobaj fusionieren, was jedoch nicht bei allen alteingesessenen Funktionären auf Zustimmung stieß.
So wurde der Verein kurzerhand neu gegründet. Heute weisen die Tobajer, die in Deutsch Tschantschendorf kicken, wohl einen der jüngsten Vorstände des Landes auf. Keiner ist über 40 Jahre alt und Kapitän und Torjäger Lukas Spirk hilft als Obmann-Stellvertreter sogar selbst mit.
Geld sei kein Faktor
Angesprochen darauf, ob er sich seinen eigenen Vertrag schreibt, muss Spirk lachen: „Man hört ja viel, vor allen in den Gasthäusern. Angeblich verdiene ich ja zwischen mehreren Tausend Euro und gar nichts. Aber nein, ich mache das nicht und verhandle auch nicht. Es gibt ein Ja oder Nein. Ich spiele nicht ums Geld, sonst wäre ich ja nicht hier.“
Neben dem Mannschafts- und Vereinsklima schätzt Spirk unter anderem, dass er im Notfall sogar zu Fuß zum Sportplatz gehen kann. Dorthin, wo er von der U6 bis zur U16 das Kicken gelernt hat. Damals noch unter dem Namen Deutsch Tschantschendorf. 2008 dann der große Coup. Der Wiener Spitzenklub Rapid buhlte um den groß gewachsenen Stürmer – mit Erfolg.
Zwei Jahre verbrachte Spirk in Wien, bis es ihn wieder in den Landessüden zog. „Es war eine lehrreiche, aber auch schwierige Zeit. Der Wechsel vom Dorf- ins Stadtleben war nicht leicht. Mit etwas mehr Glück und auch Eigenengagement hätte es vielleicht für mehr gereicht“, erinnert sich Spirk.
Erfolge
Unter anderem Burgenlandliga-Meister mit dem SV Eberau, doppelter Torschützenkönig mit Eberau, Meister mit seinem Heimatverein ASV Gemeinde Tobaj. In seiner Jugend agierte Spirk für drei Jahre beim Nachwuchs des SK Rapid Wien.
56 Tore
Diesen Fabelwert stellte Lukas Spirk in dieser Saison auf. 28 davon in der regulären Saison, 28 weitere im Meister-Play-off der 2. Klassen Süd. Damit war er österreichweit einer der gefährlichsten Stürmer.
„Vita hilft nichts“
Die Erwartungen an den mittlerweile 30-Jährigen war groß – nicht nur von außen. „Ich habe auch von mir Leistung erwartet. Man will immer das Maximale herausholen – aus sich und aus der Mannschaft“, so Spirk.
Seit 2019 war Tobaj immer wieder als Spitzenteam eingestuft und zählte als Kandidat für den Aufstieg, doch zwei Mal machte die Coronapandemie einen Strich durch die Rechnung. Doch bei all den Siegen, blieb man stets fokussiert. „Wenn man so viel gewinnt und das Verlieren gar nicht so richtig kennt, macht sich vielleicht eine gewisse Bequemlichkeit breit. Man muss einfach immer alles geben und abrufen. Nur von einer Vita zu leben oder von dem, was einmal war, ist vielleicht schön, hilft aber im Fußballalltag nichts“, fasst Spirk zusammen. Auch des Toreschießens ist er noch nicht müde geworden: „Jedes Tor schreibt seine eigene Geschichte, da steckt immer etwas dahinter. Sei es ein Konter, ein Pass oder Zweikampf.“
Was den Aufstieg mit Tobaj noch toppen könnte? „Ich glaube, das wäre nur der Aufstieg in die 2. Liga Süd.“